Türkei Schwierige Syrien-Hilfe
Elbeyli in Südostanatolien ist seit jeher ein Ort der Armut und der Anspruchslosigkeit. Einfachste Behausungen zeugen vom entbehrungsreichen Alltag der Menschen.
Doch für Familie Latif ist dieser Ort der Lebensretter. Seit drei Jahren können hier die acht Kinder mit ihren Eltern und der Tante ein recht normales Leben führen. Der Krieg in Syrien liegt hinter ihnen.
Bauer Latif hat Besuch von Mitarbeitern der Welthungerhilfe. Gemeinsam mit den türkischen Behörden haben sie für 21 syrische Familien eine Existenz geschaffen.
Fünf Hektar Ackerland habe er von der Welthungerhilfe bekommen, erzählt Latif. Miete für das Haus müsse er nicht zahlen. Geld für Essen und Schule erhalte er von Türken und den Deutschen. Natürlich bleibt die Not. Der jüngste Sohn müsste an der Lunge operiert werden. Doch dafür fehlt das Geld.
Auf dem Feld ist der 15-jährige Ahmet bereits eine große Hilfe. Die Paprikaernte bringt der Flüchtlingsfamilie pro Jahr rund 2300 Euro. Die fünf Hektar Land hat die Welthungerhilfe von einem türkischen Großgrundbesitzer gepachtet.
"Ich bin hier her gekommen ohne Arbeit, ohne Perspektive. Die Welthungerhilfe hat uns den Boden gegeben, um Paprika zu pflanzen, und sichert auch die Wasserversorgung. Gottseidank hat uns das Erfolg gebracht."
Latif Latif, Bauer und syrischer Flüchtling
Der türkische Besitzer des Paprikafeldes schaut bei den Dreharbeiten kurz vorbei. Da die Welthungerhilfe die Pacht zahlt, machen zehn weitere Grundbesitzer aus Elbeyli mit. Letztlich soll das Projekt allen hier nutzen.
"Wir kooperieren vor allem mit der türkischen Gemeinde Elbely und auch mit den türkischen Bauern. Die müssen bereit sein ihr Land zu verpachten, eben an die syrischen Bauern. Das hat bisher ganz gut geklappt. Und mit denen, mit denen wir gesprochen haben, die wollen das auch weiter führen."
Dirk Hegmanns, Welthungerhilfe
Die Welthungerhilfe will das Projekt also fortführen – doch ist die Finanzierung noch nicht gesichert.
Eine drei Meter hohe Mauer zieht sich entlang der türkisch-syrischen Grenze. Jenseits der Mauer sammeln sich tausende Flüchtlinge, sie suchen Hilfe – seit Jahren.
Die türkische Stadt Gaziantep ist die Schaltzentrale der humanitären Hilfe für Nordsyrien. Hier organisieren internationale Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen ihre Projekte. Umgesetzt werden die Projekte zumeist von syrischen Organisationen, denn internationale Helfer dürfen nicht nach Syrien.
Wir treffen Fadi al Dairi von der Organisation "Hand in Hand for Syria". Sie arbeiten vor Ort in den umkämpften Gebieten Syriens. Spenden, vor allem aus Deutschland, finanzieren die Projekte, so auch die Welthungerhilfe.
"Dies ist eines unserer Projekte mit der Welthungerhilfe. Das Geld stammt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Es ist ein sehr wichtiges Projekt für das Gesundheitssystem in Syrien. 130 medizinische Fachkräfte wurden ausgebildet, die jetzt in syrischen Krankenhäusern arbeiten."
Fadi Al Dairi, Hand in Hand for Syria
"Hand in Hand" und andere Hilfsorganisationen dokumentieren, wo im Kriegsgebiet Hilfe dringend nötig wäre. 73 Hilfsorganisationen veröffentlichten einen Brandbrief an die Vereinten Nationen. Ihr Vorwurf: Daten über Hilfsbedürftige würden zugunsten der von Assad kontrollierten Gebiete manipuliert – mit Wissen der UN.
"Die meisten unserer Informationen wurden aus dem offiziellen Bedarfsplan für Syrien entfernt. In der ursprünglichen Fassung waren sie noch aufgeführt, in der finalen dann waren sie verschwunden. Wir waren absolut geschockt. Das meiste war so verändert, dass es der syrischen Regierung passte."
Fadi Al Dairi
Die UN wehren sich gegen die Vorwürfe und betonen, sie würden unparteiisch und neutral die Flüchtlingshilfen verteilen. „Hand in Hand“ gilt bei den deutschen Partnern als seriös und korruptionsfrei. Doch arbeiten alle NGOs sauber? Wir bekommen diese Bilder aus Syrien zugespielt: Das Flüchtlingslager sollte seit Monaten winterfest sein. Tatsächlich ist der Boden matschig, die sanitäre Anlagen unfertig, Drainagen fehlen… Ein großer Regen, und alles schwimmt weg.
"Wir können mit eigenem Personal noch nicht rüber nach Syrien. Das ist uns verboten. Wenn, dann müssen wir Syrer, also Mitarbeiter mit syrischer Nationalität anheuern, um eben diese Arbeiten zu betreuen oder durchzuführen, und insofern sind da schon bestimmte Schwierigkeiten, um die Projekte durchzuführen."
Dirk Hegmanns, Welthungerhilfe