Armenien Schach als Grundschulfach
Sie sind erst Sieben, wissen aber schon, wie man Könige stürzt. Die Zweitklässler an der Anton-Tschechow-Schule in der armenischen Hauptstadt Eriwan lernen Schach – als Pflichtfach.
"Ich finde Schach toll, weil es den Verstand trainiert. Auf diese Weise werden wir sehr klug."
Ein Mädchen
"Schachmatt in einem Zug" – darum geht es hier heute. „Leichte Aufgaben sind ideal für die Kinder, die schnell die Geduld verlieren.“ sagt Samvel Misjakjan. Der Mathematiklehrer hat extra eine Fortbildung absolviert, um Kindern Schach beizubringen.
"Schach schult logisches Denken. Es hilft, Entscheidungen zu treffen. Es verbessert das Gedächtnis, stärkt die Willenskraft, spornt an zu gewinnen und lehrt, mit Niederlagen umzugehen. Das kann kein anderes Schulfach."
Samvel Misjakjan, Mathematiklehrer Anton-Tschechow-Schule, Eriwan
Seit diesem Schuljahr steht Schach in Armenien auf dem Lehrplan. Die Zweitklässler machten den Anfang. Ältere Schüler sollen bald folgen. Sehr zur Freude der Schulleiterin.
"Uns Armeniern liegt Schach im Blut. Wir bringen dem Spiel eine große Achtung entgegen. Deswegen gab es auch keine Probleme, als Schach zum Pflichtfach erklärt wurde. Wir alle sind eben sehr schachbegeistert."
Gajane Saruchanjan, Schulleiterin Anton-Tschechow-Schule, Eriwan
Armenien, ein kleiner Staat im Südkaukasus, von ungeliebten Nachbarn umzingelt, wirtschaftlich wenig entwickelt.
Im Schach aber ist Armenien längst Weltklasse. Schach gilt hier als Nationalsport.
Smbat Lputjan ist Schachgroßmeister. In Eriwan hat er eine Schachakademie für Kinder gegründet. Dass der Sport jetzt Schulfach ist, das ist sein Verdienst. Lputjan hat unermüdlich Lehrer ausgebildet und Lehrbücher geschrieben, und damit endlich eine alte Idee umgesetzt.
"Es ist ein ehrliches Spiel. Das ist das Wichtigste. Das lernen die Kinder gleich: Sie lernen ehrlich zu spielen: ehrlich zu gewinnen oder zu verlieren. Und das ist doch wichtig im Leben."
Smbat Lputjan, Schachgroßmeister Armenien
Junge Menschen, die sich etwas zutrauen, braucht Armenien, sagt der Schachgroßmeister.
Die meisten Eltern, die ihre Kinder hierher bringen, sehen es genauso. Schach – für viele bedeutet das die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Die Armenier hoffen, dass die Lehre vom Schachspielen zum Exportschlager wird. Anfragen aus anderen Ländern soll es schon geben. Ehrliche, analytisch denkende junge Leute, die sich etwas zutrauen, die brauche doch nicht nur Armenien, sondern jede Nation der Welt.