Bayerischer Kabarettpreis 2016 Ehrenpreis: Georg Schramm
Auch wenn er mittlerweile sein aktives Kabarett-Schaffen beendet hat: Noch immer treibt sein Zorn ihn an, scheut sein analytischer Scharfsinn keinen Tiefgang und erregt seine gewaltige Sprache – alles stellt Georg Schramm in den Dienst der Vernunft. Schicht für Schicht legte er das Wesen unserer ökonomisierten Gesellschaft frei: Habgier als Prinzip, Pflegenotstand, Zwei-Drittel-Gesellschaft, Entmenschlichung. Als einziges Arbeiterkind auf dem Gymnasium, Bundeswehr-Zeitsoldat, später Psychologe und Betriebsrat, kreierte Schramm Bühnenfiguren unterschiedlicher Couleur: Den melancholischen August, der als Arbeiter und ehemaliger Gewerkschaftler seine SPD nicht mehr versteht und in der Vergangenheit lebt. Emotionslos und scheinbar souverän war sein Oberstleutnant Sanftleben, der den Zynismus des Militärs bloß stellt. Renitent und bisweilen aggressiv peitschte er als kriegsversehrter Rentner Lothar Dombrowski sein Publikum auf, immer radikal und konsequent. Auch wenn dem Publikum ganz sprichwörtlich das Lachen im Halse stecken blieb: Nicht nur die befreiende Pointe war sein Ziel, sondern auch eine verstörende Stille. Georg Schramm bleibt ein Meister der Empörung, der die Grenze zwischen Ernst und Komik kunstvoll verwischt. Schramm ist Schramm, einzigartig und legendär.
"Eine Preisverleihung, zumal für das Lebenswerk, ist für mich Anlass zu großer Freude. Vorausgesetzt, ich kann nach Laudatio und Preisübergabe das Wort ergreifen. Dann öffnet sich ein kleiner, aber kostbarer Freiraum für ein paar persönliche Worte an die Jury, die Preisverleiher oder die in den ersten Reihen sitzenden Honoratioren. Dabei den richtigen Ton zu treffen, ist eine wunderbare Herausforderung, die schon jetzt für einen – den Alterungsprozess hinauszögernden – Adrenalinschub sorgt."
Georg Schramm