BR Fernsehen - EUROBLICK


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euroblick-Porträt Ismail Ertug

Kindergartenkinder aus Wurzenbach in der Oberpfalz. Sie besingen ihren neuen Spielplatz, der an diesem Sommertag eingeweiht wird.

Von: Stephan Mayer

Stand: 22.07.2018 | Archiv

Es ist ein kleines regionales Projekt, gefördert von der Europäische Union. Deshalb ist auch der Europaabgeordnete Ismail Ertug gekommen. Für Ismail Ertug ist die Einweihung des Spielplatzes ein Heimspiel. Er ist ein geborener Oberpfälzer mit türkischen Wurzeln. Der neue Spielplatz hat aber auch mit Verkehr zu tun, denn das Falkensteiner Bockerl hat ihm seinen Namen gegeben: ein Regionalzug, der die Menschen von Amberg nach Regensburg brachte.
Die gute alte Zeit, in der Mobilität noch mit gemütlichem Reisen zu tun hat. Das hat sich geändert. Und das ist auch das Thema von Ismail Ertug. Sein Spezialgebiet im Europaparlament ist die europäische Verkehrspolitik.

Das Europaparlament in Brüssel für 500 Millionen Menschen aus 28 Nationen: 751 Abgeordnete – einer davon ist Ismail Ertug. Vor ein paar Jahren hat er im Europaparlament das Forum für Mobilität auf der Straße eingerichtet. Dort treffen sich Politiker und Vertreter der Auto- und Verkehrsindustrie zum gemeinsamen Austausch. Das Ziel ist, Kompromisse auszuloten bevor es zur Gesetzgebung kommt. Ein Erfolg, weil Partner mit unterschiedlichen Interessen - in diesem Falle die EU-Kommission, das Europaparlament und die Autohersteller - die Schnittmenge ausloten, mit der am Ende alle leben können. Ertug ist dabei der Vermittler.

Ismail Ertug

Der Parlamentarier Ismail Ertug ist ziemlich aktiv im Verkehrsausschuss und auch als Berichterstatter:

"Also, wir arbeiten gut zusammen. und beide verteidigen wir unsere Positionen. Aber am Ende finden wir immer einen Kompromiss, weil es uns um eine Sache geht: ein gutes Ergebnis für Europa und seine Bürger."

Ismail Ertug

Am selben Tag: eines dieser Sommerfeste auf Kosten der Industrie. Eine private Firma, die Lösungen zur Verkehrssicherheit anbietet. Bei solchen Veranstaltungen wird auch Europapolitik gemacht, in lockerer Atmosphäre – unter dem Radar von Gesetzgebung und Parteipolitik. Es geht um Elektromobilität, Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, um autonomes Fahren. Und auch hier sucht die Industrie den direkten Kontakt mit dem Europaabgeordneten Ertug.

Es ist eine Herumrennerei in Brüssel. Spätabends noch ein Fernsehauftritt: Es geht um die  Wahl des türkischen Präsidenten Erdogan. Als Mitglied im EU-Türkei-Ausschuss ist Ertug auch ein gefragter Gesprächspartner zu allem, was da unten am Bosporus passiert. Die Machenschaften des türkischen Präsidenten und dessen rücksichtslose Machtpolitik, das wird im Rundschaumagazin des BR überdeutlich, sind für den Europaabgeordneten Ertug ein absolutes "no go". Erdogan, sagt der Politiker an diesem Abend im Fernsehen mit Sorge, ist jetzt ein Ein-Mann-Herrscher.

Weit oben über der Bayerischen Vertretung in Brüssel ist Ismail Ertugs Büro. Dieser Weitblick ist da gefordert für einen, der 1999 über die Jusos zur SPD kam und nach der Ausbildung zum Industriekaufmann bei der AOK gearbeitet hat, bevor er die europäische Bühne betrat. Umso wichtiger ist ihm der ständige Blick auf die Heimat, womit wir wieder bei den Kindern in Wurzenbach wären. Für Ismail Ertug geht es da nicht nur um einen Spielplatz, den die EU finanziert hat. Er will auch die Jugend für Europa begeistern, wohl wissend, dass auf dem Kontinent nicht alles rund läuft und dass es nur in Trippelschritten vorwärts geht. Aber seine Botschaft lautet – es gibt zu Europa keine Alternative.


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