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BR-München Blick in die Vergangenheit

In Eichenau, rund 24 Kilometer westlich von München gelegen, gibt es ein Pfefferminzmuseum – wohl das einzige in Europa.

Von: Sabine Schmalhofer

Stand: 27.04.2014 | Archiv

Tüten mit Pfefferminztee | Bild: BR

Wolfgang Heilmann

Auf einem kleinen Feld in Eichenau bei München baut Wolfgang Heilmann Pfefferminze an. Im März kommen die ersten Triebe aus dem Boden, im Sommer kann der Rentner und Hobbygärtner ernten. Aus der Minze wird Tee – fürs Museum.

Was heute als Freizeitbeschäftigung dient, sicherte vor rund 70 Jahren das Einkommen der Einwohner.

"Auf diesem Gebiet hier, wo jetzt Häuser stehen, da waren früher Pfefferminzfelder, insgesamt rund 400.000 Quadratmeter Anbaufläche. Da gab es 60 Anbauer, sie haben davon gelebt."

Wolfgang Heilmann, Hobbypfefferminzbauer, Förderverein Pfefferminzmuseum Eichenau

Der Minzanbau war mühsam. Fast alles musste damals per Hand gemacht werden, Maschinen gab es kaum. Pro Tag ernteten die Teebauern etwa 200 bis 600 Kilogramm.

Die Eichenauer Pfefferminze war begehrt, bei Pharmaunternehmen und Teeherstellern.

"Sie hat den höchsten Gehalt an ätherischen Ölen, deshalb war die Eichenauer Pfefferminze so begehrt und sie war in Europa bekannt als herausragende pharmazeutische Pflanze, die fast ausschließlich für medizinische Zwecke genutzt wurde."

Wolfgang Heilmann

Im Volksmund wird die Pflanze auch Bauchwehkraut genannt. Sie soll unter anderem gegen Bauchschmerzen und Halsweh helfen. Nachzulesen im Eichenauer Pfefferminzmuseum. Hier lernt der Besucher, warum gerade in Eichenau das Kraut so gut wächst: Der Boden ist moorig und das mag die Heilpflanze besonders gerne. Speziell die englische Sorte Mitcham eignet sich hervorragend für den Anbau.

Adolf Pfaffinger

Entdeckt hat das der Postbeamte und Hobbybotaniker Adolf Pfaffinger: Er brachte ein paar Exemplare mit, von der damaligen Bayerischen Landesanstalt für Pflanzenbau und Landesschutz in Weihenstephan. Das Kraut vermehrte sich wie wild, zweimal im Jahr konnte man ernten.

Die geschnittene und getrocknete Minze kam tonnenweise zu Arzneimittelgroßhändlern bis nach Hamburg. Minderwertigere Ware ging in die Teeindustrie.

Johann Kugler

Viele der alten Originalgerätschaften sind noch im Museum zu bewundern. Einige funktionieren auch.

"Das ist die Windmühle. Da kommen oben die Blätter rein, die Stiele fallen hier durch, durch den Wind werden die wertvollen Blätter nach vorne raus geblasen und da kommt dann die gute Blattware raus."

Johann Kugler, Förderverein Pfefferminzmuseum Eichenau

Die Minze kann aber nicht nur pfefferig-scharf riechen wie die aus Eichenau. Es gibt rund 200 Arten.

Im Museum kann sich der Besucher überraschen lassen, beim Schnuppern. Erdbeerminze zum Beispiel riecht aromatisch nach den frischen roten Früchten. Andere Minzsorten wiederum duften nach Ananas oder Zitrone. Die Vielfalt ist atemberaubend. Und die Züchter lassen sich immer wieder neue Duftsorten einfallen.

In den 70er Jahren war die Blütezeit der Eichenauer Minze zu Ende, der Grundstücksverkauf im Speckgürtel von München brachte mehr ein als der Teeanbau.

"Vor 100 Jahren lagen hier die Grundstückspreise bei 20 Pfennig. Nach dem Krieg sind die Preise enorm nach oben gegangen und da haben die Teebauern lieber ihr Feld verkauft und damit viel Geld gemacht und hatten keine Arbeit mehr damit. Und da hat sich dann der Teeanbau in Eichenau erledigt."

Johann Kugler

Wer will, kann dennoch ein Glas Tee genießen. Die Pflanzen dafür stammen vom einzigen Feld in Eichenau, das vom grünen Wirtschaftswunder Pfefferminze noch übriggeblieben ist.


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