Österreich Vergeben, Verzeihen, Vergessen
Zunächst glaubte man an eine Posse, dabei war sie keine – eine Druckerei, die schon seit langem und im staatlichen Auftrag mit der Herstellung von Wahlkarten beauftragt war, hatte diesmal zur Bundespräsidentenwahl einen merkwürdigen Klebstoff verwendet.
Dieser Klebstoff verklebte die dazugehörigen Umschläge nicht, sondern – im Gegenteil – öffnete, mit Zeitverzögerung. Das klang auch in der Pressekonferenz des zuständigen Innenministeriums mysteriös wie der Stoff aus einem Agentenkrimi.
"Es ist eine technische Panne, ein technisches Versagen."
Wolfgang Sobotka, Österreichischer Innenminister
"Dann haben wir tatsächlich ein Problem in Österreich, und das heißt Klebstoff."
Alexander Van der Bellen, Präsidentschaftskandidat, parteilos
"Die Menschen müssen sich sicher sein, dass die Stimme, die sie abgeben auch ankommt, auch ankommt. Und das funktioniert derzeit nicht."
Norbert Hofer, Präsidentschaftskandidat, FPÖ
"Das defekte Wahlkuvert hat Klebestellen an der oberen Kante und an der Seitenkante ergeben, dass sie sich auflösen und gleichzeitig die nur in Österreich verwendete Lasche."
Wolfgang Sobotka, Österreichischer Innenminister
"Auch Kleber aus dem Ausland, zum Beispiel aus der Bundesrepublik Deutschland."
Ein Kriminalbeamter
Ungewohnte Flexibilität
Wenn es darüber auch bisher zu keinen größeren Verwicklungen zwischen den Nachbarländern gekommen ist, das österreichische Bundesheer ist gerüstet. Darüber konnten sich die beiden Präsidentschaftskandidaten Hofer und Van der Bellen auf einer Leistungsschau im steirischen Zeltweg überzeugen. Okay, es ist Wahlkampf, aber muss man sich deshalb gegenseitig bekriegen? Aber nein – denn eigentlich mag man sich…
Da kann man auch ein bisserl beweglicher sein bei den Grundsatzpositionen – oder was sagen Sie, Herr Van der Bellen, zu den Emissionswerten bei einer solchen Veranstaltung?
"Klimaschutz ist etwas, was uns über die Jahre begleiten wird, also die Maßnahmen gegen die Klimaveränderung. Aber das soll man nicht an Einzelheiten messen."
Alexander Van der Bellen, Präsidentschaftskandidat, parteilos
Und der Konkurrent? Wie war das mit der generell harten Haltung bei den Themen Zuwanderer, Migranten, Überfremdung?
"Und wenn ihr mich fragt, wie meine Politik ist, wie ich damit umgehe, dann sage ich: Mit Menschlichkeit und mit Vernunft. Denn das eine schließt das andere nicht aus."
Norbert Hofer, Präsidentschaftskandidat, FPÖ
Na also, man kommt sich näher und näher und bis zum Wahltermin am 4. Dezember – schon mitten in der Adventszeit – sind sicher alle Differenzen ausgeräumt. Das wäre dann auch die Lösung: nicht einer, nein, zwei Bundespräsidenten für Österreich!