BR-München Hornschlittenrennen von Garmisch
Mit bis zu 90 Stundenkilometern, sagen die Veranstalter, stürzen sich die Rodler mit ihren Schlitten den Berg hinunter. Knapp 90 Teams haben sich dieses Jahr an den Start gewagt. Aber nicht alle kamen heil ins Ziel...
Bevor die Viererteams nach oben dürfen, überprüft Matthias Beyschlag vom Hornschlittenverein die Schlitten, denn hier geht es ja nicht nur um Schnelligkeit, sondern auch um Tradition. Deshalb müssen die Hornschlitten in Werdenfelser Art gebaut sein. Die Bremsen dürfen zum Beispiel seitlich nicht beweglich sein.
"Man sieht eigentlich schon gleich, ob’s ein gescheiter Schlitten ist oder nicht. Aber ich sag‘ immer: Was nutzt der Tiger im Tank, wenn der Affe am Steuer sitzt. Es liegt immer hauptsächlich am Fahrer und am Hintermann, dass er gescheit anschiebt. Wer am besten hinten anschiebt, das sind eigentlich meistens die schnellsten."
Matthias Beyschlag
Aber vor dem Preis kommt erst der Schweiß: zunächst geht es erst einmal bergauf. Einen Kilometer lang ist die Strecke, bei einem Höhenunterschied von 160 Metern. In der Damenwertung sind acht Teams dabei, darunter De wuiden Engal.
"Anstrengend! Das Schlimmste vom ganzen Hornschlittenrennen. Aber wer seinen Schlitten liebt, der schiebt." De wuiden Engal
Oben im Fahrerlager polieren die Teams nach allen Regeln der Kunst die Kufen, um möglichst schnell ins Tal zu rasen.
"Erst mal wichtig heil runterkommen. Ich glaub, einen Sieg würde sich jedes Team wünschen. Ich meine, das ist ja auch ein netter Titel: 'Bayerischer Meister'."
De wuiden Engal
Ob’s dafür reicht? Mit dem Anschieben hapert es noch ein wenig. Aber dann werden die wuiden Engal doch noch so richtig schnell. Am Ende wird es knapp werden.
Das Hornschlittenrennen findet heuer zum 46. Mal statt. Ursprünglich haben die Bergbauern so ihr Holz oder Heu ins Tal gebracht. Und eine Geschwindigkeit wie hier war schon das höchste aller Gefühle. Schließlich ging es darum, das Material runter zu bringen und selbst heil anzukommen. Unfälle gab es auch so schon genug.
Die Geschichte des Rennens beginnt allerdings mit einer zünftigen Männerrunde, erzählt Cheforganisator Peter Strodl.
"Ja, das war ein Stammtisch, der zu späterer Stunde wirklich mal wissen wollte, wer der Beste ist, wer sich alles traut. Und dann sind sie auf diese alten Schlitten gekommen, die noch in jedem Heuschober umeinander gelegen sind. Und dann haben sie gesagt: 'Wir machen ein Hornschlittenrennen.' Und da ist es eben entstanden, die ganze Geschichte."
Peter Strodl
Und so ist aus der Stammtischidee eine richtig große Veranstaltung geworden: Knapp 5000 Zuschauer feuern die Athleten an der Rennstrecke und im Zielraum an. Helme sind inzwischen Pflicht.
Trotzdem musste die Bergwacht dieses Jahr dreimal den Rettungswagen rufen: Martl Kreuzer hat es an der Schulter erwischt, als sein Team mit dem Schlitten gegen die Bande gekracht ist.
Bei den wuiden Engal lief es nach dem verpatzten Start ziemlich gut – bis zum Zielhang. Dafür gab es nämlich fünf Sekunden Zeitstrafe.
"Wir sind mehr aufeinander gesessen als hintereinander, aber wir haben es trotzdem im Endeffekt von der Zeit her sehr gut rausgeholt. Mei Scheiße, das letzte Tor, das hätte jetzt nicht sein müssen. Aber ich glaube, die Stimmung war ganz gut. Wir sind ganz schön gut angefeuert worden."
De wuiden Engal
Bei den Damen landeten die Engal auf dem undankbaren vierten Platz. Gewonnen hat das Team Herz is Trumpf. Bei den Männern mussten sich die Einheimischen geschlagen geben: Der schnellste Schlitten 2015 kam aus dem thüringischen Trusetal.