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Schweden Kranführerin im Hafen von Göteborg

Die Emma Maersk ist angekommen. Das fast 400 Meter lange Containerschiff macht Zwischenstopp auf seiner Route zwischen Shanghai in China und den nordeuropäischen Häfen. Mehr als 14.000 Container kann der Gigant laden.

Von: Clas Oliver Richter

Stand: 15.06.2014 | Archiv

Der Containerhafen von Göteborg | Bild: BR

Einige Hundert werden im Hafen von Göteborg umgeschlagen. Auf den Containerbrücken geht es jetzt um Minuten, denn laut Fahrplan soll die Emma Maersk schon in ein paar Stunden wieder auslaufen.

Jenny Ljungkvist

Jenny Ljungkvist hat Frühschicht auf einer der Brücken. In 80 Meter Höhe sorgt sie dafür, dass die Stahlkisten aus- und eingeladen werden. Die 37-Jährige ist die einzige Kranfahrerin im Hafen von Göteborg.

"Das ist die größte Herausforderung gewesen. Das war hart, als einzige Frau. Damals, als ich angefangen habe, gab es im ganzen Hafen noch nicht so viele Frauen. Am Anfang war das sehr schwierig."

Jenny Ljungkvist, Kranfahrerin

Die Container laden sie im Akkord um. Und wenn die Kranfahrer zu langsam sind, kann das ganze Team die Vorgaben nicht einhalten.

Als Jenny anfing, hatte sie mit reichlich Vorurteilen zu kämpfen: Eine Frau auf der Containerbrücke – viele Kollegen konnten sich damit gar nicht anfreunden. Das Containerterminal sei nur was für echte Männer!

"Ja, das könnte man glauben. Aber dann ist mir einmal ein Container ins Wasser gefallen ist, da habe ich ihn wieder rausgefischt. Das hat zwar etwas gedauert, aber es hat geklappt. Er war leer und niemand wurde verletzt."

Jenny Ljungkvist

Dafür gab’s damals Lob, auch von den kritischen Kollegen:

"Es gab vor allem Glückwünsche. Früher ist schon einigen mal ein Container ins Wasser gefallen, aber sie haben es eben nicht geschafft, sie wieder heraus zu holen."

Jenny Ljungkvist

Zwei Stunden am Stück arbeitet Jenny oben auf der Container-Brücke, dann macht sie Pause. So sind die Sicherheitsbestimmungen für alle, die die Kisten umladen.

In der Kantine gibt es schon zu früher Stunde Deftiges, und alle, auch Jenny, nutzen das kulinarische Angebot.

Inzwischen ist sie in ihrem Team akzeptiert, gehört dazu. Aber bis hierher war es ein langer Weg. So mancher der Kollegen mochte auch nach Monaten nicht mit frauenfeindlichen Sprüchen aufhören.

"Nicht jeder war ein Schwein, aber so mancher schon. Ich habe natürlich einiges zu hören bekommen seit dem Tag, an dem ich im Hafen angefangen habe. Dass wir Frauen das nicht schaffen und so."

Jenny Ljungkvist

"Hier muss man sehr viel aushalten können. Man muss Mist fressen, um Mist auszuteilen. So ist das hier, aber alles mit Wärme im Herzen, nicht, weil man böse sein will, absolut nicht."

Hardy

Nach der Pause geht es mit dem Fahrstuhl wieder hoch auf den Kran.

Bevor Jenny den Job hier oben angenommen hat, hat sie auf dem Auto-Terminal gearbeitet, hat Volvos auf die Auto-Transporter gefahren.

Die Arbeit als Container-Brücken-Führerin war da ein richtiger Karrieresprung mit viel mehr Verantwortung und besserem Gehalt.

Bei ihren ersten Tests musste sie dann feststellen, dass es da ein ganz besonderes Problem gab:

"Ja, ich erinnere mich noch gut daran, als ich das erste Mal auf einen Kran geklettert bin. Da war ich natürlich wahnsinnig nervös und hatte keine Ahnung, dass ich solche Höhenangst haben würde. Ich war so froh, als ich meine Angst dann irgendwann überwunden hatte."

Jenny Ljungkvist

Die Abstimmung mit den Kollegen unten auf dem Schiff, sie sei besonders wichtig, erzählt Jenny, und eine Frage der Erfahrung.

Das Containerterminal von Göteborg ist das größte in ganz Skandinavien. Für die Stadt an Schwedens Westküste ist der Hafen der wichtigste Arbeitgeber. Neben Stockholm und Malmö an der Südküste gilt Göteborg als wichtigste Metropole in Schweden.

Mit ihrem Mann Niklas genießt Jenny die Tage, wenn sie nicht im Hafen arbeiten muss. Niklas habe ihr immer geraten durchzuhalten, sagt Jenny. Auch in den schwierigen Zeiten. Seit ein paar Monaten ist Familie Ljungkvist nun zu Dritt, seitdem Baby Melker auf der Welt ist.

Seitdem Jenny wieder im Hafen arbeitet, passt Niklas auf den kleinen Melker auf:

"Am Anfang habe ich mich nicht getraut, ganz alleine mit ihm zu Hause zu sein. Ich war ein paar Stunden mit ihm allein und habe gemerkt, dass Jenny einfach gewisse Dinge besser kann. Sie spürt, wann er hungrig ist, wann er eine neue Windel braucht, ob ihm zu warm oder zu kalt ist. Das konnte ich am Anfang nicht. Aber jetzt kennen wir beide uns besser und in der letzten Zeit hat es keine Probleme mehr gegeben."

Niklas Olausson

Seitdem haben sich die Prioritäten für Jenny noch einmal verschoben: Melker braucht viel Aufmerksamkeit, das sei noch viel anspruchsvoller als der Job im Hafen.

"Auch wenn ich im Kran Angst hatte, zu versagen, diese Angst ist verschwunden, als ich gelernt hatte, wie man richtig fährt, als ich Routine darin bekommen habe. Aber der Kleine wird ja nie zur Routine. Er ändert sich ständig. Man glaubt, man wüsste genau, wie er tickt, da kommt eine neue Phase, wie bei einem Teenager."

Jenny Ljungkvist

So ein gemeinsames Picknick im Stadtpark entschädige für den stressigen Job im Hafen, meint Jenny. All die Container, der Zeitdruck, sogar die Kollegen, die seien in solchen Moment weit, weit weg.


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