Schottland Die Trump-Mauer
Sie wandern mit dem Wind: die Dünen an der schottischen Ostküste. Eine prachtvolle Landschaft, ein einzigartiges Naturschauspiel.
Früher konnte Susie über die Dünen hinweg das Meer erahnen. Nun blickt sie nur noch auf die Vögel in ihrem Vorgarten. Ein aufgeschütteter Erdwall zerstört den Blick:
"Ich bin so wütend! Eines Tages begann er Sand aufzuschütten – direkt vor dem Haus. Ich habe mich gefragt: 'Was geht denn da ab?' Immer höher wurde der Haufen. Ich hatte noch gehofft, er würde ihn wieder abtragen. Hat er aber nicht."
Susie Munro
Er, das ist ihr Nachbar. Und der heißt Donald Trump. Wenn Susie den Wall hochklettert, kann sie sein Anwesen einsehen. Ein Golfplatz wurde hier erbaut, abgeschottet von den Anwohnern.
"Der Wall geht einmal ganz rum. Er wird nur von dem Tor dort unterbrochen und geht dann hinter meinem Haus weiter."
Susie Munro
"Also, eigentlich praktisch einmal um ihr Haus rum."
Julie Kurz
"Ja, genau. Es fühlt sich an wie ein Gefängnis."
Susie Munro
Die Mauer von Schottland wird der Wall schon genannt, in Anspielung an Trumps geplanten Mauerbau an der mexikanischen Grenze. Aus Solidarität weht bei Nachbar Michael Forbes gar die mexikanische Flagge, gut sichtbar für die Golfspieler, die nach der Winterpause auf den Luxusplatz mitten in der Dünenlandschaft zurückkehren: Golfen mit atemberaubendem Ausblick auf die Nordsee. Allein die anreihenden Grundstücke, besonders der Bauernhof von Michael Forbes, würden den Blick trüben, beschwert sich Donald Trump immer wieder bei seinen Besuchen auf dem Golfplatz, auch in diesem Interview von 2009.
"Schauen sie sich mal diesen Michael Forbes an, in welchen furchtbaren Zuständen der lebt. Und dass Leute diesen Anblick ertragen müssen! Es ist wie ein Slum. Mister Forbes ist kein Mann, auf den Schottland stolz sein kann."
Donald Trump
Er ist Michael Forbes: sein Grundstück hat er Donald Trump trotz des Drucks nicht verkauft. Und einschüchtern ließ er sich auch nicht. Nicht er sei eine Schande für Schottland, sondern Trump, der immer wieder stolz von seiner schottischen Mutter rede:
"Er ist kein Schotte. Ein Schotte würde das nicht machen, was er mir angetan hat. Er hat versucht mich zu mobben, mich fertig zu machen. Aber es hat nicht geklappt."
Michael Forbes
"Keine Trump-Lügen mehr!" hat Michael an seine Garage gesprüht. Hohle Versprechen habe der Immobilienmogul gemacht, beklagen viele Schotten in der Region. Hunderte Jobs hatte Trump versprochen und Milliardeninvestition. Damit überzeugte er auch die schottische Regierung ihm das Land zu verkaufen. Warnungen von lokalen Politikern wie Paul Johnston wurden übergangen.
"Jede Empfehlung von Umweltorganisationen, von Wissenschaftlern, von Bauplanern war, dass wir das nicht tun sollten. Aber die schottische Regierung war besessen von der überwältigenden wirtschaftlichen Aussicht, von den vielen Jobs. Und dann ist es noch nicht mal so gekommen."
Paul Johnston, Mitglied Stadtrat Aberdeenshire
Auf unsere Anfrage schreibt Trump Golf International, dass man 100 Millionen Pfund investiert und 150 Jobs geschaffen habe. Weitere Projekte seien in Planung. Aussichten auf eine florierende Zukunft?
Die Gegenwart hat Anwohnern wie Susie bislang vor allem eins gezeigt: Mauern bauen – das kann Trump.