Lost Places Verlassene Orte in Bayern
Der Putz etwas abgebröckelt, die Fensterläden heruntergelassen und von einem Bewohner keine Spur – solche Gebäude stehen in Bayern fast überall. Von niemandem mehr wahrgenommen, längst in Vergessenheit geraten. Oft handelt es sich dabei um sogenannte "Lost Places" – verlassene Orte. Und die werden neuerdings von Hobbyfotografen wiederentdeckt.
Christian Jakob, Jacqueline Stenglein und Marcel Hempfling tauschen ihren Büroalltag am Wochenende mit Entdeckungstouren. Fotografieren ist ihre Leidenschaft. Sie suchen nach außergewöhnlichen Motiven an Orten, an die sonst keiner mehr denkt. Werden sie fündig, fassen sie nichts an, nehmen nichts mit. Sie machen nur Fotos. Vor ein paar Jahren haben die Freunde aus Kronach ihren ersten "Lost Place" entdeckt. Seitdem stöbern die Drei regelmäßig in Ruinen.
"Ein normales Hobby kann jeder machen. Aber hier hast du wenigstens auch ein bisschen einen Adrenalinkitzel bzw. dieser natürliche Entdeckungsdrang, den jeder irgendwie ein bisschen hat, wird befriedigt damit."
Zitat Marcel Hempfling, Hobbyfotograf
Lost Places bleiben geheim
Auch Jürgen Jungnickl aus Schwandorf faszinieren verlassene Orte. Rottweiler-Hündin Zoe ist immer dabei, wenn er auf Fotosuche geht. Für das perfekte Bild fährt er auch mal 600 Kilometer. Wo genau sich die verlassenen Orte befinden, bleibt geheim. Ehrenkodex in der Szene, um die Gebäude zu schützen. Akten, Broschüren, Fotos - oft sind die Plätze eine Fundgrube für Zeitzeugnisse. Hier gilt: Anschauen ja, mitnehmen nein.
"Respekt ist sehr wichtig, wenn man solche Gebäude betritt. Wir schauen uns die Sachen zwar an, aber legen alles wieder zurück. Unser Motto ist: Nimm nichts mit außer Bilder und hinterlasse nichts außer Fußspuren."
Zitat Jürgen Jungnickl, Hobbyfotograf
Auf Spuren der Vergänglichkeit
Alte Bauernhöfe, Wirtshäuser, Schulen - Matthias Ettinger sucht nach Lost Places auf dem Land. Jeder aufgegebene Hof erzählt eine Geschichte. Vom Leben, von Familien, von Schicksalen. Was passiert mit Höfen, die sich nicht mehr rentieren? Wenn nach Jahren der Bewirtschaftung Schluss ist? Der Hobbyfotograf hält die letzten Spuren der Vergänglichkeit fest, bevor sie endgültig verwischen.
"Wenn man die Augen aufhält, dann sieht man, dass so kleine Höfe immer weniger werden und aus der Landschaft verschwinden, obwohl sie sie eigentlich prägen und das finde ich schade, weil wenn sie weg sind, sind sie weg und dann weiß es eigentlich keiner mehr."
Matthias Ettinger, Hobbyfotograf