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Alain Delon "Eiskalter Engel" mit bewegter Biografie

Zehn Jahre nachdem Alain Delon auf den Filmfestspielen in Cannes entdeckt wurde, schrieb er als "eiskalter Engel" Filmgeschichte. Seine Verlobung mit Romy Schneider, seine Skandale und seine Preise faszinierten nicht nur die Damenwelt, auch die Presse liebte ihn und sein wildes Leben.

Stand: 02.03.2011 | Archiv

Alain Delon | Bild: picture-alliance/dpa

Alain Delon, geboren am 8. November 1935, hatte wuchs nach der Scheidung seiner Eltern in einer Pflegefamilie auf, flog mehrfach wegen Disziplinlosigkeit von der Schule, meldete sich mit 17 bei der französischen Kolonialarmee und kämpfte als Fallschirmjäger an vorderster Front im damaligen Indochina (Vietnam). Mit 20 kehrte er ins zivile Leben zurück, schlug sich in den unterschiedlichsten Berufen durch und lernte Jean-Claude Brialy kennen, mit dem er dann zu den Filmfestspielen nach Cannes reiste.

Alles begann beim Cannes-Filmfestival

Tatsächlich erregte der bildhübsche Delon die Aufmerksamkeit amerikanischer Talentscouts und machte Probeaufnahmen in Rom für Selznick. Yves Allégret schnappte ihn den Amerikanern aber weg und engagierte ihn für "Die Killer lassen bitten". Es folgte Bruder Marc und dessen Kriminalkomödie "Sei schön und halt den Mund" (beide 1957), die auch einen gewissen Jean-Paul Belmondo - den späteren langjährigen Rivalen um die Position der Nummer eins im französischen Kino - in seiner ersten Rolle aufbot. Die erste Hauptrolle spielte Delon in der Schnitzler-Verfilmung "Christine" (1958), die ihn mit Romy Schneider zusammenführte. Ihre leidenschaftliche Affäre und Verlobungszeit mit ihrem Auf und Ab ohne Happy End versorgte die Presse lange Jahre mit Schlagzeilen.

Delon - Inkarnation der Unterwelt

Alain Delon in "Notre Histoire" (1985) | Bild: picture-alliance/dpa

Zum Star und Charakterdarsteller reifte Delon unter der Regie von René Clément, beispielsweise in der Patricia-Highsmith-Verfilmung "Nur die Sonne war Zeuge" (1959) als Tom Ripley und in der Politsatire "Halt' mal die Bombe, Liebling". Er arbeitete auch mit Luchino Visconti im pessimistischen Familiendrama "Rocco und seine Brüder" (1960). Neben dem zweiten Visconti-Film "Der Leopard" (1962) war es vor allem das Genre des Gangsterfilmes, das das Delon-Image des kühl kalkulierenden, amoralischen Typus prägte: Die filmisch stilisierte Unterwelt mit ihren eigenen Gesetzen, ihrer Isolation, ihrer Anbetung des Professionalismus und ihrem strengen Ehrenkodex fand in Delon ihre Inkarnation. Höhepunkte sind hier das Melville-Meisterwerk "Der eiskalte Engel" (1967), "Der Clan der Sizilianer" (1969) und die komödiantische Gangstergeschichte "Borsalino" (1969).

Weitere Glanzlichter in Delons Karriere waren "Die Abenteurer" (1966) an der Seite von Lino Ventura, das Psychodrama "Die Löwin und ihr Jäger" mit Simone Signoret, der Kriminalfilm "Der Zigeuner" (1975), der Politkrimi "Der Fall Serrano", die kafkaeske Parabel "Monsieur Klein" (1976), die Marcel-Proust-Verfilmung "Eine Liebe von Swann" (1983), das Kinodrama "Geschichte eines Lächelns", das ihm 1984 für seine Darstellung eines tragisch Liebenden einen "César" einbrachte. Obwohl Delon seit Ende der 1990er-Jahre vermehrt seinen Rückzug aus dem Kino erklärt hat, war er dennoch 2008 als Julius Caesar in "Asterix bei den Olympischen Spielen" zu sehen.

Große Karriere, viele Skandale

Die Presse liebte Delon, sorgte er doch mit seinem Privatleben für verkaufsfördernde Sensationen. Neben seinem abwechslungsreichen Liebesleben war es vor allem der Skandal um den Tod seines Leibwächters im Jahr 1968 und der nachfolgende Prozess, bei dem Delons Kontakte zur französischen Unterwelt und finanzielle Beteiligungen an Rüstungsprojekten unwidersprochen zur Sprache kamen. Ganz spurlos ging das am "eiskalten Engel" nicht vorbei. 1984 versuchte Delon per einstweiliger Verfügung, die Veröffentlichung einer Monografie des deutschen Filmjournalisten Rein A. Zondergeld zu verhindern, weil er sich durch einige Passagen in seiner Ehre verletzt fühlte. Der Antrag wurde zurückgewiesen. Heute lebt Delon zurückgezogen auf einem Anwesen im französischen Douchy.

Filmografie (Auswahl):
JahrTitel 
2003Frank Riva
1995Hundertundeine Nacht
1992Casanovas Rückkehr
1990Nouvelle Vague
1985Der Panther
1983Eine Liebe von Swann
1981Rette deine Haut, Killer
1979Waffe des Teufels
1973Endstation Schafott
1972Der Chef
1970Vier im Roten Kreis
1969Borsalino
1967Der eiskalte Engel
1963Die schwarze Tulpe
1962Der Leopard
1961Liebe 1962

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