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BR-München Propellerbauer und Motorkunstflieger

Martin Albrecht, Mitglied der Kunstflug-Nationalmannschaft, trainiert für die anstehende Deutsche Meisterschaft. Dass er seiner Maschine Höchstleistungen abverlangen kann, verdankt er nicht zuletzt dem Propeller, den er selbst in der Firma seines Onkels Gerd Mühlbauer in Straubing mitentwickelt hat.

Von: Bernhard Ebner

Stand: 30.10.2016 | Archiv

Ein Propeller | Bild: BR

"Der Propeller ist drinnen mit Buchenholz plastifiziert, mit Fichte im Außenbereich, dass das Gewicht sehr niedrig ist. Und dann hat der eine spezielle Kohlefaserummantelung. Das hört man auch von der Frequenz her und darum ist es sehr torsionssteif. Das heißt, wenn Sie mit acht- oder zehnfacher Erdbeschleunigung ums Eck fliegen mit dem Flugzeug, dann dürfen sich die Blätter nicht verformen in ihrer aerodynamischen Form."

Martin Albrecht, Geschäftsführer MT-Propeller

Martin Albrecht

Mit Holzpropellern eroberte sich MT-Propeller die Weltmarktführung im Luftschraubenbau. Eine Erfolgsgeschichte, die mit neuen Entwicklungen fortgeschrieben wird.

"Wir erhöhen die Blattanzahl, wir verändern die Konstruktionsmethodik, wir gehen von Aluminium, wie Propeller früher gebaut wurden, auf die Mischbauweise, auf verschiedene Materialien, mit Holz, Kohlefaser, kleben das alles zusammen, reduzieren den Durchmesser des Propellers, womit die Blattspitze nicht mehr so schnell läuft. Und dadurch wird die Umfangsgeschwindigkeit geringer und der Lärm erheblich reduziert."

Martin Albrecht

Mit dem Bau spritsparender "Flüsterpropeller" stießen die Straubinger vor 30 Jahren in eine Marktlücke. Heute platzt die Firma aus allen Nähten. Allein in den letzten beiden Jahren hat sie ihre Produktion mehr als verdoppelt.

Buchen- und Fichtenholz bilden den Kern der Mühlbauer-Propeller, fast so wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, am Anfang der Fliegerei. Das Holz stammt überwiegend aus besonderen Höhenlagen in Österreich und Polen. Nach langer Trocknung werden die Bretter verleimt. Als Nebeneffekt bewirkt das nach der Verarbeitung die verzierende Zeichnung der Blätter. Heute wird die Form der Propeller mit modernen computergesteuerten Maschinen aus den Leimblöcken gefräst. Bis vor 15 Jahren wurde diese Arbeit noch von Hand mit Hobel und Messer erledigt.

Auf den Zehntelmillimeter genau werden die Luftschraubenblätter in der Nachbearbeitung korrigiert, bevor der historische Weg des Propellerbaus verlassen wird. Im Gegensatz zu früher werden die Propeller heute mit einer Kohle- oder Glasfaserschicht überzogen.
Warum braucht man aber in den Zeiten moderner Werkstoffe überhaupt noch das Naturprodukt Holz ?

"Wenn man einen Baum anschaut: der wackelt 400 Jahre von rechts nach links mit dem Wind und bricht nie ab. Und dadurch kann man sehen, dass Holz eine sehr hohe Dauerfestigkeit hat. Und dieser Werkstoff Holz ist durch nichts momentan erreicht, wenn man ihn richtig einsetzt."

Martin Albrecht

Gerd Mühlbauer

Die Geschichte über MT-Propeller bliebe aber ohne den Firmengründer unvollständig. Das Fliegen und der Propellerbau treiben den gelernten Maschinenbauingenieur bis heute an:

"Die Idee war ganz einfach neue Verstellpropeller zu entwickeln, weil es die in der Form noch nicht gab. Wir haben ungefähr 15 verschiedene Patente angemeldet: ein paar sind wertvoll ein paar weniger wertvoll. Aber das ist egal. Entscheidend an der ganzen Sache ist, dass diese Dinge, die wir machen, niemand auf der ganzen Welt macht."

Gerd Mühlbauer, Firmengründer MT-Propeller

Aus dem Alltagsgeschäft will sich Gerd Mühlbauer langsam zurückziehen. Untätig wird er deshalb aber nicht. Die 160 Mitarbeiter und vor allem Martin Albrecht sind ganz froh,dass der Senior noch weiter mitmischt. Dann bleiben für den Kunstflugpiloten ein paar Trainingstunden mehr Zeit, um sich für die deutsche Meisterschaft vorzubereiten.


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