DokThema Bedrohte Wale im Mittelmeer
Mehr als 2.000 Wale leben im Schutzgebiet Pelagos vor der italienisch-französischen Mittelmeerküste. Sie durchziehen das Meer, kommunizieren untereinander über große Distanzen hinweg und sind sensible Indikatoren für die Gesundheit der Meere. Doch viele von ihnen sind verletzt: nach Zusammenstößen mit Booten. Forschende wie Sabina Airoldi und Sandro Mazzariol dokumentieren seit Jahren die Bedrohung der Wale und kämpfen für ihren Schutz.
Über Meeressäuger im Mittelmeer ist wenig bekannt. Das Tethys Research Institute setzt sich seit mehr als 35 Jahren für den Schutz der Wale im Mittelmeer ein. Monatelang ist Sabina Airoldi mit ihrem Forschungsschiff im Ligurischen Meer unterwegs, um Wale zu sichten und zu identifizieren.
Mit viel Erfahrung und Geduld konnte die Walforscherin über Jahrzehnte hier ein außergewöhnlich großes Vorkommen der Tiere dokumentieren – aber auch ihre permanente Bedrohung. Denn ihre Fotos zeigen, dass die Wale teilweise schwer verletzt sind. Wegen der lauten Schiffsmotoren scheinen sie die Orientierung zu verlieren und mit Frachtern zusammenzustoßen. Auch Abwässer und die Erderwärmung bedrohen die Tiere. Sabina kämpft für einen besseren Schutz der Tiere. Je mehr Daten sie über Wale sammelt, desto überzeugender kann sie für ihren Schutz eintreten.
Prof. Sandro Mazzariol von der Universität Padua analysiert diese Daten. Der 47-Jährige ist einer von wenigen Tiermedizinern weltweit, der angeschwemmte tote Wale pathologisch untersucht. In seinem Institut seziert er mit kriminologischer Genauigkeit die Kadaver und sucht per Mikroskop nach Bakterien und Viren, die die Tiere bedrohen. Das Ergebnis: Durch Hochwasser werden immer öfter Erreger ins Mittelmeer gespült, die man früher nur an Land kannte. Wale haben bislang keine Immunität gegen sie entwickelt und sind ihnen schutzlos ausgeliefert. Auch die Erwärmung der Meere setzt ihnen zu, die Nahrungsquellen verlagern sich, das biologische Gleichgewicht ist gestört.
All das erschreckt und fasziniert die 17-jährige Emma. Die Schülerin unterstützt als Freiwillige die Wissenschaftler des Forschungsschiffes bei der Wal-Suche. Denn Emma möchte herauszufinden, ob sie ebenfalls Walforscherin werden möchte.