Frankreich Unternehmer begehren auf
Ihre Kirche haben sich die Kaufleute von Houdan selbst gebaut. Eigenes Engagement – was im 16 Jahrhundert galt, trifft heute immer noch zu.
Die Gemeinde hat die geringste Arbeitslosigkeit Frankreichs: 4,8 Prozent. Die Einwohner von Houdon wissen warum, wie dieser Blumenhändler:
"Wie das geht? Wir fühlen uns zusammengehörig. Und wir geben uns gegenseitig Jobs. Wir sprechen miteinander. Die Stadt ist sehr aktiv, das sieht man hier, hier ist viel los. Und wir haben ein gut funktionierendes Industriegebiet mit vielen Jobs."
Ein Mann
Eines von 1500 kleinen und mittleren Unternehmen in der Region ist das von Patrick Robert. Er produziert Ladentheken und Aufsteller, etwa für die französische Kosmetikindustrie. Gerade wollen sie das Kaufhaus Galeries Lafayette überzeugen, dass eine rote Kasse vielleicht keine so gute Idee ist:
"Rot macht doch aggressiv. Man wird genau darauf gestoßen, dass man nun bezahlen muss. Ich finde, man sollte den Gang zur Kasse erleichtern, indem man eine sanftere Farbe nimmt, vielleicht hellblau."
Patrick Robert, Unternehmer Ideaform
Er lebt in einem Vorzeigestädtchen, Frankreich aber kommt nicht aus der Krise. Die Unternehmen sollen Wachstum schaffen, der Staat aber mache es ihnen schwer.
"Die Hindernisse in diesem Land sind hoch: Wenn man jemanden einstellt, mit einem unbefristeten Vertrag, dann muss man diesen Mitarbeiter ewig behalten. Kündigen ist extrem schwer hier. Der Schutz der Mitarbeiter ist enorm."
Patrick Robert
Das ist seit Jahren so: in Frankreich werden die Arbeitnehmer geschützt, auch seine Leute. Die Unternehmen aber zahlen drauf, so der Firmenchef. Er hat 45 Mitarbeiter, will aber keinesfalls mehr als 50 haben. Denn dann wäre eine besondere Unternehmersteuer fällig, ein Betriebsrat, ein eigener Sicherheitsverantwortlicher für die Firma.
"All diese Leute agieren ja während ihrer Arbeitszeit, um bestimmte Verfahren zu entwickeln, um mit den Mitarbeitern zu sprechen, um Aktionen zu organisieren, die, auch wenn sie sozial gerechtfertigt sind, die Gewinnmargen des Unternehmens beeinträchtigen."
Patrick Robert
Der Nachbar Patrick Mitchell ist auch Unternehmer und Präsident der Unternehmervereinigung. Auch bei ihm: Frust.
"Du siehst, die Büros sind leer heute...."
Patrick Mitchell
Denn es ist Freitag, 12 Uhr. In Frankreich gilt die 35-Stunden-Woche. Jede Überstunde kostet 20 Prozent mehr. Wenn die Mitarbeiter allerdings schon mittags gehen, wie sollen sie da wettbewerbsfähig bleiben gegenüber den Konkurrenten in anderen Ländern.
"Ich reise viel in die angelsächsischen Länder, in die USA, aber auch nach Mexiko usw. Das Image von Frankreich ist wirklich schlecht und das macht mir viele Probleme mit dem Export. Warum? Weil wir nicht ernst genommen werden."
Patrick Mitchell, Präsident Unternehmervereinigung Houdan
Unternehmer, nicht noch mehr Politiker brauche das Land. Im Parlament in Paris allerdings, da arbeitet ein Politiker für sie: ihr Bürgermeister.
Jean-Marie Tetart. Der konservative Abgeordnete will die Haushaltspolitik des Sozialistischen Präsidenten Francois Hollande ändern, vor allem den teuren Verwaltungsapparat.
"Wir haben eine Verwaltung, wie es sie seit Jahrhunderten gibt, die sehr effizient ist, vielleicht zu effizient, weil zu groß. Ich glaube, dass dieser Verwaltungsapparat Gesetze und Prozesse viel zu kompliziert macht."
Jean-Marie Tétart, Bürgermeister von Houdan
In der Kleinstadt Houdan schauen die Unternehmer fast neidisch auf Deutschland, auf die mittelständischen Unternehmen, die Gehör bei ihrer Regierung finden.
"Auch wenn wir nicht die Sprache der Mächtigen sprechen, der Absolventen der Elitehochschulen, die das Land regieren, dann haben wir doch eine Botschaft. Welche Botschaft? Freiheit und mehr Flexibilität."
Patrick Robert, Unternehmer aus Houdan