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Dänemark Flüchtlinge unerwünscht

Seitdem die Dänen die Grenze kontrollieren, muss Nikolas Jähring früh los: Zehn Kilometer fährt er jeden Morgen bis zur dänischen Grenze. Er braucht nun länger zur Arbeit nach Dänemark, wie alle Pendler.

Von: Carolina Machhaus

Stand: 07.02.2016 | Archiv

Grenzkontrolle zwischen Deutschland und Dänemark | Bild: BR

"Wir sind eine spezielle Grenzregion, wo grade auch Flensburg, 30 Prozent der Flensburger Dänen sind. Und wir haben immer gut zusammen gearbeitet. Und plötzlich stört diese Grenzkontrolle wieder. Das ist ja schwer zu ertragen, wenn man in dieser Region wohnt und lebt. Und es gehört schnellstens wieder abgeschafft."

Nicolas Jähring, Grenzpendler

Heute wird Jähring auf dem Weg zu seiner Arbeit schon wieder raus gewunken.

Der Grenzbeamte will nicht gefilmt werden. Alles geht schnell. Nach einer kurzen Kontrolle geht es weiter. Doch für viele andere heißt es an der dänischen Grenze: Stopp!

Sonderborg

Ein Bus wird kontrolliert: Eine achtköpfige afghanische Familie wollte heute durch Dänemark nach Schweden weiter reisen. Doch die dänische Polizei verweigert den Flüchtlingen die Durchreise. Sie müssen sich entscheiden: zurück nach Deutschland oder in Dänemark Asyl beantragen, was ein fast aussichtsloses Unterfangen wäre; Dänemark hat eine der restriktivsten Einwanderungsgesetzgebungen in Europa. Und die Passkontrollen sind eine weitere Verschärfung.

Ahmed Khattap

Die süddänische Stadt Sonderborg liegt nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt. 700 Flüchtlinge aus Syrien leben hier in dieser ehemaligen Kaserne. Ahmed Khattap hat vor einem halben Jahr Asyl in Dänemark beantragt. Er wird wohl lange auf ein "Ja" warten müssen; das wissen sie hier im Flüchtlingsheim.

"Ich denke nicht viel über meine Zukunft nach. Es gibt ständig neue Gesetze, alle zwei bis drei Monate. Wie soll ich da meine Zukunft planen?"

Ahmed Khattap

Sollte Ahmed überhaupt Asyl bewilligt bekommen, so darf seine Familie frühestens in drei Jahren nachziehen. Grenzkontrollen und weniger Geld für Flüchtlinge - in Dänemark haben sich die Rechtspopulisten durchgesetzt.

"Wir wissen ja: es stehen ja noch 300.000 an der deutschen Grenze, die noch nicht Asyl gesucht haben. Und wir wissen ja, die wollen nach Schweden. Und dann müssen die durch Dänemark, und dann können die auch natürlich hier bleiben, wenn sie wollen. Und darum wollen wir unsere Grenze gerne beschützen, weil wir kein Platz für all die Leute hier haben."

Jan Rytkjär Callesen, rechtspopulistische Partei Dänemark

Erik Lauritzen

Der Bürgermeister von Sonderborg sieht das nicht so. Gerade seine Stadt habe von der offenen Grenze profitiert - kulturell und wirtschaftlich. Der Sozialdemokrat sieht in den Grenzkontrollen eine Gefahr für sein Land.

"Dänemark wird ärmer, weil wir auf Zusammenarbeit angewiesen sind. Das brauchen wir in Dänemark. Wird sind so klein, wir können uns nicht einschließen und unseren Wohlstand erhalten."

Erik Lauritzen, Bürgermeister Sonderburg

Für viele hängt das Schicksal der Flüchtlinge und das von Europa zusammen. Deshalb engagiert sich der Grenzgänger Nicolas Jähring auch für Flüchtlinge in Flensburg. Der Afghane, der heute morgen noch versucht hat, die dänische Grenze zu überschreiten, ist auch hier: seine ganze Familie sei in Schweden, sagt er, und es mache ihn traurig, dass er es nicht zu ihnen geschafft habe.

"Ganz Europa muss zusammenhalten. Das tun wir im Moment nicht. Ich finde, Europa ist, auch wenn man die Grenzkontrollen sieht, für mich im Moment gescheitert. Es sind ja Menschen, die einfach zu ihren Familien wollen. Nur weil sie ein bestimmtes Stück Ausweispapier nicht haben, wird es denen verwehrt."

Nicolas Jähring, Flüchtlingshilfe Flensburg

Streit zwischen Nachbarn - sie ringen um das offene Europa. Dänemark macht seine Grenzen dicht; Deutschland steht zum Schengen-Abkommen, Nicolas Jähring auch. Sonst macht es für ihn keinen Sinn mehr in Dänemark zu arbeiten.


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Thorsten , Sonntag, 07.Februar 2016, 18:42 Uhr

2. Grenzpendler

Ich kann das Gejammer des Grenzpendlers nicht nachvollziehen. Auch ich fahre täglich über die Grenze nach Sonderburg zur Arbeit. Allerdings fahre ich bis zur Grenze schon 78!! Kilometer und nicht läpische 10 Kilometer. Ich akzeptiere die Kontrollen,fahre einfach etwas früher los,so einfach ist das. Was soll diese übertriebene Bequemlichkeit, auf Kosten der Sicherheit? Wenn es dem Herrn nicht passt,soll er sich einen anderen Arbeitsplatz suchen.

Gerlinde Jansen, Sonntag, 07.Februar 2016, 17:57 Uhr

1. Dänemark Flüchtlinge

Man soll diesem kleinen Land nicht unterstellen, dass sie fremdenfeindlich sind! Sie sind einfach ganz realistisch an ihre Grenzen gestoßen! Und dieses ganze populistische Getue ist bald unerträglich !!! Es ist niemandem damit geholfen wenn es einen sozialen Unfrieden gibt!