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Hildegard Knef Für sie regnete es rote Rosen

Hildegard Knef war Schauspielerin, Autorin, Chanson-Sängerin und Sünderin. Neben Marlene Dietrich und Romy Schneider war sie eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen, die international Erfolf hatten.

Stand: 15.12.2010 | Archiv

Die Karriere des eigenwilligen Stars begann eigentlich am Zeichentisch: Hildegard Knef ließ sich bei der Ufa zur Trickzeichnerin ausbilden. Nach ihrer Lehrzeit besuchte sie die Filmschule in Babelsberg und wirkte noch vor Kriegsbeginn in einigen Filmen mit. Das Kriegsende überlebte sie in Berlin unter abenteuerlichen Umständen, geriet sogar kurzzeitig in amerikanische Gefangenschaft.

Erste Erfolge und ein Skandal

Nach dem Krieg setzte die Knef ihre Karriere am Theater in Berlin fort und spielte 1946 im ersten deutschen Nachkriegsfilm "Die Mörder sind unter uns" (Regie: Wolfgang Staudte) eine ehemalige KZ-Insassin. Der Film wurde auch außerhalb Deutschlands ein Erfolg und verhalf Hildegard Knef zu internationaler Anerkennung. Mit ihrem ersten Mann, dem amerikanischen Filmoffizier Kurt Hirsch, ging sie 1947 in die USA. Die Hoffnung auf eine Hollywood-Karriere erfüllte sich nicht. So kehrte sie 1950 nach Deutschland zurück und übernahm in Willy Forsts Film "Die Sünderin" die Hauptrolle - ein Skandal war geboren. Knef ließ vor der Kamera alle Hüllen fallen. Ein Aufschrei ging durch Deutschland. Politiker verteilten Flugblätter, in denen sie den Film als "Faustschlag ins Gesicht jeder anständigen deutschen Frau" verurteilten. Aufführungsverbote und die öffentliche Verurteilung von den Kanzeln verhalf dem Streifen zum großen Publikumserfolg. Und der Knef zum Durchbruch.

Gefeierter Broadway-Star

Filmografie (Auswahl):

  • Eine fast perfekte Hochzeit (1999)
  • Flügel und Fesseln (1984)
  • Jeder stirbt für sich allein (1976)
  • Blonde Fracht für Sansibar (1965)
  • Der Frauenmörder von Paris (1962)
  • Das Mädchen aus Hamburg (1958)
  • Nachts auf den Straßen (1951)
  • Die Sünderin (1950)
  • Unter den Brücken (1945)

Sie versuchte ein zweites Mal in Hollywood Fuß zu fassen, diesmal mit Erfolg: "Entscheidung vor Morgengrauen" (1950) brachte ihr endlich Anerkennung und weitere Rollenangebote in den USA. Von 1954 bis 1956 war Hildegard Knef sogar ein gefeierter Broadway-Star: Sie trat in 675 Vorstellungen des Cole Porter Musicals "Seidenstrümpfe" auf. 1963 begann dann ihre zweite große Karriere als Chanson-Sängerin. Ihre rauchige Stimme wurde zu ihrem Markenzeichen - die große Ella Fitzgerald nannte die Knef einst "the greatest singer in the world without a voice". Meist sang sie eigene Texte, von denen einige wie "Ich hab' noch einen Koffer in Berlin" oder "Für mich soll's rote Rosen regnen" zu Evergreens wurden.

Eine Hommage an die große Künstlerin kam 1995 unter dem Titel "Für mich soll's rote Rosen regnen" in die deutschen Kinos. 2001 wurde sie ein weiteres Mal von der jungen Filmemacherin Clarissa Ruge porträtiert. Ihre Dokumentation "A Woman and a Half - Hildegard Knef" war 2002 sogar für den deutschen Filmpreis nominiert. Noch zu ihrem 75. Geburtstag im Dezember 2000 zeigte sich "die Knef" von ihrer kreativen Seite: Diesmal hatte sie ihr Talent als Modedesignerin entdeckt. Eine Lungenerkrankung fesselte Hildegard Knef in ihren letzten Lebensjahren an den Rollstuhl. Am 1. Februar 2002 starb der vielseitige Star im Alter von 76 Jahren an den Folgen einer Lungenkrankheit. Bei ihrer Beerdigung auf dem Friedhof in Berlin-Zehlendorf regnete es hunderte rote Rosen auf ihren Sarg. Mit Hildegard Knef verabschiedete sich einer der letzten großen deutschen Stars und eine unverkennbare Stimme aus dem Showgeschäft.


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