Obdachlos am Bosporus Wenn der Staat nicht hilft
Die Schere zwischen Arm und Reich in Istanbul zeigt sich im Stadtbild der 18-Millionen-Metropole immer deutlicher. Man findet die Obdachlosen mitten drin – zwischen Touristen, Luxusgeschäften und Neubauten.
Die 54-jährige Ayse Tükrükçü hat selbst auf der Straße gelebt, nach Jahren der Zwangsprostitution konnte sie keinen Fuß mehr fassen und fand weder Arbeit noch eine Wohnung. Mittlerweile hat sie sich zurückgekämpft und hilft nun anderen Wohnungslosen. Sie ist Teil eines Cafés, in dem Bedürftige umsonst essen können. Um das Projekt am Laufen zu halten, ist Ayse auf Sponsoren angewiesen – neue zu finden ist eine echte Herausforderung.
Mustafa Karaman ist ebenfalls Freiwilliger in der Obdachlosenarbeit, gleichzeitig forscht er zum Thema, als einer der wenigen in der Türkei. Gemeinsam mit seinem Vater hat er ein altes Postauto zur mobilen Suppenküche umgebaut und fährt damit abends durch Istanbul. Dabei erlebt er derzeit eine Armutskonkurrenz – zwischen Menschen türkischer Herkunft und Menschen mit Fluchtgeschichte. Fatal findet er, dass viele Betroffenen kein Gehör finden. Im Winter erfrieren immer wieder Menschen und die Öffentlichkeit nehme kaum Notiz.