BR-München Indischer Pfarrer betreut bayerische Gemeinde
Was für uns alle zum normalen Winter gehört, war für ihn etwas Neues: für Pater Vijay aus Indien.
"Ich hatte natürlich viel von Schnee gehört und wir sind alle rausgegangen mit meinen Freunden und haben das auch wirklich mit Staunen in die Hand genommen. Das war eine tolle Erfahrung."
Pater Vijay Kumar Tirkey, indischer Pfarrer
Pater Vijay lebt nun im Münchner Stadtteil Fürstenried, weil er hier gebraucht wird. Denn in Bayern will kaum noch jemand Priester oder Pfarrer werden, so sind in den 750 Pfarreien im Bistum München-Freising derzeit fast 200 ausländische Pfarrer im Amt.
Doch Pater Vijay hat sich schon integriert, zumindest, was die Kleidung betrifft. Seine Sekretärinnen haben ihm dabei geholfen.
"Ich habe mich von den Damen beraten lassen und habe mir dieses Stück mitgenommen."
Pater Vijay Kumar Tirkey
Ein Pfarrer als bayerischer Inder: Trachten und Gebräuche spielen für ihn tatsächlich eine große Rolle, deshalb unternahm er auch – gemeinsam mit Gemeindemitgliedern – einen Besuch in sein Heimatdorf im Westen Indiens. Viele seiner Freunde und Verwandte leben dort.
"Ich telefoniere mit meinen Geschwistern regelmäßig also über Internet. So bin ich dann am Laufenden, was zu Hause läuft."
Pater Vijay Kumar Tirkey
12 Uhr, Mittagszeit. Zum Essen trifft er sich regelmäßig mit anderen Priestern des Steyler Ordens, dem auch er angehört. Viele von ihnen kommen ebenfalls aus anderen Kulturen hier her, aus China, aus Indien oder von den Philippinen, und können interkulturelle Missverständnisse hier in ihren bayerischen Pfarreien nicht immer verhindern.
"Wenn es um Pünktlichkeit geht, wenn ich da an meine Pünktlichkeit zuhause denke, ist das schon mal anders: Auf den Philippinen sagen wir einfach, so zehn Uhr, schaut man zunächst mal, ob die Menschen schon da sind oder man kann zunächst mal ein bisschen warten, zehn Minuten aber je nach dem. Hier muss man, sonst kriegt man ein bisschen, ja, Ärger oder was."
Pater Rodel Liguid, Kaplan in Großhadern, Philippiner
Darum müssen in Bayern Auslandspriester, von denen es immer mehr gibt, eine Schulung absolvieren, organisiert vom Bistum. Hier lernen sie auch, sich darauf vorzubereiten, dass das Amt des Pfarrers in Bayern andere Dinge mit sich bringt als in Afrika oder Indien.
"Aus den Gesprächen auch mit ausländischen Priestern ist so meine Erfahrung, dass hier in Deutschland die Aufgabe eines Priesters viel breiter gestreut ist als in Afrika oder Indien."
Josef Kafko, Personalchef für Priester
Und so übernimmt auch Pater Vijay täglich Verwaltungsarbeit, unterzeichnet Formulare, telefoniert mit Behörden – und das gleich in zwei Pfarreien, mit zwei Kirchen und zwei Sekretariaten – auch das eine Folge des Pfarrermangels.
Sonntag, zehn Uhr, die Messe beginnt. Pater Vijay gestaltet den Gottesdienst nicht anders, als es die Liturgie vorgibt, wobei er sich aber dennoch ein paar Kleinigkeiten erlaubt: Etwas mehr Farben auf dem Altar. Und auch seine Predigt unterscheidet sich von einer bayerischen.
"So heißt es in einem Lied in meinem Heimatdialekt…"
Pater Vijay Kumar Tirkey
Die Gemeinde kommt damit gut zurecht:
"Also das ist schon eine schöne Art, die geht schon ins Herz."
Umfrage
"Wir haben gelernt, dass die Ansichten immer ein bissl unterschiedlich sind, eben dass die konservativen Ansichten von hier, wie man es von älteren Pfarrern kennt, auch ein bissl aufgelockert werden können."
Umfrage
"Und jetzt haben wir diese Offenheit der Weltkirche und dann einen jungen, aktiven Pfarrer. Das gefällt mir gut."
Umfrage
Etwas mehr Weltoffenheit durch einen Pfarrer aus Indien: So hat der Pfarrermangel in Bayern wenigstens eine positive Auswirkung.
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Hans, Sonntag, 01.März 2015, 20:39 Uhr
1. Indischer Pfarrer in Fürstenried
Wann wird es gesendet zum anschauen ?
Antwort von ADA, Sonntag, 01.März, 21:26 Uhr
ADA läuft von 17.30 bis 18 Uhr - die Sendungs ist also vorbei. Leider ist ADA bis jetzt nicht in der Mediathek vorhanden, Sie können aber weitere Infos unter http://www.br.de/nachrichten/priester-mangel-bayern-100.html finden.