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Großbritannien Brexit-Initiative im Zwielicht

Referendum-Kampagne 2016: Vorne wird gebrüllt. Hinten der Mann, der die Strippen zieht: Arron Banks, Versicherungstycoon und spendabler Brexit-Mäzen. Acht Millionen Pfund steckte er in die Kampagne "Leave EU", nicht die offizielle Brexit-Kampagne, aber die aggressivste.

Von: Julie Kurz

Stand: 25.11.2018 | Archiv

Arron Banks | Bild: BR

Mit Nigel Farage als Frontmann hetzten sie gegen Migranten. Und sie gewinnen. Im Rausch des Erfolgs titulieren sie sich selbst als die "Bad Boys des Brexit".

"Brexit ist der erste Stein, der alles ins Rollen bringen wird. Wir helfen gerne in anderen Ländern."

Arron Banks

Arron Banks

Ihr Erfolg trägt sie bis zu Donald Trump. Oder gab es die Kontakte zwischen der Brexit-Kampagne und Trumps-Wahlkampfteam womöglich schon viel länger? Und woher kommt eigentlich genau die Acht-Millionen-Spende? Es ist nicht nur dieses Foto, das bei der Guardian-Journalistin Carole Cadwalladr viel Fragen aufwirft. Sie recherchiert und konfrontiert Arron Banks bereits kurz nach dem Referendum mit ihren Fragen und erhält eine bemerkenswerte Antwort:

"Er sagte zu mir: 'Du suchst nach handfesten Beweisen, nach Dreck am Stecken. Du wirst das überall finden, aber es interessiert keinen mehr.' Er meinte damit, ich solle darüber hinwegkommen, dass sie gewonnen haben."

Carole Cadwalladr

Carole Cadwalladr

In Sachen Arroganz, Hochmut macht Arron Banks kaum jemanden was vor. Doch er soll sich irren: vier Monate vor dem Austrittstermin interessiert es doch. Die Recherchen der Guardian-Journalistin haben zu Untersuchungen der Wahlkommission und eines parlamentarischen Ausschusses geführt: Es geht um möglichen Datenmissbrauch, aber vor allem um die großzügig Spende, und die Frage, wer die Geldquelle ist. Arron Banks besitzt neben einer Firma in Bristol auch eine in der Steueroase Isle of Man – eine Wahlkampffinanzierung von außerhalb Großbritannien aber wäre illegal.

"Können Sie klar sagen, dass keine ihrer Überseefirmen Teil ihrer politischen Spende war?"

Rebecca Pow, konservative Abgeordnete

"Ich kann das ganz klar sagen: Ich lebe in South Gloucestershire und ich zahle meine Steuern in South Gloucestershire. Ich zahle vermutlich mehr britische Steuern als das komplette Komitee hier."

Arron Banks

"Also, nichts von außerhalb?"

Rebecca Pow

"Nein."

Arron Banks

Rebecca Pow

Trotz der Vehemenz – die Wahlkommission überzeugt es nicht. Sie leitet den Fall an die National Crime Agency weiter, die strafrechtliche Ermittlungen einleitet. Der Verdacht: die wahre Geldquelle wird verschleiert. Und eine Frage wird immer größer: Kommt das Geld aus Russland? Im Zwielicht: die Verbindung von Arron Banks zum russischen Botschafter in Großbritannien, Alexander Jakowenko. Mehrfach sollen sie sich getroffen haben. Was haben sie besprochen?

"Ach, ich habe ihn nur getroffen, weil ich neugierig war, wieso er so viel Geld in die Kampagne gesteckt hatte."

Alexander Jakowenko

Alexander Jakowenko

Und Arron Banks? Der gibt lediglich zu, es habe ein sechsstündiges Mittagessen gegeben, mit viel Alkohol. Untertrieben ist das laut Recherche der Guardian-Journalistin: sie kommt auf insgesamt elf Treffen, darunter durchaus interessante:

"Er war sogar in der russischen Botschaft, hat dort den russischen Botschafter getroffen. Der hat ihm einen Geschäftsmann vorgestellt, der ihm Anteile an einer Diamantenmine angeboten hat. Und das alles hat am gleichen Tag stattgefunden, als 'Leave EU' seine Kampagne lanciert hat."

Carole Cadwalladr, The Guardian

Merkwürdiger Zufall – oder doch Indizien für Verstrickungen? Arron Banks, der russische Botschafter, die Brexit-Kampagne – wurde so versucht, Einfluss auf das EU-Referendum zu nehmen?

Arron Banks reagiert zunehmend genervt auf die unzähligen Fragen:

"Noch mal zum Mitschreiben: Es gab kein russisches Geld und keinen Einfluss von Russland!"

Arron Banks

Der Versicherungstycoon sieht sich als Opfer einer Verschwörungstheorie von EU-Befürwortern, die das Referendum rückgängig machen wollen. Und tatsächlich fordern immer mehr Brexit-Gegner den Brexit zu stoppen, aus Überzeugung, aber auch, weil sie daran zweifeln, dass bei dieser historischen Abstimmung alles mit rechten Dingen zuging.


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