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Dänemark Herausforderung Pflege

Unterwegs mit Pflegerin Lena Boysen in der süddänischen Gemeinde Apenrade. Sie ist direkt bei der Kommune angestellt. Denn Pflege ist in Dänemark eine öffentliche Aufgabe und wird aus Steuergeldern bezahlt.

Von: Leonie Puscher und Anne Ruprecht

Stand: 09.09.2018 | Archiv

Eine Pflegerin mit Pflegebedürftigen | Bild: BR

Lena Boysen

Pflege fängt hier oft ganz niedrigschwellig an, so wie bei diesem Besuch, heute zum Beispiel zum Medikamente sortieren. Einmal die Woche kommt jemand bei Inger Nielsen vorbei. Mal braucht sie Hilfe beim Baden, mal beim Saubermachen. Die Hilfe heute sei besonders nötig – bei all diesen Pillen, scherzen sie.

"Die Inger sagt: Sie ist ja auch ein altes Mädchen. Deswegen!"

Lena Boysen

Die Gemeinden in Dänemark schauen nach ihren älteren Bürgern - sogar schon bevor sie Pflege benötigen. Ab dem Alter von 75 Jahren hat jeder Anspruch auf präventive Hausbesuche. So will man frühzeitig erkennen, wenn dann jemand Hilfe braucht.

Sonja Petersen wurde schon vorher, mit 68 Jahren nach einer OP plötzlich zum Pflegefall. Acht mal am Tag bekommt sie Besuch von Pflegerin Lena Boysen und ihren Kollegen. Sie übernehmen die gesamte Pflege - und nehmen Anteil:

"Das war ganz fantastisch, den großen Fortschritt zu sehen. Vom Anfang, wo es dir sehr, sehr schlecht ging - du konntest praktisch gar nichts mehr."

Lena Boysen

Dass es Sonja Petersen heute so viel besser geht, ist auch das Verdienst von Pflegehelferin Mette Lundhoj. 15 Minuten täglich machen sie Muskeltraining – auch das ist Teil der Pflege. In Dänemark investieren die Kommunen viel, damit pflegebedürftige Menschen wie Sonja Petersen möglichst lange zu Hause bleiben können. Davon profitieren auch die Kommunen: Die Hausbesuche kosten zwar viel Geld, aber viele Pflegeheimaufenthalte lassen sich so vermeiden.

Pflegeheim in Apenrade

Die Pflegeheime selbst gehören hier ebenfalls den Kommunen. Dieses in Apenrade gleicht einer Vorortsiedlung. Die fast 90 Senioren wohnen in kleinen Apartments. Und das ist nicht nur hier so. Die Bewohner wirken zufrieden, auch Elsa Asmussen:

"Hier ist mein zuhause."

Elsa Asmussen

Elsa Asmussen

Die 97-Jährige gehört zur deutschsprachigen Minderheit. Mit Stolz zeigt sie ihre eigene kleine Wohnung.

Betina Schlüter Schrøder

Pflegekraft sein – in Dänemark ein angesehener Beruf. Sükran macht ihn aus Leidenschaft, auch mit ihrer Bezahlung ist sie zufrieden. Ein Heim wie dieses kann sich jeder Bürger in Dänemark leisten. Lediglich Kost und Logis müssen die Bewohner wie hier im Heim Leergarden selbst zahlen. Und das sei erschwinglich:

"Natürlich bezahlt man Geld dafür, aber in Dänemark kriegt jeder eine Grundrente und man kann von dieser Grundrente hier in diesem Heim hier wohnen, auf Leergarden wohnen. Und das ist eigentlich egal, ob du früher Landstreicher gewesen bist oder Bankdirektor, jeder kann hier wohnen und jeder wird gleich behandelt."

Betina Schlüter Schrøder, Heimleiterin

In Würde altern, selbstbestimmt – Dänemark macht vor, wie es geht.


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