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RAI-Bozen Das K.u.K. Museum im Südtiroler Bad Egart

Vier Mal war Kaiserin Sisi in Meran auf Urlaub – in der Zeit zwischen 1870 und 1897. Die Kurstadt blühte auf und wurde zu einem Treffpunkt der kaiserlich-königlichen Society. Noch heute schwelgt man in Erinnerungen und Nostalgie.

Von: Markus Perwanger

Stand: 14.09.2014 | Archiv

Schwarz-Weiß-Fotografie einer Frau | Bild: BR

Efeu und wilder Wein an der Fassade: Seit dem Jahr 1430 wurde in Egart gekurt und gebadet. Das Heilwasser soll 27 Krankheiten gelindert haben – Frauenleiden vor allem, aber auch Gicht und andere Wehwehchen.

Karl Platino Platter

Nostalgie: Ein Musikerpaar, das mit dem Besitzer befreundet ist, spielt die Kaiserhymne. Erinnerungen an eine Epoche, die mit dem Ersten Weltkrieg untergegangen ist. Geblieben sind Hunderte, um nicht zu sagen: einige Tausend Fotos und Bilder, die der Wirt von Bad Egart seit früher Jugend für sein k. und k. Museum gesammelt hat.

"Die Schwester meines Großvaters wohnte über uns im selben Haus. Ihre Stube und ihr Schlafzimmer waren voller Bilder von Kaiser Franz Josef und Sisi. Sie hat die beiden verehrt, geradezu angebetet. 'Das waren noch Zeiten …' schwärmte sie. Sie erinnerte sich voller Sehnsucht an die Monarchie, es folgten ja schlimme Jahre. Das alles hat mich begeistert, ich habe in Kästen, Truhen und Schränken gestöbert und alles gesammelt – mein ganzes Leben lang, bis heute."

Karl Platino Platter, Bad Egart, Sammler

Die Bilder und Fotos zeigen den Kaiser von seiner Jugend an bis hin zum Herrscher über ein mächtiges Reich, das kurz nach seinem Tod auseinanderbrechen sollte.

Und dann: Sisi. Die Kaiserin der Herzen. Schon zu Lebzeiten galt sie als geheimnisvoll und unnahbar, einsam und schwermütig – nach den bitteren Schlägen des Schicksals.

Auch ihr eigenes Ende – dramatisch: Sisi wird in Genf erstochen, September 1898, ein italienischer Anarchist rammt ihr eine spitze Feile ins Herz – die Bozner erfahren es drei Tage später.

Karl Platino, der Sammler und Wirt, hat seine Leidenschaft vererbt, an seine Tochter Janett. Sie ist Köchin – und sammelt Küchen mit Herd und Töpfen, auch Puppenstuben sind dabei. Der ganze Stolz der kleinen Mädchen, als es noch keine Computer und Smartphones gab.

"Mein Vater hat mich angesteckt, ich hatte in ihm den besten Lehrer. Er hat mir Stil und Epochen erklärt. Ich sammle Puppenstuben und Herde für Kinder."

Janett Platino Platter, Köchin und Sammlerin

"Ich habe mir lange überlegt, ob ich die Sammlung Sisi- oder Habsburger-Museum nennen soll und entschied mich schließlich für den Namen ‚k. und k. Museum’, das trifft die Sache besser, denn der Zug, der hier vorbeifährt, hat k. und k. Bahn geheißen, jede Musikkapelle, jede Feuerwehr trug das k. und k. im Wappen. Also, k. und k. bedeutet kaiserlich-königlich – und es ist wichtig, dass auch die Jugend erfährt, was das war."

Karl Platino Platter, k. und k. Museum Bad Egart

Direkt gegenüber, wenige Meter von Bad Egart entfernt, liegt der Bahnhof der Vinschger Bahn. Der damalige Badlwirt hat den Grund gratis abgetreten; dafür hielt der Zug vor seiner Haustür.

Aus der k. und k. Zeit haben sich ein Wasserkran und ein Wasserturm aus dem Jahr 1910 erhalten. Hier wurden die Dampflokomotiven nach schnaubender Fahrt aufgetankt. Onkel Taa, wie Karl Platino auch genannt wird, dreht fast täglich am Schwungrad – als wäre es das Rad der Zeit.


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