TV-Kroatien Mit Käse aus der Krise?
Liebe kennt keine Grenzen. Außer ihren eigenen Kindern lieben sie auch Milka, Srnava und Ferd. Das ist ein Leben, von dem Anamarija und Igor bis vor fünf Jahren noch nicht einmal geträumt haben.
Der Bauernhof liegt zehn Gehminuten von ihrer Mietwohnung entfernt. Das reicht, um sich nach dem Melken einen Plan für den Tagesablauf zu Recht zu legen.
"Die Arbeit ist vorerst getan. Die Kühe, meine Srnava und Milka, sind gemolken. Beide gaben sechs Liter Milch, die wir jetzt ausliefern werden. Ich habe von den Leuten, von denen wir die Kühe gekauft haben und aus dem Internet viel gelernt. Falls etwas unklar ist, kann ich immer anrufen und fragen."
Anamarija Lovrinčević
Milka und Srnava sind eine kroatische einheimische Rinderrasse - die Buscha. Sie geben nicht viel Milch, aber sie bringen auf Šolta die Erinnerung an Zeiten zurück, als Milch noch ab Hof gekauft wurde. Anamarija hofft, mit Mitteln aus dem europäischen Unterstützungsfond eine kleine Käserei aufmachen zu können. Die Familie kam vor 12 Jahren von Split nach Šolta und betrieb vorerst eine Fleischerei. Das Geschäft lief aber nicht gut. Anstatt ein neues Geschäft zu erwerben, kauften sie Felder, bauten selber an und schafften Vieh an. Mutterpferd Zeka, Fohlen Astor und die etwas ältere Gita gehören zur einheimischen Kaltblutpferderasse.
"Ich habe nichts über Pferde gewusst. Als Kind wollte ich immer Pferde haben und dachte, das kann kein Problem sein. Aber die Arbeit mit Pferden ist nicht einfach. Man muss ihnen alles beibringen."
Igor Lovrinčević
Die Familie will jetzt auf Šolta den Touristen Ausflüge mit Pferdekutschen anbieten. Na ja, bis zu den guten Zeiten, muss man wohl zuerst die schweren überstehen. Sie haben den einzigen Bauernhof mit Vieh auf der Insel. Das Problem ist aber die fehlende Infrastruktur. Der Strom kommt aus einem Aggregat. Das Wasser hat die Gemeinde zwar bis zur Zufahrstraße zum Hof geleitet, der Familie Lovrinčević fehlt es aber am nötigen Geld, um die Rohre zu ihrem Anwesen zu verlegen.
"Da wir insgesamt 40 Tiere haben, ist das Wasser unser größtes Problem. Sowohl am Morgen als auch am Nachmittag müssen wir in Kanistern jeweils 150 Liter Wasser tragen. Das Wasser ist unser einziges Problem."
Igor Lovrinčević
Die Bevölkerungszahlen in den anderen Siedlungen auf Šolta sinken ständig. Heute leben hier nur noch 1700 Menschen. Nach Meinung der Demografen fehlt der Insel frisches Blut, junge Leute und ein natürlicher Bevölkerungszuwachs, eben das, was vor 12 Jahren Anamarija und Igor aus der Gebärklinik in Split auf die Insel mitbrachten. Romano war erst einige Wochen alt, als er auf Šolta ankam. Die Insel ist seine Heimat.
"Ich liebe Fußball und spiele gerne. Aber ich liebe auch den Hof meiner Eltern. Ich mag die Pferde und auch die Schafe. Wenn ich Schafe hüte, muss ich immer über sie lachen. Das Pferd durfte ich das erste Mal vor zwei Wochen reiten und kann es kaum erwarten, wieder auf ihm zu reiten."
Romano Lovrinčević
"Hier im Dorf hat man mit Kindern keine Sorgen. Hier kennt jeder jeden. Man kann das Kind unbeaufsichtigt lassen. Es kann ihm nichts passieren. Wenn es verloren geht, wird es nachhause gebracht. Versuchen sie das in Split."
Anamarija Lovrinčević
Der ältere Sohn, der 18-jährige Ivan, lebt anders. Er ist bei den Großeltern in Split und besucht eine Schule für medizinische Berufe.
"Der Unterschied zwischen den Beiden ist gut erkennbar. Wenn Romano nach Split fährt, zieht es ihn sofort wieder zurück auf die Insel. Ivan fühlt sich hier nicht wohl, deswegen kommt er nur für einen Tag und fährt wieder zurück in die Stadt."
Anamarija Lovrinčević
Die Familie will auf der Insel bleiben. Sie möchten auch andere ermutigen als Landwirte auf die Insel zu ziehen und sie möchten beweisen, dass das Leben auch da, wo es vom Aussterben bedroht ist, lebenswert sein kann.