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Norwegen Wie der Staat das Elektroauto fördert

Nein, freie Fahrt hat Jane Karlssen nicht, wenn sie morgens in Oslo unterwegs ist, obwohl Norwegens Hauptstadt voller Busspuren ist, die eigentlich den öffentlichen Nahverkehr fließen lassen sollen.

Von: Clas Oliver Richter

Stand: 02.10.2016 | Archiv

Autoverkehr | Bild: BR

Jane Karlssen

Aber auf Oslos Busspuren sind inzwischen wieder reichlich PKW unterwegs.

"Wir haben bis zu 30 Minuten Verspätung, manchmal stehen wir auf dem ganzen Weg in die Stadt hinein in einem Stau."

Jane Karlssen, Unibuss Stockholm

Es sind ganz besondere PKW, die für die Staus sorgen. Autos, die man kaum hört, die keine Abgase verursachen: Elektroautos: Sie dürfen in Oslo viele der Busspuren mit benutzen.

Der norwegische Staat fördert den Verkauf der E-Mobile großzügig. Die Mehrwertsteuer in Höhe von 25 Prozent wird erlassen. Parkplätze in den Innenstädten sind kostenlos. Dort wurden auch Batterieladestationen installiert. Inzwischen ist jede vierte Neuzulassung ein Elektroauto.

Im Staatlichen Straßenamt haben sie das Konzept entwickelt, mit dem Norwegen seine Luftverschmutzung drastisch reduzieren will. Bis 2030 sollen die gefährlichen Abgase halbiert werden, erklärt Verkehrsplaner Jan Lund. Deshalb sollen neue PKW ab 2025 nur noch mit Elektromotoren zugelassen werden.

"Wir haben noch keine Verbote für Autos mit Verbrennungsmotoren beschlossen. Noch glauben wir, dass es möglich ist, den Übergang bis 2025 komplett hinzubekommen, wenn die Anreize für Alternativen hoch genug sind."

Jan Lund, Norwegisches Straßenamt

Ein ehrgeiziges Projekt, das viele interessiert und das Fachbesucher nach Oslo lockt wie diese Experten und EU-Parlamentarier, denen die norwegische Elektroautolobby voller Stolz ihre neueste Batterieladestation vorführt.

Bis zu 420 Millionen Euro pro Jahr lässt sich das reiche Norwegen die Förderung kosten, obwohl es keine heimische Autoindustrie gibt, die davon profitieren könnte.

Bard Norheim

Aber nicht alle Norweger finden die großzügige Unterstützung der Elektroautos gut, weil noch mehr Autos die Straßen immer weiter verstopfen, wie der Verkehrsforscher Bard Norheim beklagt, ganz gleich, wie sie angetrieben werden.

"Die Förderung ist falsch angesetzt. Das ist viel zu umfangreich, gerade im Verhältnis zu den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad, die aber genauso wichtig sind. Es ist ein Erfolg, aber ein Erfolg, der mehr kostet als er bringt."

Bard Norheim, Verkehrsplaner

Wenigstens sorgt die nötige zusätzliche Energieerzeugung nicht für schädliche Emissionen, denn Norwegen deckt seinen Strombedarf aus Wasserkraft.

Bart von Depontseele

Bart von Depontseele ist glücklich über sein Elektroauto, benutzt es täglich. Der Weg in die Stadt, zur Arbeit – auf den Busspuren kommt er viel jetzt schneller voran. Für ihn hat sich die Anschaffung gelohnt, obwohl der Kaufpreis sehr viel höher war als etwa bei einem Diesel.

"Das sind ja vor allem die Kosten im Unterhalt, keine Mautgebühren, kein Treibstoff, das ist wesentlich billiger. Und wir wollen ja auch umweltbewusst leben. Das war zwar nicht unser Hauptgrund, aber es ist ein Bonus dazu."

Bart von Depontseele

Nur auf den langen Strecken, da vertraut der gebürtige Belgier dem Elektromotor lieber nicht, weil er nie genau weiß, wo er die nächste freie Ladestation findet. Und deshalb steht nebenan weiterhin sein Zweitwagen, einer mit Verbrennungsmotor!

"Die Subventionen lösen die Verkehrsprobleme gerade in den größeren Städten nicht. Ein Elektroauto braucht genauso viel Platz wie ein anderes Auto auch."

Bard Norheim, Verkehrsforscher

Die norwegische Regierung will im nächsten Jahr ein Gesetz beschließen, das die langfristige Förderung der Elektromobilität langfristig regeln soll. Der öffentliche Nahverkehr soll ab 2025 nur noch mit Elektroautos fahren. Busfahrerin Jane Karlssen hofft, dass sie ihre Busspuren wieder für sich alleine hat, wenn irgendwann alle mit den abgasfreien Autos unterwegs sind.


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