Bitte warten! Krebskranke im Schatten der Pandemie
Experten schlagen Alarm: Krebserkrankungen wurden während der Pandemie um 10 Prozent seltener bereits im Frühstadium operiert. Bei Haut- und Darmkrebs ist diese Zahl sogar bis zu dreimal höher. Mit mitunter verheerenden Folgen für die Betroffenen. Denn: Im schlimmsten Fall führt schon eine geringe Zeitverzögerung dazu, die Heilungschancen entscheidend zu verringern.
Krebspatientinnen berichten davon, welche Auswirkungen die Pandemie auf ihren Krankheitsverlauf hat. Zum Beispiel Eva aus der Nähe von Mainz. Sie steht für all diejenigen, die während des ersten Lockdowns den eindringlichen Aufrufen der Regierung folgen und auf jeden unvermeidbaren Kontakt verzichten. Obwohl sie einen Knoten in der Brust spürt, zögert sie und verschiebt den Arztbesuch. Doch nach der Aufhebung der Kontaktbeschränkungen kommt der Schock: Ein schnell wachsender Tumor, der bereits die Lymphdrüsen befallen hat.
Julia aus Bamberg reagiert sofort, als sie Symptome an sich wahrnimmt. Und sie bekommt auch umgehend einen Termin für ihre Schilddrüsenuntersuchung. Doch am Tag davor beginnt der Lockdown und der Termin wird um fünf Monate verschoben. Denn die statistische Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Tumor handelt, ist relativ gering. Es kommt allerdings anders: Jetzt muss die 27-jährige mit einer Krebsdiagnose leben – und der Angst, wichtige Zeit verpasst zu haben.
#stayathome, #staysafe: Das war die Devise - während des Lockdowns als Überlebensstrategie herausgegeben. Die Reportage schaut auf die Kehrseite dieser Strategie und zeigt Patientinnen, die nun mit den Folgen leben müssen. Und sie begleitet Ärzte und Therapeuten bei ihren Anstrengungen, die Betroffenen aufzufangen und trotzdem gut zu versorgen - auch in der dritten und mittlerweile vierten Welle.