Lettland Russen in der Landesverteidigung
Mobil sein im Angriffsfall. Lettlands Armee trainiert die Landesverteidigung. An dem Manöver nehmen auch Valerie Butans und Igor Belostockis teil.
Igor und sein Freund sind russischer Herkunft – trotzdem sind beide Freiwillige im lettischen Landesschutz.
Auch Igors Frau macht mit. Die Gewalt in der Ukraine und das Auftreten Russlands hat das Ehepaar unruhig gemacht.
"Wir lernen hier, wie wir mit unseren lettischen Waffenbrüdern zusammenhalten können. Und wir üben, wie wir uns auf einen plötzlichen Militärangriff von außen vorbereiten können."
Igor Belostockis
Gemeint ist ein Angriff aus dem Nachbarland Russland. Igor und seine lettische Frau Guna glauben nicht an einen baldigen Einmarsch Moskaus, aber sicher ist sicher.
"Russland interessiert sich nicht wirklich für Lettland. Unser Land ist viel zu klein und wir haben nicht mal Bodenschätze. Ich hoffe, dass es keinen Kampf wie auf der Krim oder in der Ostukraine gibt. Ich möchte einfach nur friedlich leben und mein Kind großziehen."
Igor Belostockis
Dabei gehört die Trennung von seinem kleinen Sohn zum Alltag. Denn allein von seinem Job in Lettland, der früheren Sowjetrepublik, kann Igor seine Familie nicht ernähren. Alle zwei Monate bricht er nach Frankreich auf – dort fährt er Taxi.
"Wir könnten wie in sozialistischen Zeiten hier Schweine züchten und sie nach Russland verkaufen. Das ist ein riesiger Markt, ein Fass ohne Boden. Dort könnten wir alles anbieten. Dass Russland unser Nachbarland ist, ist ein großes Plus."
Igor Belostockis
An der Schnellstraße nach Russland liegt auch das Motel von Valerie Butans, Igors Freund vom Landesschutz. Das Familienunternehmen läuft gut. Fernfahrer aus Russland kurbeln das Geschäft an. Vor allem deshalb hält auch Igor gar nichts von kriegerischen Auseinandersetzungen und Wirtschaftssanktionen gegen Moskau.
"Die Schnellstraße ist wie eine Blutader. Die Lastwagen steuern den Warenfluss nach Russland. Eine Militäraktion würde all das stoppen. Das hätte nicht nur einen Einfluss auf mein Unternehmen, sondern auf alle Geschäfte um uns herum. Und das ganze Land würde unter Steuerausfällen leiden."
Valerie Butans
In Lettland hat fast jeder Dritte russische Vorfahren. Hier in der Kleinstadt Jekabpils, jeder Vierte. Viele sind bis heute Russland treu geblieben. Auch Anton Abromovic, ein Kumpel von Igor und Valerie. Er ist entsetzt, dass beide freiwillig im lettischen Landesschutz dienen und im Ernstfall sogar auf russische Soldaten schießen würden.
"Soll doch Moskau Lettland annektieren. Russland ist ein solch riesiges Land, sie machen sowieso, was sie wollen. Lass sie kommen und die lettische Regierung durch eine russische ersetzen, was stört dich daran?"
Anton Abromovic
"Und dann kommen russische Soldaten in dein Haus und sagen: ‚Wir wohnen jetzt hier und schmeißen dich raus.‘ Was machst du dann. Wie ein Hund den Schwanz einziehen und im Wald leben?"
Valerie Butans
Das wäre der Untergang Lettlands, meinen Valerie und Igor und machen sich fit für die Verteidigung des Landes. Ihre russische Herkunft spielt dabei keine Rolle. Seit Russland auf der Krim die rote Linie überschritten hat, sind sie zu allem bereit.
"Mir ist es egal, ob es Russen sind oder andere Soldaten, die unsere Grenzen verletzen. Wir sind im lettischen Landesschutz und werden diesen Staat gegen alle Feinde verteidigen."
Igor Belostockis
"Wenn die Russen uns angreifen, dann werden wir zurückschießen. Um uns zu schützen, unsere Verwandten und unsere Heimat."
Valerie Butans
An den diesjährigen Manövern nehmen sogar Nato-Soldaten teil. Sie sollen den Letten die Furcht vor dem übermächtigen Nachbarn Russland nehmen. Die Ausrüstung ist allerdings miserabel: Lettlands Armee verfügt über einen der niedrigsten Haushalte innerhalb der Nato. Umso wichtiger seien die kostengünstigen Landesschützer.
"Wir fragen lettische Staatsbürger, die beim Landesschutz mitmachen, nicht nach ihrer Nationalität. Es sind Patrioten, die Lettland loyal verteidigen wollen."
Leonids Kalnins, Kommandeur
Igor, seine Frau und Valerie können da nur zustimmen. Sie haben sich längst für Lettland entschieden.