Großbritannien Jugend gegen Brexit
Brexit-Chaos in Großbritannien – und das Land ist gespaltener denn je. Doch die Jungen scheinen mehrheitlich auf der Seite der Europäischen Union zu stehen.
Sie legt ihren Wunsch in ein Lied: Madeleina Kay hat ihn zum Brexit-Chaos geschrieben und es aus dem Stand zu einiger Bekanntheit geschafft: "Ich finde, wir sollten bleiben", singt die junge Songwriterin. Es ist ihr Versuch, den EU-Austritt doch noch zu verhindern. Musik ist ein guter Stimmungsmacher.
Auch andere Mitstreiter wie die erst 22-jährige Lara Spirit wittern gerade eine Chance: Sie mobilisiert über soziale Medien vor allem die junge Generation, ihre Stimme zu erheben. Eine zweite Volksabstimmung über den Brexit-Deal ist das Ziel:
"Die jungen Leute haben überwältigend für einen EU-Verbleib gestimmt. Und noch mehr unterstützen das jetzt. Wir repräsentieren tausende junge Menschen im ganzen Land, die 'Nein' sagen zum jetzigen Deal und die bereit sind bis zum Schluss zu kämpfen."
Lara Spirit
Man könnte meinen, dafür sei es zu doch spät! Aber das politische Chaos im Land, ist genau der Moment, den die Anhänger eines zweiten Referendums wie Lara für sich nutzen wollen. Kurzfristig hat sie mit anderen im Regierungsviertel einen Kongress organisiert, dort, wo Madeleine ihren Song performt, offen für jedermann. Der Andrang ist groß. Ein Austausch und Mutmacher der Brexit-Gegner:
"Die Jungen sind der Schlüssel, um den Brexit abzuwenden. Wir sind die Zukunft. Wir gestalten die Gesellschaft, in der wir leben wollen. Selbst wenn es zum Brexit kommt, was ich nicht mal glaube, werden wir Jungen Großbritannien später wieder zurück in die EU führen. Das ist die sicherste und beste Zukunft für unser Land. Mich treibt der Ausgang des Brexit und das Chaos in unserem Land um. Und ich möchte den Gedanken einer Abstimmung beleben. Es ist möglich. Es ist essentiell, dass wir all unsere Kräfte bündeln und die Entscheidung über unser Land nochmal den Leuten überlassen."
Madeleina Kay, Sängerin
Es sind nicht nur die Jungen: auch viele Ältere sind gekommen, um den Rednern zu lauschen. Die Zahl der Anhänger eines zweiten Referendums wächst stetig. Auch unter den britischen Abgeordneten hat sich quer durch alle Parteien eine Gruppe formiert: Prominentester ist er, Dominic Grieve, Abgeordneter der konservativen Regierungspartei, eine Art Stargast:
"Abgeordnete haben ein paar Pflichten. Und eine davon ist, die Leute vor einem nationalen Selbstmord zu bewahren. Ein harter Ausstieg macht das und löst unsere Probleme nicht."
Domenic Grieve, Abgeordneter Konservative Partei
Eingestimmt sind sie, nur lehnt die Regierung ein zweites Referendum bisher ab und die Brexit-Anhänger sowieso. Und so endet der Tag mit einem kleinen Scharmützel: "Wir verlassen die EU nicht!", sagt er. "Verräter!", ruft eine Gegnerin daneben: "Die Brexit-Wähler werden komplett betrogen."
Da niemand weiß, wohin die Brexit-Reise nun tatsächlich geht, sind viele Optionen denkbar, auch Laras Wunsch nach einem zweiten Referendum.