BR Fernsehen - Kunst + Krempel


3

Pflege von Militaria Sanfte Bäder und wenig Licht

Jeder Sammler hat das Bestreben, seine Helme und Uniformen in einen möglichst strahlenden Zustand zu versetzen, ganz im Geiste von Kaiser Wilhelm II., der nicht nur die schirmende, sondern auch die schimmernde Wehr proklamierte. "Gewichst und gewienert" sollten Helme, Knöpfe und Stiefel deshalb bei Paraden sein - aber auch in der eigenen Sammlung?

Stand: 07.09.2010 | Archiv

Pickelhauben | Bild: picture-alliance/dpa

Beim Reinigen und Polieren von Militaria-Stücken sind einige Grundregeln zu beachten, sonst verdirbt man mehr als man gewinnt. Erster Gedanke muss sein, dass einem Sammlungsstück seine hundert oder mehr Jahre anzusehen sein dürfen: Ein Stück kann nicht gleichzeitig alt und doch wie neu sein. Die fein polierten Oberflächen von Metallteilen sind grundsätzlich hoch empfindlich gegen Fingerschweiß. Die Abdrücke bleiben im Grunde immer bestehen. Man sollte also wertvolle, im Originalzustand erhaltene Stücke nur mit Stoffhandschuhen berühren.

Wenig Staub, wenig Sonne

Allgemein empfiehlt sich: Belassen Sie Militaria-Stücke im Fundzustand. Sofern Sie selbst nicht über genügend Erfahrung bei der Reinigung verfügen, ziehen Sie besser einen Fachmann zu Rate. Die Aufbewahrung von Militaria sollte außerdem möglichst staub- und sonnengeschützt erfolgen. Schutzmaßnahmen gegen Ungeziefer wie Motten und Milben müssen regelmäßig erfolgen. Starke Sonnenlichteinstrahlung oder heiße Scheinwerfer mit hohen Watt-Zahlen (heute kaum mehr ein Problem) sollten Sie vermeiden. Die Beleuchtung mit Niedervolt-Halogen-Strahlern ist bei ausreichender Entfernung stundenweise möglich, wenn man seine Sammlungsstücke mal richtig glänzen lassen will. Empfindliche Materialien wie Federn oder Seide sollten aber grundsätzlich dunkel aufbewahrt werden.

Textilien wie Uniformen, die noch stabil in ihrer Substanz sind, können Sie in einem Betrieb mit entsprechender Erfahrung einer Spezialreinigung unterziehen lassen.

Sehr zu empfehlen weil hilfreich ist es, von Ihren Sammlungsstücken eine Bildkartei anzulegen. So werden Informationen über Art, Herkunft und Wert der Stücke am besten dokumentiert.

Pflege und Restaurierung

Orden und Ehrenabzeichen

Orden und Ehrenzeichen können mit den verschiedenen handelsüblichen Edelmetall-Tauchbädern oder mit Ultraschall gereinigt werden. Zu beachten sind hier die Herstellerhinweise (gute Neutralisation mit Wasser), die Ordensbänder sind vorher zu entfernen.

Objekte, die mit Perlen, Korallen oder anderen organischen Materialien besetzt sind, dürfen nicht mit einem Tauchbad in Berührung kommen. Auch bei handbemalten Ordens-Medaillons ist vom Tauchbad abzuraten.

Waffen

Alte Waffen sollte nur der Fachmann restaurieren. Für die Aufbewahrung in einer Privatsammlung genügt es, den oberflächlichen Staub und Schmutz zu entfernen und die Eisenteile mit einem öligen Lappen abzureiben. Geeignetes Öl erhält man im Waffengeschäft. Rostige Stücke manuell oder maschinell grob zu schleifen ist in jedem Fall falsch und verdirbt das Objekt. Der Fachrestaurator kennt substanzschonendere Methoden wie zum Beispiel die elektrolytische Reinigung. Die Aufbewahrung sollte nur in gut temperierten Räumen erfolgen, auf entsprechende Luftbefeuchtung ist zu achten.

Helme I

Der Fachmann weiß, dass Helmbeschläge früher matt vergoldet oder matt versilbert waren und nur die Kanten mit dem Achat poliert wurden. Dies ergab den heute noch faszinierenden, eigenartigen Reiz dieser Oberflächenveredelung.

Wenn solche Oberflächen heute verschmutzt oder blind sind, darf eine Reinigung nie mechanisch, sondern nur chemisch (zum Beispiel mit Edelmetall-Tauchbad) erfolgen.

Helme II

Allerdings muss man sehr vorsichtig arbeiten, und das Tauchbad darf nie an andere Teile wie lackiertes Leder, Stoff usw. gelangen. Die hierbei entstehenden Flecken können nicht mehr entfernt werden.

Metallteile, die mit Tauchbad gereinigt wurden, müssen hinterher gut neutralisiert, das heißt, gewässert werden, damit keine Rückstände verbleiben.


3