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Italien Die Unterwasser-Archäologen von Ischia

Von der Fischerei, sagt Giulio Lauro, können sie schon lange nicht mehr leben. Also haben die Fischer von Ischia umgesattelt: Während der Feriensaison schippern sie Touristen durch die Gegend. So weit, so normal.

Von: Veit-Ulrich Braun

Stand: 25.11.2018 | Archiv

Der versunkene Hafen | Bild: BR

Gaetano Lauro

An diesem Boot aber ist ist etwas anders: In Eigenarbeit haben sie Glasböden eingebaut und bieten Ausflüge nach Aenaria an, in die versunkene Vergangenheit der Römer auf Ischia. Es sind die Jungen wie Giulios Sohn Gaetano, die einen neuen, kulturellen Tourismus auf Ischia entwickeln wollen:

"Es war die Idee von uns Jungen, das Meer auf eine andere Art zu leben als unsere Eltern."

Gaetano Lauro, Fischer

"Das alles ist auch aus der Liebe zu unserer Heimat entstanden. Wir wollen ihr den Wert geben, der ihr gebührt. Und wir wollen Arbeit schaffen über die Saison hinaus. Es ist ein ganzes Bündel von Ideen und Initiativen, die dieses Projekt ausmachen."

Giulio Lauro, Fischer

Giulio Lauro

Und so wurden aus Fischern Archäologen. Sie legten zusammen, kauften auf eigene Kosten Taucherausrüstungen und Gerät, holten die notwendigen Genehmigungen ein und engagierten eine Unterwasserarchäologin, die die Ausgrabungen bis heute leitet.

Alessandra Benini

Unterwasserarchäologie ist ein mühsames Geschäft, Strömung und Wellen decken oft in kurzer Zeit wieder zu, was in Zentimeterarbeit freigelegt wurde. Aber die Fischer gaben nicht auf und entdeckten sogar eine kleine archäologische Sensation: eine Hafenanlage aus römischer Zeit: So könnte sie einmal ausgesehen haben. Auch Überreste einer Villa haben sie entdeckt. Niemand hatte bis dahin geglaubt, dass die Römer Ischia besiedelt hatten, denn zur Römerzeit wurde die Insel regelmäßig von Erdbeben heimgesucht.

"Wir können jetzt mit Sicherheit sagen, dass Ischia nicht nur griechisch, sondern auch römisch besiedelt war, vom zweiten Jahrhundert vor Christus bis zum zweiten Jahrhundert nach Christus. Darauf weisen diese Scherben hin. Danach gab es wahrscheinlich eine Katastrophe. Im Moment glauben wir, dass es ein Erdbeben war, das die Stadt zerstört hat und diese Keramik ins Meer befördert hat."

Alessandra Benini, Archäologin

Die Siedlung versank. Heute müssen diese Scherben aus sechs Metern Tiefe geholt werden.
Und so suchen sie weiter, in jeder freien Minute. Viele der jüngeren Fischer sind mittlerweile erfahrene Grabungstaucher. Aber trotz aller Routine ist das hier für sie weit mehr als nur ein Job:

"Ich arbeite im Wasser, und jeder Tauchgang ist ein bewegendes Erlebnis! Denn jedes Mal kann etwas Neues zum Vorschein kommen. Ein neues Indiz, was einmal war, was uns hilft, die Vergangenheit zu verstehen. Jeder Tag bringt eine neue Entdeckung!"

Giovi Buono, Taucher

Touristen in einem Boot

Ischia lebt schon jetzt ausschließlich vom Tourismus. Jedes Jahr pilgern Hunderttausende auf die Insel, baden in heißen Quellen, besuchen das berühmte Castello Aragonese. Und gelegentlich ankern Superyachten vor der Insel.
Ein neuer Tourismuszweig sei immer willkommen, sagt der Bürgermeister. Aber die Fischer auch finanziell zu unterstützen, das mag er lieber nicht versprechen:

"In allen Kommunen ist das Geld knapp und wir müssen irgendwie damit auskommen, was wir haben. Aber das ist eine schöne Initiative, über die wir nachdenken sollten."

Enzo Ferrandino, Bürgermeister Ischia

"Die Fischer haben an diese Forschung geglaubt. Wir haben hier eine einzigartige Situation, denn obwohl wir alle notwendigen Genehmigungen für eine archäologische Untersuchung von den zuständigen Behörden haben, wird das alles hier privat bezahlt."

Alessandra Benini, Archäologin

Und so werden sie weitermachen, auch ohne staatliche Unterstützung. Einen Vorteil habe das, sagt Giulio: reinreden könne ihnen auf diese Weise niemand.


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