Daheim am Krisenherd Familien in Corona-Zeiten
Über mehrere Monate hinweg begleitet der Film vier verschiedene Familien. Die Dokumentation beschäftigt sich dabei mit den großen Fragen, die die Coronakrise aufgeworfen hat: Wie wollen wir leben? Was soll wieder werden, wie es einmal war – vor Corona? Und was wollen wir verändern?
Bei der alleinerziehenden Hebamme Jessica Kreuz in München mit ihrer siebenjährigen Tochter deckte die Notbetreuung bei Weitem nicht die Schichtarbeit im Krankenhaus ab. Die Großeltern fielen wegen Corona zur Betreuung aus. Wie ein Brennglas zeigt die Krise, welche besondere Belastung Alleinerziehende haben.
Vor einer ganz anderen doppelten Herausforderung steht Familie Hell in Mühldorf am Inn seit Beginn der Krise. Erst kurz vor der Pandemie haben sie ein zweites Bekleidungshaus aufgemacht – und mussten es gleich wieder für Wochen schließen. Neben den wirtschaftlichen Sorgen kämpfen die Hells noch mit dem Homeschooling. Denn daheim am Rechner scheitert es nicht immer nur an der Technik, sondern oft auch an der Motivation der Jugendlichen.
Noch mehr soziale Isolation dagegen erlebt seit Monaten die Flüchtlingsfamilie Alsaad-Chalabi in Puchheim bei München. Der Vater ist schwer herzkrank. Um ihn nicht anzustecken, verlassen die drei Kinder fast nie die Drei-Zimmer-Wohnung. Der Deutschkurs der Mutter fiel der Pandemie ebenso zum Opfer. Und auch die Arbeitssuche dürfte für sie angesichts der Rezession noch schwieriger werden.
Sarah und Sebastian Holtz sind mit ihren beiden Kindern eine Durchschnittsfamilie in München. Sie sorgen sich vor allem um die geistige und körperliche Entwicklung ihrer Kinder: Die monatelang fehlenden sozialen Kontakte in Kita und Kindergarten ebenso wie im Sportverein schlagen aufs Gemüt. Dazu kommt das Gefühl bei Sarah Holtz: Diese Krise wird vor allem Frauen besonders zurückwerfen. Denn sie tragen die Hauptlast.
Das belegen auch erste Studien zu den Folgen von Corona. Eine Umfrage kommt zu dem Schluss, dass mehr Frauen als Männer wegen fehlender Kinderbetreuung Arbeitszeit reduziert haben – vor allem bei niedrigen und mittleren Einkommen. Andere Studien werfen einen Blick auf die Situation von Kindern: Mehr als 70 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen sind durch die Corona-Krise seelisch belastet. Stress, Angst und Depressionen haben zugenommen. Das Risiko für psychische Auffälligkeiten hat sich fast verdoppelt. Welche Schlüsse ziehen Wissenschaftler und Mediziner aus der Krise?