E-Mountainbikes Lösungssuche in Bayern und in der Schweiz
Mit dem E-Bike in die Berge: Was für viele traditionelle Bergsportler ein Tabubruch ist, erfreut sich bei erholungssuchenden Radlern immer größerer Beliebtheit. Um Konflikte in den Bergen zu vermeiden, erarbeitet der DAV derzeit in zwei Pilotregionen ein Konzept für eine sozial- und naturverträgliche Lösung. In anderen Regionen Europas ist man da weiter.
Sie sind längst allgegenwärtig auf deutschen Straßen: Fahrräder mit Elektromotoren, sogenannte E-Bikes (genauer: Pedelecs). Die motorunterstützten Zweiräder sind zum Verkaufsschlager der deutschen Fahrradindustrie geworden: 2018 wurden in Deutschland 980.000 E-Bikes verkauft; ein Plus von 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch nicht nur auf den Straßen sind die tretunterstützten Fahrräder unterwegs: Gut ein Viertel der verkauften E-Bikes sind fürs Gelände gebaut. Die E-MTBs erleichtern Ausflüge ins unwegsame Terrain – und in die Berge.
CSU will Mountainbiker aussperren
Das möchte die Politik ändern – mit Verboten. So fordert etwa die CSU Oberbayern die „Einrichtung von Sperrzonen und Ausweisung geeigneter Routen für Mountainbiker und E-Biker“ in den bayerischen Alpen. Die Forderung ist Teil des 19-seitigen Leitantrags der CSU Oberbayern, der beim Bezirksparteitag Ende Juni in Ingolstadt angenommen wurde. Die Begründung: Gerade der Boom mit E-Bikes bringe viele Radfahrer in Regionen, in die früher nur wenige Sportler vorgedrungen seien.
Keine E-MTB-Angebote von der Sektion München
Beim Deutschen Alpenverein lehnt man pauschale Sperrungen ab, hier setzt man auf Kommunikation – und klare Leitlinien. Auf seiner Mitgliederversammlung 2019 beschloss die Sektion München, keine Touren für E-Mountainbikes anzubieten und erarbeitete einen Verhaltenskodex für die E-MTB-Nutzung im Gebirge. Erster Punkt: „Wir legen Wert auf Bewegung aus eigener Kraft“. Elektrische Unterstützung sei nur dann gerechtfertigt, wenn Personen dadurch am „gesellschaftlichen Leben und auf einem durchschnittlichen sportlichen Niveau am Gruppenleben“ teilnehmen können.
MTB-Projekt beim DAV
Der Deutsche Alpenverein arbeitet derzeit an dem Konzept „Bergsport MTB – nachhaltig in die Zukunft“. Das mit 250.000 Euro vom Umweltministerium geförderte Projekt soll die Probleme des Mountainbikens in der Natur lösen. Dafür setzt der DAV auf Dialog: Almbauern, Wanderer, Naturschützer, Förster, Jäger und Mountainbiker sollen miteinander reden, um eine sozial- und naturverträgliche Lösung für eine gemeinsame Nutzung in den Berge zu finden. Schwerpunkte des auf drei Jahre angelegten Projektes sind die beiden Pilotregionen Oberallgäu und der Landkreis Bad Tölz Wolfratshausen.
Erfolgreiche Besucher-Lenkung in Flims/Laax
In anderen Regionen Europas ist man weiter, beispielsweise im schweizerischen Flims/Laax in Graubünden. Die Region ist eine beliebte Destination für Mountainbiker – mit und ohne Motor. Der Grund: Hier wird stark auf die „Koexistenz“ zwischen Radfahrern und Wanderern gesetzt. Bereits vor mehr als zehn Jahren erarbeitete man hier entsprechende Konzepte: An vielen Wegweisern fordern Schilder Radler und Wanderer zur gegenseitigen Rücksichtnahme auf. Die Region ist zudem in verschiedene Aktivitätszonen eingeteilt: Es gibt Ruhezonen, die primär für Wanderer geeignet sind und Aktivzonen, in denen Mountainbiker auf ihre Kosten kommen.
Ladestationen für E-Bikes, Trails für Abfahrer
Um die Besucherströme zu lenken setzt die Region Flims/Laax auf Angebote statt Verbote: So werden beispielsweise E-Biker über Ladestationen in für sie geeignete Bereiche gelenkt. Die kostenlosen Stationen stehen an Gaststätten, die E-Biker dann gezielt anfahren. Doppelter Vorteil: Die Gastronomie freut sich über einen starken Umsatz und die E-Biker können ihre Akkus wieder aufladen. Auch eigens gebaute Trails lenken abwärtsorientierte Mountainbiker gezielt in für sie geeignete Regionen, somit werden Konflikte mit Wanderern verringert. Ein Konzept mit Erfolg: Laut Marc Woodtli, in der Region Graubünden zuständig für Mountaibike-Konzepte, funktioniere die Lenkung der Besucher in der Region zu 90 Prozent.
E-Bike und Pedelecs: Was ist der Unterschied?
Der Begriff Pedelec steht für Pedal Electric Cycle. Wie der Name bereits verrät, unterstützen die Bikes den Radler nur, wenn er selbst in die Pedale tritt. Endet die elektrische Unterstützung bei 25 Km/h, sind Pedelecs nicht zulassungspflichtig. Im Unterschied zu den Pedelecs fahren E-Bikes auf Knopfdruck auch dann weiter, wenn der Radler selbst nicht mehr in die Pedale tritt. Sie sind daher eine Art Elektromofa und zulassungspflichtig. Streng genommen sind Pedelecs daher keine E-Bikes, der Begriff wird jedoch häufig synonym verwendet.