Schweiz Bertrand Piccard
13 Tage, knapp 7000 Kilometer, sechs Zwischenstopps. All das liegt nun schon hinter Bertrand Piccard und André Borschberg: Strecken zwischen 400 und 1500 Kilometern. Bis zu 16 Stunden allein, eingezwängt in einem Cockpit.
Der Auftakt ist gelungen. Die größten Herausforderungen aber liegen noch vor den beiden Schweizer Piloten.
Die Tour beginnt im Morgengrauen des 9. März. Solar Impulse 2 wird auf die Startbahn von Abu Dhabi gezogen. Borschberg und Piccard posieren für die Presse.
Anspannung in Monaco, dem Sitz des Kontrollzentrums. Mittendrin Fürst Albert, der das Projekt großzügig sponsert.
"André, hier ist Albert. Ich habe gute Nachrichten: Ich erteile dir hiermit Starterlaubnis für Solar Impulse, wünsche dir einen guten Flug und vor allem viel Sonne."
Fürst Albert II.
7.12 Uhr: Aufbruch zu einer Reise um die Welt nur mit der Kraft der Sonne. Noch kurz vor dem Start hatte es Probleme mit der Elektronik gegeben. Doch jetzt läuft alles glatt. Jubel in Monaco. Die Erleichterung im Team ist enorm.
"Wir sind fast am Ziel jetzt mit Solar Impulse und wenn wir mit André einer nach dem anderen über Pazifik oder Atlantik fliegen werden, sechs oder sieben Tage in der Luft ohne Treibstoff, das wird etwas absolut Wunderbares sein."
Bertrand Piccard, Flugpionier
Es wird eine Tour der Rekorde: 35.000 Kilometer, 25 Flugtage, Indien, China, 8000 Kilometer nonstop über den Pazifik. New York, dann Südeuropa oder Nordafrika, Rückkehr nach Abu Dhabi im Juli 2015, wenn alles gut geht.
Ein Blick zurück in die Geschichte: Bertrand Piccard auf den Spuren seines Vaters. Das eingerüstete Monstrum ist dessen Werk, 1964 die Sensation auf der Weltausstellung in Lausanne: ein U-Boot nur für Touristen. Als Kind fuhr Bertrand einige Male mit. Heute ist es ein Museumsstück im Luzerner Verkehrshaus. Es sind solche Momente, in denen der 56-jährige Westschweizer spürt, welche Erwartungen auf ihm lasten.
"Wenn Sie nochmal sehen, was Ihre Vorfahren da geleistet haben, auch an Pionierarbeit, ist das auch ein Stück weit Verpflichtung für Sie?"
Reporterfrage
"Ich hatte keinen Druck von meiner Familie, aber es ist wahr, ich hatte viel Druck vom Publikum, von Leuten von außen. Die haben mir immer gesagt: 'Du sollst die Familientradition verfolgen. Du musst das gleiche machen wie Dein Vater, Dein Großvater.' Das war viel Druck."
Bertrand Piccard
Die Piccards: eine Dynastie wie keine andere. Berühmte Forscher über Generationen. Schon als Kind stand Bertrand im Rampenlicht.
Vater Jacques zog es in die Tiefe der Ozeane: 11.000 Meter unter den Meeresspiegel im Marianengraben – Weltrekord und Auszeichnung durch US-Präsident Eisenhower.
Großvater Auguste stieg mit einem Ballon so hoch wie keiner vor ihm: 15.000 Meter. Er sah als erster Mensch die Krümmung der Erde. Der leidenschaftliche Physiker: Eine Art Prototyp des Professors.
"Man kennt ihn!"
Reporter
"Man kennt ihn auch in dieser Form hier, Professor Binlein."
Bertrand Piccard
"Das ist er – er war das Vorbild für diese Komikfigur."
Reporter
"Ja, ja, Hergé! Er hat Tintin – Tim und Struppi – geschrieben. Er hat kurz vor seinem Tod gesagt, dass er meinen Großvater als Vorbild von Professor Binlein genommen hat. Ich war sehr froh. Meine Kinder lieben das so sehr."
Bertrand Piccard
April vor einem Jahr: Premiere des Ausnahmefliegers im schweizerischen Payerne mit viel Prominenz.
"Liebe Freunde, die Zeit ist reif für Solar Impulse 2."
André Borschberg
Ungläubiges Staunen in der Fachwelt: Das Gewicht eines Autos, die Spannweite einer Boeing, null Emissionen, 17.000 Solarzellen, 70 PS. Das reicht gerade einmal für 50 Stundenkilometer. Um die Welt im Schneckentempo.
Piccards Kompagnon Borschberg und sein Spielzeug: Ein Privatjet Schweizer Bauart. Borschberg überlebte den Absturz mit einem Gleitschirm. Eine Bruchlandung mit einem Helikopter. Das habe ihn nur stärker gemacht, sagt er. Gleiten über dem Genfer See mit 500 Stundenkilometern. Auch nach hunderten Flügen Momente des Glücks.
"Als kleiner Junge habe ich immer davon geträumt, über den Wolken zu sein. Die Freiheit zu erleben, die es hier oben gibt. Nah dran an den Vögeln. Das ist ja ein alter Menschheitstraum. Das ist sicher ein ganz wichtiger Aspekt für mich. Ich war nie ein professioneller Pilot. Ich habe es immer nur zum Spaß gemacht."
André Borschberg.
"Jahrelang wurden sie für ihre Vision belächelt."
Reporterfrage
"Wissen Sie, es gibt so viele Leute, die nichts wagen, weil sie haben Angst zu scheitern. Das ist so schade. Für mich es ist besser zu probieren und zu scheitern als nicht zu probieren."
Bertrand Piccard, Solarpionier
Monatelange Vorbereitungen liegen hinter den beiden Piloten: 72 Stunden im Simulator, Überlebenstraining im eiskalten Wasser auf dem Bundeswehrstützpunkt Nordholz, etliche Testflüge in Payerne, immer wieder technische Probleme, Rückschläge, aber keine größeren Pannen oder gar Katastrophen.
Wenn es schiefgeht, könnten 13 Jahre Entwicklungszeit und 150 Millionen Euro verloren sein. Gelingt das Abenteuer, schreiben die beiden Schweizer Pioniere Geschichte mit einer Botschaft, die ihnen beiden am Herzen liegt: Eine Welt ohne Kerosin ist möglich.