Restaurierung von Grafiken Auf die richtige Dosierung kommt es an
Was kann man für die Erhaltung von Grafikblättern tun? Diese Frage wird den "Kunst + Krempel"-Experten regelmäßig gestellt. Anlass ist meist, dass Blätter aus vergangenen Jahrhunderten bereits sichtbare Alterungsspuren aufweisen.
In einigen Fällen ist der Zustand von "Kunst auf Papier" nur noch als erbärmlich zu bezeichnen. Oft sehen wir Blätter, denen kaum Pflege zuteil wurde oder die über Generationen ungeschützt dem Sonnenlicht ausgesetzt waren.
Beeinträchtigung durch Umwelteinflüsse
Sehr oft werden Grafiken auch in einfachen Mappen zusammengebunden. Im schlimmsten Fall sind sie irgendwann in die Hände eines Desinteressierten gekommen, der sie entweder in feuchten Kellern oder auf Dachböden gelagert hat.
Werden diese Sammlungen nach Jahren oder Jahrzehnten wieder hervorgeholt, weisen die Blätter oft große Beschädigungen auf. Sehr häufig sind es Stockflecken, die durch zu hohe Feuchtigkeit entstehen und sich wie Tintenkleckse über Grafikblätter ausbreiten.
Contra Stockflecken
Beeinträchtigen Stockflecken bereits die Darstellung, muss sich schleunigst ein fachkundiger Papierrestaurator dieser Blätter annehmen. Sie werden in diesem Fall lokal, also nur an den betreffenden Stellen, chemisch behandelt. Die Stockflecken werden mit Chloramin gebleicht und dann meist retuschiert, sodass das Papier wieder einen einheitlichen Gesamteindruck erhält.
Beeinträchtigung durch schlechte Behandlung
Neben der Beeinträchtigung durch Umwelteinflüsse beobachten wir immer wieder Schäden durch unvorsichtige Behandlung. Die Blätter wurden zum Beispiel gefaltet oder achtlos liegen gelassen, sodass sie durch Lichteinwirkung vergilben oder durch unvorsichtiges Hantieren grobe Einrisse erhalten. Auch hier sollte der fachkundige Papierrestaurator aufgesucht werden.
Contra Risse
Bei schlimmen Beschädigungen wie Rissen kann oft nur noch der fachkundige Papierrestaurator Hilfe leisten. Die Risse können geputzt, die Fasern frisiert und neu gelegt werden. Falls erforderlich, wird die Grafik mit Japanpapier hinterlegt, um so ihren Gesamteindruck wieder herzustellen. Vergilbung und Lichtränder werden wie Stockflecken lokal behandelt.
Zu feucht, zu trocken
Der größte Feind für jedes Papier ist zum einen Feuchtigkeit, zum anderen zu starke Trockenheit. Zentralheizungen entziehen der Luft viel mehr Feuchtigkeit als die früher verwendeten Kachelöfen. Papiere trocknen bei einer Luftfeuchtigkeit von 20, 30, selbst 40 Prozent langsam aber sicher aus. Im Laufe der Jahre wird Papier, das permanent zu niedriger Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist, spröde. Nimmt man es dann in die Hand, kann es sogar brechen.
Besonders europäische Papiere der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts reagieren empfindlich auf zu wenig Luftfeuchtigkeit. Für deren Herstellung wurden nämlich nicht mehr Hadern (also Stofffetzen) gekocht, sondern Holzschnitzel zu Brei verarbeitet und daraus sogenanntes Holzschliffpapier hergestellt. Dieses trocknet aber besonders schnell aus und vergilbt noch dazu sehr rasch.
Contra Austrocknung
UV-abweisendes Glas gegen Vergilbung
Die Vergilbung vieler Blätter, Aquarelle oder Meisterzeichnungen mit Feder oder Pinsel kann auch durch Sonnenlichteinwirkung hervorgerufen sein. Wurden die empfindlichen Blätter einige Generationen lang dem strahlendem Licht ausgesetzt, so bleibt für die Nachkommen oft nur mehr eine Ahnung davon, wie das Werk eines vielleicht berühmten Künstlers einmal aussah. Natürlich beschädigt das auch seinen Wert erheblich! Da hilft dann auch keine Restaurierung mehr. Farb- oder Federstriche werden von den Sonnenstrahlen nämlich geradezu "weggefressen". Nicht nur Farben und diverse Tuschen bleichen durch Sonnenlicht aus, auch das Papier selbst vergilbt.
Contra Sonne
Heute gibt es ganz klare und dennoch UV-Strahlen abweisende Verglasungen. Ist die Grafik unter normalem Glas gerahmt, hängen Sie sie auf keinen Fall ins pralle Sonnenlicht, sondern an einen schattigen Platz. Oder legen Sie Ihre Papierarbeiten in spezielle Kassetten und holen Sie sie in Mußestunden zur Betrachtung hervor.