Griechenland Terror im Flüchtlingscamp
Das Lager von Moria ist berüchtigt: 8000 Flüchtlinge leben hier – unter unmenschlichen Zuständen, klagen Hilfsorganisationen.
Wir wollen herausfinden, ob die Gerüchte stimmen: In Moria soll eine gewalttätige Gang, angeblich ein Ableger des sogenannten "Islamischen Staates", das Sagen haben.
Im Camp selbst dürfen wir nicht drehen. Wir treffen deshalb Ahmad im inoffiziellen Zeltlager nebenan. Ahmad ist aus dem Irak nach Lesbos geflohen. Er sagt, er habe direkt neben der Gruppe gelebt. Dann bekam er Angst und verließ das Camp.
"Es gibt viele IS-Mitglieder innerhalb des Lagers. Sie verkaufen verbotene Substanzen, Drogen, horten Geld und handeln mit allem, zum Beispiel mit Handys. Sie stehlen und rauben."
Ahmad
Doch ist diese Gang wirklich ein IS-Ableger? Oder benutzen sie das Label IS nur um andere einschüchtern? Eins scheint klar: Ihre Methoden sind brutal:
"Wenn sie jemanden angreifen, dann tun sie es zu 20. Sie benutzen Eisenstangen und schlagen gnadenlos zu. Dabei rufen sie dieselben Parolen wie der IS, sie sagen 'Gott ist groß.' und 'Der IS wird überleben und sich ausbreiten.'"
Ahmad
Ahmad zeigt uns Handyvideos von einem Vorfall Ende Mai, als die Gewalt eskalierte: Die mutmaßliche IS-Gruppe soll die treibende Kraft hinter einem Angriff auf andere Camp-Bewohner gewesen sein. Ihre Waffen: Eisenstangen und Messer. Die Bilanz des blutigen Zusammenstoßes: Mehrere Schwerverletzte und einige Verhaftungen.
Auch Jaafar kennt die Gruppe: direkt bei seiner Ankunft in Moria sollen die mutmaßlichen IS-Leute versucht haben, ihn anzuwerben.
"Einer aus der IS-Gruppe brachte mich zu ihrer Baracke. Nach fünf Tagen, die ich dort verbrachte und ihnen zuhörte, merkte ich: Die haben eine schlechte Ideologie."
Jaafar
"Was soll das heißen?"
Reporter
"Sie sind so fanatisch: Töten, Vergewaltigen, Stehlen. Aber das Wichtigste: Vergewaltigung. Sie sagen, wenn du kein Muslim bist, darf ich dich vergewaltigen. Sie haben früher schon vergewaltigt – in Mossul, in Anbar. Ich kenne einen von ihnen, er ist sehr gefährlich. Er sagte: 'Wenn du das der Polizei sagt, bringe ich dich um!' Und ich glaube ihm. Er hat ein Messer. Überall haben sie Spione!"
Jaafar
Spione: Das klingt nach einem Netzwerk. Deutsche Sicherheitskreise bestätigen: Ihren Informationen zufolge gibt es IS-Leute in Camp Moria.
Wir wollen wissen, was im Lager los ist: Weil wir selbst nicht hinein dürfen, gehen für uns zwei ehemalige Bewohner zurück ins Camp – mit versteckter Kamera. Erster Anlaufpunkt: Ein "Café" von Abu F.. Er gilt im Lager als einer der Chefs der Gruppe: Haschisch, Chrystal Meth, Tabletten – alles kann man hier angeblich kaufen. Der Mann hinter der Kaffeemaschine sei einer der Handlanger von Abu F.
Reda ist einer unserer Informanten. Er führt uns ins "Level 3" des Camps – angeblich unter Kontrolle des IS. Die Gruppe soll aus mindestens 50 Männern bestehen. Das bestätigen uns auch andere Quellen. An den Wänden: Graffitis der mutmaßlichen IS-Gruppe. Eine offene Machtdemonstration. Reda hat hier Todesängste ausgestanden.
"Der Mann hat mich gewürgt und mir das Messer so an den Hals gehalten. Dann hat er seinen Begleiter zugerufen: 'Kommt, haltet ihn fest, damit ich ihm die Kehle durchschneiden kann!' Ich habe Syrien wegen des IS verlassen. Als ich aber hier ankam, merkte ich: Hier gelten die gleichen IS-Gesetze. Dort bin ich vor dem Tod geflohen, hier muss ich wieder Todesangst haben."
Reda
Für Reda jedenfalls ist klar: die Gruppe bekennt sich wirklich zum IS.
Die Griechin Efi Latsoudi arbeitet in einem anderem Flüchtlingslager auf Lesbos. Dorthin sind die meisten Opfer des Gewaltausbruchs Ende Mai geflohen. Sie fordert die Behörden auf, gegen die mutmaßliche IS-Gruppe vorzugehen:
"Die Gruppe sollte kontrolliert und verhaftet werden, sonst entsteht der Eindruck, dass alle Flüchtlinge etwas mit dem IS zu tun hätten. Und das ist nicht wahr."
Efi Latsoudi, Flüchtlingshelferin Lesbos
Wir wollen wissen: Was tun eigentlich die griechischen Behörden, um die Gewalt zu stoppen?
Das Ministerium für Migration verweigert ein Interview. Man sei im Moment zu ausgelastet. Die Polizei gibt an, sie habe seit Anfang dieses Jahres knapp 500 Personen in Moria verhaftet; Erkenntnisse über Dschihadisten im Camp lägen ihr aber nicht vor.
Die Gouverneurin der Region hat angekündigt, Camp Moria schließen zu wollen.
Für die mutmaßliche IS-Gruppe wäre das wohl auch nicht das Ende. Sie könnte ihre Terrorherrschaft in anderen Lagern neu aufbauen, wenn die Behörden nicht endlich gegen sie vorgehen.
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Robert, Sonntag, 18.November 2018, 01:11 Uhr
1. Ein erschütternder Bericht
Dieser erschütternde Bericht ist so wichtig, um bei allem, was wir über Flüchtlinge zu wissen glauben, nachzufragen. Es sind nicht nur Opfer, sondern auch mörderische Täter in Flüchtlingslagern als angebliche Flüchtlinge aktiv. Der gezeigte Bericht stammt von der "Deutschen Welle" vom 30.09.18 und ist dort abrufbar. Er wurde Anfang Oktober 2018 zum Thema für Presseberichte. Wer Ähnlichkeiten mit Dingen und Aussagen bemerkt, die er kennt, braucht sich nicht zu wundern. Die Angabe "Stand 11.11.2018" ist verwirrend. Bei der "DW" gibt es seit September 2018 neuere Berichte über Flüchtlingslager in Griechenland, die auch erschütternd sind, wie den Bericht über die Jesiden vom 3.11.18 unter dem Titel:"Gewalt gegen Jesiden: Im Flüchtlingslager regiert die Angst vor dem IS". Ein unfassbares Trauerspiel.
Antwort von euroblick, Sonntag, 18.November, 11:26 Uhr
Die Angabe des "Stands" bezieht sich auf das Datum der Ausstrahlung bei uns im euroblick.