Servus Boazn Das Sterben der Bierstüberl
Sie haben den Charme eines engen Wohnzimmers, eine Holzverkleidung - und meist einen König Ludwig an der Wand. Daneben: Theke, Zapfhahn, Schankkellner - in der Boazn kommt man schnell zu einem ehrlichen Bier. Jahrzehntelang haben die Stüberl das Bild der bayerischen Städte geprägt. Doch nun macht ein Lokal nach dem anderen dicht.
München abseits von Bussi-Bussi und Schickimicki: Maximilian Bildhauer hat sich vorgenommen, die Welt der Stehkneipen vor seiner Tür zu erkunden und zu dokumentieren, solange sie noch nicht gänzlich verschwunden ist. Bei seiner Recherche ist er nach Münchner Stadtteilen vorgegangen - und für Giesing hat er die Ergebnisse nun vorgelegt. Rund 40 Boazn und Stüberl hat er besucht, sich mit den Wirtsleuten und Gästen unterhalten, Biere und Preise verglichen und Einrichtungseigenarten liebevoll vermerkt ... Hier offenbare sich "die wahre, unverfälschte Seele der Münchner Bierkultur", schreibt der Autor im Vorwort.
"Kleine bayerische Bierbiotope", die allerdings unter der zunehmenden Gentrifizierung leiden und so vielleicht schon bald vom Aussterben bedroht sind: Die Viertel werden schicker, Mieten steigen, Häuser werden verkauft ... In Bildhauers Giesing-Band sind bereits einige Einträge mit schwarzem Trauerbalken versehen - da die beschriebenen Boazn in der Zeit zwischen seinen Recherchen und Drucklegung des Buches zu gemacht haben. Und für den Leser sind weitere Trauerbalken-Aufkleber beigelegt, so dass er den Kneipenführer auf dem aktuellen Stand halten kann. Wir waren mit Maximilian Bildhauer auf Boazn-Tour.
Info
Maximilian Bildhauer: "Munich Boazn, Band 1: Giesing" ist im Volk Verlag erschienen.
Autor Fernsehbeitrag: Norbert Haberger