Ackern gegen Putin Landwirtschaft in Kriegszeiten
Es zeigt sich immer deutlicher, dass die Verknappung von Getreide auf dem Weltmarkt Teil der Kriegsstrategie Russlands ist. Viele Agrarpolitiker fordern deshalb mehr Weizenanbau und eine Aufweichung der Regelungen, die auf mehr Nachhaltigkeit abzielen. Der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hält dagegen, dass die Ukraine-Krise nicht gegen die Klimakrise ausgespielt werden darf. Welcher Weg sichert langfristig die Ernten? Und wie geht es den Landwirten damit?
Andrij, ukrainischer Betriebsleiter eines großen Milchviehbetriebs bei Kherson, hat gerade noch seinen 15-jährigen Sohn aus dem Kampfgebiet evakuieren können. Die Kühe auf seinem Hof werden noch gemolken, doch Saatgut und Diesel fehlen und die Angst vor Streumunition auf den Feldern ist groß.
Biobauer Martin aus Ostheim vor der Rhön hat Frauen und Kinder von seinem Hof in der Ukraine zu sich nach Franken geholt. Täglich sind er und die Geflüchteten mit den gebliebenen Verwandten und Freunden in Kontakt. Wie überstehen seine Mitarbeiter die Bombenangriffe? Werden sie das Land bestellen können?
Zur akuten Sorge um die Menschen in der Ukraine kommt in der EU die Verantwortung für die Versorgungssicherheit mit Getreide. Ausfallende Ernten und die blockierten Häfen in der Ukraine haben verheerende Auswirkungen auf die Welternährungslage. Was können die Landwirte in Deutschland tun? Mehr Weizen anbauen, weniger Tierfutter produzieren?
Ferkelerzeuger Johannes würde gerne den Spielraum, den die EU jetzt zulässt, nutzen und auf den geplanten Brachflächen im Herbst weiterhin Futtergetreide anbauen. Aber das ist in Deutschland nicht erlaubt. Auch Tierhaltung und Fleischkonsum werden jetzt massiv in Frage gestellt. Denn knapp 60 Prozent des deutschen Getreides werden verfüttert. Durch die Diskussion "Teller statt Trog" fühlt sich der Landwirt unfair behandelt. Fast schon, als sei er verantwortlich für den Hunger, der in Afrika droht.