BR-München Innovationen beim Holzbau
Im niederbayerischen Mirskofen fliegen dieser Tage die Holzwände durch die Luft. Hier entsteht ein Einfamilienhaus aus massivem Holz, alles auf einem Lastwagen. Die Bauherren sind begeistert.
"Einen Tag auf dieser Baustelle sich aufhalten und diese Atmosphäre kennenlernen, diese tolle Arbeit, diese genaue Arbeit von einem Holzhaus, die aufs Millimeter genau gearbeitet ist."
Alois Geltl, Bauherr
"Man fühlt sich einfach wohl, hier drinnen. Man würde jetzt schon am liebsten rumlaufen und alles anschauen, wo was steht, welche Zimmer und so. Na, es ist einfach super, es ist unser Wunschhaus?"
Christa Geltl, Bauherrin
Moment Mal: Früher sah ein Holzhaus doch so aus! Mit dem klassischen Prinzip "Balken auf Balken" hat der moderne Holzbau nicht mehr viel zu tun. Die Wandelemente aus verschraubten Nadelholzbrettern sind von Maschinen zurechtgeschnitten und müssen vor Ort millimetergenau zusammengebaut werden. So hat sich das Zimmererhandwerk in den letzten zehn Jahren zu einem High-Tech-Beruf entwickelt.
"Früher wurden die Balken auf die Baustelle geliefert und vor Ort wurde dann sehr viel von Hand zusammengebaut. Die große Revolution ist einfach wirklich die Vorfertigung. Dass man sagt, man fertigt die Elemente vor und dann ist in kürzester Zeit das Dach drauf und dann hat man die Möglichkeit, im Trockenen auszubauen."
Birgit Maier, Holzbau Maier
Neue Produkte, neue Technologien, neue Möglichkeiten. Wenn die Vorplanung passt, dauert der Rohbau des Einfamilienhauses nur drei Tage.
Die Technik kommt nicht selten aus Österreich. Holzbau hat eben eine lange Tradition in der Alpenrepublik und ist auch in Bayern erfolgreich. Ebenfalls Österreicher ist Erwin Thoma. Der gelernte Förster und Massivholz-Pionier war auf der Suche nach einem Modell, das gesundes Wohnklima mit modernen Energiestandards verbindet. Seine Lösung: Altes Holzwissen und ein Reinheitsgebot fürs Haus!
"Das Besondere ist dieser Zellverband des Holzes, dass wir nur durch die Konstruktion eine natürliche Klimaanlage, einen natürlichen Heizungsspeicher herstellen und die ganze Haustechnik weitgehend ersetzen, die ganzen Chemikalien, die beim Bau vorkommen, ersetzt werden können und am Ende das reine Naturmaterial uns umhüllt, uns warm und gesund hält."
Erwin Thoma, Holz100
Alles Hokuspokus? Eine Studie der medizinischen Fakultät Wien hat gerade festgestellt, dass Holzhäuser tatsächlich gesünder machen: Man schläft dort tiefer, der Herzschlag beruhigt sich, das Immunsystem wird gestärkt.
Das Ergebnis beim Bauen mit Holz muss auch keineswegs nur eine Almhütte sein: Daran arbeiten sie am Lehrstuhl für Holzbau-Architektur der TU München. Lange hatte die moderne Architektur das Holz vergessen, als altmodisch abgetan. Die Baupläne sehen heute so aus, die Häuser so. Allmählich gilt Holz wieder als modern und innovativ.
"Der Baustoff Holz bietet eine fast unendliche Palette an ästhetischen Möglichkeiten, einen Beitrag zum Städtebau zu liefern, also zurück in die Stadt zu kommen, wo große Gebäude möglich sind oder wo große Gebäude gebaut werden."
Hermann Kaufmann, TU München
Gerade hat er in Augsburg ein achtgeschossiges Hochhaus realisiert. 20 bis 30 Stockwerke seien konstruktiv zu schaffen. Doch ist die Zeit schon reif?
"So wie der Baum langsam wächst, wird auch der Holzbau langsam wachsen und er wird vor allem forciert über das Thema der Nachfrage nach nachwachsenden Ressourcen. Dort spielt Holz natürlich die erste Geige."
Hermann Kaufmann, TU München