Österreich Pipeline im Pitztal
Mit der Milch von Trixie wird gleich etwas geschehen, was es im gesamten Alpenraum wohl nur hier gibt, auf der Tanzalm bei Jerzens im Tiroler Pitztal. Was genau, zeigt Hirte Mario.
"Ja, ham mir da angesteckt, und jetzt geht die Milch runter."
Mario Wechselberger
Die Milch fließt runter von der zweitausend Meter hoch gelegenen Alm ins Tal, ohne dass ein Tankwagen die beschwerliche Strecke auf sich nehmen muss, und landet im Milchstüberl, wo Ehrentraud sie in Empfang nimmt.
Eine Pipeline macht‘s möglich. Dreißig Minuten braucht die frische Kuhmilch für dreieinhalb Kilometer Strecke und neunhundert Höhenmeter auf ihrer Reise ins Tal. Neunhundert Höhenmeter: Ein Wanderer braucht dafür bis zu zwei Stunden.
Und diese Pipeline ist nicht neu: Sie besteht schon seit über fünfzig Jahren. Gebhard Schöpf von der Agrargemeinschaft hat die Zeit damals noch selbst erlebt: Straßen auf die Almen gab es nicht. Die Milch blieb oben und wurde zu Butter und Käse verarbeitet - ein Problem für die Molkereien.
"Im Sommer sind viele Kühe in ganz Tirol auf die Almen gekommen und die Molkereien haben zu wenig Milch gehabt. Das war sicher ein Grund, weshalb das gebaut worden ist."
Gebhard Schöpf, Agrargemeinschaft TanzAlpe
Milchüberschuss war damals noch ein Fremdwort. So war es auch die Molkerei die auf die Idee mit der Pipeline kam und sie mit Geld unterstützte.
Heute ist Obmann Stefan Lindner froh, dass sie immer noch funktioniert. Denn viele ähnliche Versuche zuvor waren kläglich gescheitert.
"In Oberndorf, da wo ich herkomme, da hat’s auch eine Milchleitung gegeben; die war relativ oberflächlich eingegraben. Dann kann dann auch mal passieren, dass durch die Alpwirtschaft die Tiere irgendwann man so an Schlauch kappen und dann halt die Milch nicht da ankommt, wo sie ankommen soll."
Stefan Lindner, Molkerei Tirol Milch
Doch den Bauern in Jerzens sollte so was nicht passieren: vierzig Zentimeter tief schlugen sie den Kilometer langen Graben in den Fels. Alle packten sie mit an, über achtzig Landwirte, einer von ihnen Franz Raich.
"Das ist eine technische Ingenieurleistung gewesen, dass des wirklich auch funktioniert hat. Das wäre für die oben eine Blamage gewesen, wenn die Milch unten ankommt und es wären Butterbrocken gewesen. Das haben viele bezweifelt."
Franz Raich, Pipeline-Erbauer
Kommentieren
Neuner A., Sonntag, 20.Juli 2014, 18:40 Uhr
1. Milchleitung
Wie wird die Milchleitung gereinigt und saubergehalten?
Antwort von Nils Kopp, Montag, 21.Juli, 12:20 Uhr
Wenn keine Milch durch die Pipeline läuft, fließt im Sommer ständig Wasser. Außerdem werden - bevor die Pipeline an die Milchleitung angeschlossen - Schwämme durch den Schlauch geleitet. All dass soll die Pipeline sauber halten, was bis heute auch immer gelungen ist.
Nils Kopp