RAI-Triest Triests Blütezeit vor dem 1. Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg brachte die dramatischste Wende der modernen Geschichte. Davon war auch die Hafenstadt Triest sehr stark betroffen. Bis 1914 war Triest Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie und entwickelte sich enorm.
Unternehmer und Arbeiter aus vielen Ländern Europas und des Mittelmeerraums siedelten sich hier an.
"La Grande Trieste – das großeTriest" ist der Titel der Ausstellung, die mit bisher unveröffentlichten Dokumenten eine analytische Betrachtung des letzten Vierteljahrhunderts vor dem Krieg dokumentiert. Wirtschaftlicher Aufschwung, kulturelle Impulse, soziale Spannungen zwischen Arm und Reich kennzeichnen diese wichtige Periode der Stadtgeschichte. In diesen Jahren war es das strategische Ziel der Habsburger, in ihrem Reich ein logistisches Zentrum von internationaler Bedeutung im Herzen Europas zu schaffen.
Die Auswirkungen auf die Stadt waren vielfältig. Die Bevölkerungszahl wuchs, die Urbanisierung wurde beschleunigt und Bauwerke wurden errichtet, in deren Architektur die großstädtischen Ambitionen eines alten Fischerdorfes zum Ausdruck kamen.
Es war eine Entwicklung, wie sie heute in den asiatischen Ländern zu beobachten ist. Die Pläne des Hauses Habsburg für die Hafenanlagen und die Schifffahrt machten Triest zu einem der zehn wichtigsten Häfen der Welt mit Verbindungen nach Asien und Amerika.
"Diese 25 Jahre brachten einen gewaltigen Wirtschaftsaufschwung vor allem für den Seehandel und für die Industrie. Die Stadt erlebte mit einiger Verspätung die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts in Europa. In diesen Jahren wird Triest zu einer der wichtigsten Hafenstädte nicht nur Europas sondern der Welt."
Sergio Vatta, Museo del Mare, Triest
Während also Triest ganz auf das eigene Wohlergehen konzentriert war, bewirkte die Fokussierung auf den Schub in die Moderne gleichzeitig ein intensives Studium der eigenen Geschichte. Die Ausgrabungen bei den alten Palästen im Stadtzentrum wurden mit neuen Methoden untersucht und die Archäologen der Stadtmuseen dokumentierten die Entwicklung von der Römerzeit bis in die Gegenwart.
114 professionelle Fotografen arbeiteten die Ergebnisse auf und es wurde darüber in Tageszeitungen und Zeitschriften in allen Sprachen berichtet.
Ein ganz besonderes Objekt war der alte Fischmarkt, wo jetzt auch die Ausstellung zu sehen ist. Das Gebäude wurde wie eine große Basilika konstruiert, so als ob das Kirchenschiff zum Symbol des Reichtums werden sollte, den das Meer der ganzen Stadt verschuf.
Aber nicht nur die Wirtschaft florierte, sondern es blieb auch Zeit für Unterhaltung und Kultur. Zur Jahrhundertwende gab es in Triest acht Theater, in denen gleichzeitig vor allem Konzerte und Opern aufgeführt wurden. Die Werke von Wagner und Verdi zeigten, dass die Stadt die Begegnung verschiedener Kulturen förderte.
"Die große Zahl von Theatern zeigt deutlich das überaus lebendige Kulturleben der Stadt. Es ist heute unvorstellbar, dass damals acht Theater parallel ihre Spielpläne programmierten. Es war die Zeit, in der auch das Kino begann, und viele Theater verknüpften ihre Programmierung von Oper, Sprechtheater und Operette mit den Kinoaufführungen."
Stefano Bianchi, Theatermuseum Carl Schmidl
Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen hatten ihre eigenen Kultureinrichtungen: Die slowenische Gesellschaft, die ein wichtiger Teil der Triestiner Identität ist, hatte ihr Kulturhaus, das großartige "Balkan". Es wurde vom Architekten Max Fabiani entworfen und war eines der ersten Mehrzweckhäuser der Welt. Es ist traurig, dass der Rassenhass des Faschismus dazu führte, dass der Bau 1920 niedergebrannt wurde. Die Faschisten wollten so den blinden Hass gegen die slowenische Bevölkerung schüren.
Aber glücklicherweise ist in Triest der Geist des Miteinanders verschiedener Volksgruppen bis heute lebendig geblieben.