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RAI-Triest Alten Ägyptern auf der Spur

Wer zum ersten Mal in das Museum für Geschichte und Kunst in Triest kommt, wird über die reichhaltige Vielfalt der ägyptischen Abteilung überrascht sein.

Von: Deva Pincin

Stand: 26.01.2015 | Archiv

Eine Mumie im offenen Sarkophag | Bild: BR

Mit über 1500 Objekten wird hier die antike Welt der Pharaonen umfassend dargestellt.

"Triest war ein Hafen des Habsburgerreiches. Von hier aus befuhren die Schiffe die Route nach Ägypten schon seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Triestiner waren interessiert an Besonderheiten aus der Fremde und sie brachten viele Gegenstände mit nach Hause und zeigten sie ihren Freunden und Verwandten. Aber als das Museum 1873 eingerichtet wurde, schenkten oder verkauften viele Triestiner diese Objekte dem Museum."

Dr. Marzia Vidulli Torlo, Museum für Geschichte und Kunst, Triest

Zu den wichtigsten Objekten gehört ein sechs Tonnen schwerer Sarkophag aus Granit.

"Dieser Sarkophag wurde auf einem englischen Dampfschiff transportiert, das wegen einer Havarie im Hafen von Triest repariert werden musste. Der Kapitän konnte die Reparatur nicht bezahlen und ließ den Sarkophag als Pfand da. Er holte ihn jedoch nie ab und erlaubte uns so, einen der ganz wenigen erhaltenen Sarkophage dieser Art in Besitz zu nehmen."

Dr. Susanna Moser, Ägyptologin

Dr. Marzia Vidulli Torlo

Viel kleiner, aber nicht weniger wertvoll sind fein gearbeitete Amulette, Nachbildungen von Gottheiten und sogenannte "antwortende" Statuetten, Abbilder des Verstorbenen.

"Auf diesen Statuetten steht geschrieben,---...hier ist Platz für den Namen des Eigentümers...---... wenn ich ins Jenseits zur Arbeit gerufen werde, wirst du antworten: da bin ich, und so wirst du also den Verstorbenen bei den Arbeiten ersetzen."

Dr. Marzia Vidulli Torlo, Museum f. Geschichte und Kunst, Triest

Auf der Suche nach antiken, mysteriösen Glaubensvorstellungen finden wir vier Papyrusseiten des Totenbuches für den verstorbenen Schreiber Amen-Hotep mit Instruktionen für das Überwinden von Gefahren im Jenseits.

"Das ist ein Papyrus von außerordentlicher Qualität, denn die Abbildungen nehmen den ganzen Platz auf dem Papyrus ein. Das zeigt uns den Reichtum dieser Persönlichkeit, die sich einen so wertvollen Papyrus leisten konnte."

Dr. Susanna Moser, Ägyptologin

Aber die seltsamsten Geschichten illustrieren die Mumien, wie etwa diese des Priesters Pa-sen-en-Hor, der vor 3000 Jahren im Tempel von Kárnak lebte und einer der wenigen war, die Zutritt zu den Räumen der Gottheit hatten.

"Die Mumie des Priesters Pa-sen-en-Hor ist deshalb außergewöhnlich, weil sie noch ganz bandagiert ist und dem Museum mitsamt dem Sarkophag übergeben wurde. Im Inneren des Sarkophags, auf dem Boden ist die Göttin des Himmels, Nut abgebildet. Besonders interessant daran: es ist eine der ganz wenigen frontalen Abbildungen des Gesichts, die uns bekannt sind."

Dr. Susanna Moser, Ägyptologin

Darüber hinaus hat die Tomographie gezeigt, dass Pa-sen-en-Hor bei seinem Tod etwa 40 Jahre alt war und an einem Parasiten starb, weil er Schweinefleisch gegessen hatte, das kaum gekocht war, eine Speise, die nur hochrangigen Personen gestattet war. Die Untersuchungen des Schädels wurden auch dazu verwendet, die Gesichtszüge zu rekonstruieren.

"Das Gesicht von Pa-sen-en-Hor entspricht auch den Darstellungen auf der Einhüllung und auf dem Sarkophag. In der Debatte, ob die Bilder auf dem Sarkophag die Gesichtszüge des Verstorbenen zeigen, oder Serienabbildungen einer Gottheit sind, scheint also die erstere Annahme richtig zu sein."

Dr. Fabio Cavalli, Radiologe u. Medizinhistoriker

Dr. Fabio Cavalli

Bei den Untersuchungen wurde auch im Inneren des Brustkorbs einer Mumie ein Amulett gefunden mit dem Namen "Néferet, die Schöne".

"Es ist das Gesicht einer Frau mit ganz regelmäßigen Gesichtszügen. Es war die erste, die wir rekonstruierten, und noch heute, wenn ich das Museum besuche, bin ich sehr bewegt, sie wiederzusehen."

Dr. Fabio Cavalli, Radiologe u. Medizinhistoriker


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