Zypern EU-Pässe verkäuflich
Eine Party ganz nach dem Geschmack einflussreicher Russen auf Zypern: Im Vorgarten des Präsidentenpalastes in Nikosia demonstrieren die Reichen und Schönen ihre Macht. Stimmgewaltig unterstreicht ein eigens aus Moskau eingeflogener Mönchschor den Anspruch der Russen auf die Insel.
Die Gemeinde wächst im griechischen Teil Zyperns seit Jahren. Nikos Anastasiadis, griechisch-zyprischer Präsident, sitzt mit seiner Gattin neben dem russischen Botschafter und zeigt sich dankbar.
"Sie haben so viel zum Wachstum unserer Wirtschaft beigetragen, um diese zu retten. Vor allem nach der Krise 2013 gab es ein großartige russische Unterstützung und Vertrauen in die zyprische Wirtschaft."
Nikos Anastasiadis, Präsident Republik Zypern
Der griechische Teil Zyperns hat etwa 850.000 Einwohner. Der Anteil der Russen ist eindrucksvoll:
"50.000 Russen leben hier. Wir freuen uns, dass es hier so einen schönen Abend gibt."
Stanislav Osadchiy, russischer Botschafter
Ein großer Teil der auf Zypern lebenden Russen hat die zyprische Staatsbürgerschaft. Damit sind russische Zyprer auch Bürger der Europäischen Union.
Die meisten leben in der Stadt Limassol, an der Südküste der Insel. Dass die russische Gemeinde in den letzten Jahren so rasant wachsen konnte, liegt an einem einfachen Geschäftsmodell: Wer in der Republik Zypern in eine Luxusimmobilie zwei Millionen Euro investiert, so Beobachter, bekommt dazu den zyprischen Pass. Immobilienmakler werben in Limassol ungeniert mit dem Paket schickes Haus plus Staatsbürgerschaft. Nach drei Jahren kann man die Immobilie verkaufen und behält den Pass.
Der Menschenrechtsaktivist Doros Polycarpou kritisiert seit Jahren den Verkauf von Staatsbürgerschaften, denn allein der Innenminister beziehungsweise die Regierung wüssten, wer so Zyprer wird. Polycarpou sagt, es gäbe aktuell mindestens einen Russen, der die zyprische Staatsbürgerschaft angenommen habe und gleichzeitig von den USA gesucht wird.
"Wir haben die Verantwortung als Gesellschaft sicher zu stellen, dass Keiner die Staatsbürgerschaft bekommt, um kriminelle Aktivitäten in der Vergangenheit zu verschleiern oder sogar um diese fortzusetzen."
Doros Polycarpou, Menschenrechtsorganisation Kisa
Der Journalist Giannis Ioannou schreibt immer wieder über die sogenannten goldenen Visa. Ioannou sagt, auch andere europäische Länder verkauften Pässe, doch nirgends gehe es so schnell wie in Zypern. Nach zwei Monaten sei der Pass auf dem Tisch und nur 40 Prozent der Investoren blieben überhaupt auf der Insel.
"Die meisten ziehen weiter. Sie nutzen das goldene Visum und alle Vorteile und sind lediglich solange in Zypern, bis alles erledigt ist."
Giannis Ioannou, Journalist
Viele nutzten die zyprische Staatsbürgerschaft, um dann irgendwo in der EU zu leben. Auf Zypern blieben sie nur für einen kurzen Badeurlaub und um die bürokratischen Formalitäten zu erledigen.
In Limassol steht die ehemalige Anwaltskanzlei des Präsidenten Anastasiadis. Viele Russen bekämen ausgerechnet hier juristischen Beistand für die Investition in eine Immobilie und das damit verbundene goldene Visum, beklagt Menschenrechtsaktivist Polycarpou:
"Eine der großen Anwaltskanzleien wurde vom Präsidenten geleitet, bis er gewählt wurde. Diese wird nun unter demselben Nachnamen von seinen Töchtern und seinen Partnern weitergeführt."
Doros Polycarpou, Menschenrechtsorganisation Kisa
So kann die russisch-zyprische Party ungestört weitergehen: Brüssel und Berlin hingegen sehen russische Investitionen in Zypern und die damit verbundenen goldenen Visa zunehmend kritisch. Präsident Anastasiadis irritiert das kaum:
"Die müssen erst Mal selbst nachsehen, wie viele russische Milliarden auf deren Banken liegen."
Nikos Anastasiadis, Präsident Republik Zypern
Kritiker auf Zypern fordern jedoch schnellstens ein Eingreifen und Gesetze, die transparenter machen, wer EU-Staatsbürgerschaften über Investitionen erwirbt.