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TV Ungarn 280 Jahre Ungarn-Deutsche in Tarian

Nach den Türkenkriegen wurden in menschenleeren Gebieten Ungarns bayerischer Bürger angesiedelt. Jetzt wurde der Geschichte und der Tradition der Ungarn-Deutschen gedacht.

Von: Zsuzsa Sári

Stand: 02.07.2017 | Archiv

Trachtengruppe | Bild: BR

"Wir wissen nicht genau, wo unsere Ahnen herkommen. Wir wissen, dass sie auf Ulmer Schachteln nach Ungarn gefahren sind. Sie sind wahrscheinlich aus mehreren Dörfern zusammengestellt worden und 1737 hier in Tarján angekommen durch die Ansiedlung der Familie Esterházy. Die war eine sehr bekannte Fürstenfamilie in Ungarn. Und diese Kolonie eigentlich existiert nun seit 1737. Und die Sprache ist immer noch da, die Sitten sind immer noch da, und wir fühlen uns immer noch als Ungarndeutsche. Das ist das Wichtigste."

Katalin Bachmann, Mitglied des Vereins der Deutschen Volksgruppe in Tarján

Katalin Bachmann

Das malerische Dorf Tarján liegt in einer hügeligen, von Bächen gegliederten Landschaft, im Kranz des Gerecse-Gebirges. Der Weinbau ist ein Erbe der bayrischen Ahnen, und geht auf 40 katholische, deutsche Familien zurück, die vor 280 Jahren von der Familie Esterházy hier angesiedelt wurden. So wurde Tarján zu einem Dorf mit deutscher Mehrheit, und für die einzigartige Kultur der Schwaben in Ungarn begann die Blütezeit.

Das Gedenken an die Ahnen bewahren heute im Friedhof noch die alten Grabsteine. Aus ihnen wurde ein großes Kreuz gestaltet, das Richtung Urheimat blickt.
Ein besonderes Kleinod in der katholischen Kirche sind die Dokumente, auf denen sogar Johann Georg Koller seinen Handabdruck hinterlassen hat, als seine in Tinte getauchte Feder 1756 das Taufbuch eröffnete.

In den 1930er Jahren geborene Ortsbewohner sprechen noch mit der größten Selbstverständlichkeit den schwäbischen Dialekt, genauso, wie sie ihn von den Großeltern gelernt haben.

"Ich war neun Jahre alt und ich konnte kein Wort auf Ungarisch. Wir haben zu Hause nur Deutsch geredet, in der Mundart, nicht wahr… Dann ist die Zeit gekommen, wo man nicht Deutsch sprechen durfte. Mein Vater ist gestorben, ich war neun Jahre alt und konnte kein Wort auf Ungarisch sprechen, weil wir zu Hause immer in der deutschen Mundart geredet haben mit den Eltern und den Ureltern. Nur Deutsch, ja."

Józsefné Reiner geborene Katalin Keindl

Richárd Schneider

So wurden die Sprache und die alten Bräuche von Generation zu Generation weitergegeben. Ziel der Mitglieder des Vereins der Deutschen Volksgruppe in Tarján ist es, das schwäbische Erbe des Dorfes am Leben zu erhalten und auch an die folgenden Generationen weiterzugeben. Freilich ist dazu die Offenheit der Jungen unbedingt notwendig, aber damit gibt es, so scheint es, kein Problem:

"Ich fühle mich mit dem Tanz und auch mit der Musik sehr verbunden. Wenn ich nur einen Ton höre, setzt in mir ein Prozess ein, die Rhythmen kommen und ich will tanzen."

Richárd Schneider, Mitglied des Vereins der Deutschen Volksgruppe in Tarján

Die Seele und der Motor der Tanzgruppe, die drei Generationen umfasst, ist Ágnes Schneiderné Bachmann. Zu den Tänzern und Musikanten gehören auch ihre drei Söhne.

"Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass man die Bräuche weiter pflegt, denn die ältere Generation hat uns das weitergegeben und es ist unsere Pflicht, das weiter zu pflegen. Jeder freut sich darüber, meiner Meinung nach. Und alles für Tarján, alles für die Gesellschaft."

Richárd Schneider, Mitglied des Vereins der Deutschen Volksgruppe in Tarján

Der Verein hat heuer ein reich bebildertes Buch herausgegeben. Das Thema: Ein Schwabendorf aus der Sicht der Jungen. Die Traditionspflege ist damit noch lange nicht beendet. Geplant ist es, den Kontakt zu jenen bayerischen Ortschaften auszubauen, aus denen die Vorfahren in diese Gegend gekommen sind.


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