Frauenbewegung Die Geschichte der Emanzipation
Frauen wurden wie selbstverständlich unterdrückt - lange Zeit. Bis sie endlich aufstanden und sich zur Wehr setzten. Die Emanzipation hatte begonnen...
-
1791
1791
Die Französische Revolution
Die Gleichheit aller Menschen - das war der Grundgedanke der Französischen Revolution. Olympe de Gouges, eine französische Schriftstellerin und Revolutionärin, forderte bereits 1791 dieselben Rechte und Pflichten für Frauen ein - denn die Formulierungen von Menschen- und Bürgerrechte galten bis dahin nur für Männer.
-
1795
1795
Die erste Medizinerin
Dorothea Erxleben durfte als erste Frau Deutschlands promovieren - und zwar im Fach Medizin. Eine königliche Ausnahme war dafür nötig.
-
1865
1865
"Allgemeiner deutscher Frauenverein"
Luise Otto-Peters gründete den "Allgemeinen deutschen Frauenverein". Der sollte die Aufgabe haben, "für die erhöhte Bildung des weiblichen Geschlechts und die Befreiung der weiblichen Arbeit von allen ihrer Enfaltung entgegenstehenden Hindernissen mit vereinten Kräften zu wirken." Im Laufe der nächsten Jahre folgten eine Reihe anderer Frauenvereine, die Erfolge blieben allerdings gering. Ehe und Mutterschaft blieb selbst für die engagierten Frauen die "natürliche Bestimmung" der Frau.
-
1893
1893
Abitur wird möglich
Ab 1893 wurden Frauen zum Abitur zugelassen.
-
1896
1896
Frauen dürfen zuhören
Erstmals wurden Frauen als Gasthörerinnen an deutschen Universitäten zugelassen.
-
1899
1899
Frauenstudien
In Deutschen Reich wurden erstmals offiziell Frauen zu den Staatsprüfungen der Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie zugelassen. Ein Jahr später erlaubte das Großherzogtum Baden das Frauenstudium uneingeschränkt.
-
1908
1908
Vereinsfreiheit
1908 trat die lang umkämpfte Vereinsfreiheit für Frauen in Kraft. Ab jetzt konnten Frauen auch Mitglieder einer Partei werden.
-
1918
November 1918
Das deutsche Frauenwahlrecht
Die moderne Frauenbewegung begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Frauen kämpften für die bürgerlichen und politischen Rechte der Frauen. Der erste große Erfolg: Im November 1918 wurde das Frauenwahlrecht in Deutschland rechtlich verankert - und zwar aktiv sowie passiv. Zudem das Recht auf Erwerbstätigkeit und Bildung. Außerdem sollte die Gesellschaft umgestaltet werden - auf einer neuen sittlichen Grundlage. Die erste Reichstagswahl mit Frauenwahlrecht fand 1919 statt: 41 weibliche Abgeordnete zogen in die Weimarer Nationalversammlung ein. Fast 90 Prozent der Frauen gingen wählen.
-
1919
1919
Bubikopf und Unabhängigkeit
In der Weimarer Republik entstand eine "neue Frau". Die äußeren Zeichen dieser Entwicklung war der Bubikopf, also das kurzgeschnittene Haar bei Frauen, und ein kurzes Kleid. Plötzlich war die Frau für die Industrie eine potenzielle Konsumentin und wurde heftig umworben.
-
1920
1920
Habilitationsrecht
Frauen erhielten in Deutschland das Habilitationsrecht.
-
1924
1924
Richterinnen
Ab jetzt hatten Frauen die Möglichkeit, Richterin zu werden.
-
1925
1925
Berufstätige Frauen
1925 waren fast eineinhalb Millionen Frauen erwerbstätig. Beinahe jede dritte verheiratete Frau verdiente Geld - allerdings waren die meisten Arbeiterinnen. Hochqualifizierte Akademikerinnen gab es nur wenige. Trotzdem: Frauen wurden finanziell unabhängiger und gewannen eine neue Freiheit.
-
1949
1949
Gleichberechtigung
In diesem Jahr wurde die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in das Deutsche Grundgesetz aufgenommen. Die Bestimmungen im Gesetz wurden jedoch noch nicht angepasst.
-
1950
1950
Einführung der Koeduktion
Ab den 50er Jahren setzte sich in Deutschland langsam durch, dass Buben und Mädchen gemeinsam erzogen und unterrichtet wurden.
-
1954
1954
Frauen dürfen in den öffentlichen Dienst
1954 wurde das Beschäftigungsverbot verheirateter Frauen im öffentlichen Dienst aufgehoben.
-
1957
10. Mai 1957
Lehrerinnen-Zölibat wird aufgehoben
Lehrerinnen durften nicht heiraten, das wurde 1880 per Ministererlass im Deutschen Reich festgelegt. Eine Doppelbelastung von Familie und Beruf, das wurde der Frau nicht zugetraut. Außerdem sah die Frauenrolle etwas anderes vor, als Frauen, die ihr Leben lang berufstätig sind. Frauen nahmen das Lehrerinnen-Zölibat also auf sich, um höhere Bildungseinrichtungen besuchen zu können. Sobald eine Lehrerin heiratete, verlor sie nicht nur ihre Stellung, sondern auch jeglichen Ansprüche auf ein Ruhegehalt. Am 10.Mai 1957 wurde die Zölibatsklausel für Lehrerinnen vom Bundesarbeitsgericht aufgehoben.
-
1958
1958
Gleichberechtigungsgesetz
Neun Jahre nachdem eine grundsätzliche Reform des Familienrechts aus dem 19.Jahrhundert durch das Grundgesetz angekündigt war, wurde die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau auch tatsächlich gesetzlich verankert. Lange war darum gerungen worden. Der Gehorsamsparagraph konnte beispielsweise nur durch Proteste in der Regierung abgeschafft werden.
-
1968
1968
Eine erneute Frauenbewegung
Seit Beginn der 60er-Jahre begann ein Wertewandel in Deutschland: Es waren vor allem die Studenten, die alte "verkrustete" Strukturen aufzubrechen versuchten. Hieraus entstand eine weitere Welle der Frauenbewegung.
Denn: In den 50ern war es noch völlig normal, dass Frauen als brave Hausfrauen ihre Männer verwöhnten, sie selbst immer die zweite Geige spielten. Mädchen waren an höheren Schulen die Ausnahme. Die Frau musste ihren Mann gar um Erlaubnis fragen,wenn sie einer Arbeit nachgehen wollte. So war nur jede dritte Frau erwerbstätig - natürlich in typischen "Frauenberufen". -
1968
September 1968
Der Tomatenwurf
Heike Sander hielt einen Vortrag auf einer Konferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes - und warf hierin den Männern des Bundes vor, dass selbst sie die Diskriminierung der Frauen ignorierten. Die Genossen wollten nicht diskutieren und gingen zur Tagesordnung über. Da warf Heike Sander Tomaten in Richtung des Vorstandstisches. Noch am selben Tag gründeten Frauen in den verschiedenen Landesverbänden des SDS "Weiberräte". Es war der ultimative Startschuss der neuen Frauenbewegung, die nun auch das Alltägliche in Frage stellte. Eine Parole lautete "Das Persönliche ist politisch".
-
1970
1970
Fußballverbot für Frauen ist aufgehoben
Fast 15 Jahre war es her, dass der DFB den Frauenfußball verboten hatte. Gekickt wurde trotzdem in der Damenwelt. Bis zu 60.000 Mädchen und Frauen dürften im Oktober 1970 wohl in Deutschland gekickt haben, als auch der DFB ein Einsehen hatte und das Verbot aufhob.
-
1971
1971
Sexuelle Selbstbestimmung
1971 entstand eine Bewegung, die die Selbstbestimmung über die weibliche Sexualität zum Thema hatte. Es wurde protestiert gegen das Abtreibungsverbot. Das Schlagwort lautete "Mein Bauch gehört mir".
-
1972
1972
Bundesministerium für Frauen
1972 wurde dem Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit die Zuständigkeit für Frauenfragen übertragen. Später wurde ein Frauenreferat geschaffen, das 1986 in die Abteilung Frauenpolitik umgewandelt wurde.
-
1974
1974
Paragraph 218
Der Schwangerschaftsabbruch in den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft wurde straffrei.
-
1976
1976
Familienname
Ab dem Jahr 1976 konnte auch der Name der Frau als Familienname gewählt werden. Jedoch wurde automatisch der Nachname des Mannes zum Ehenamen, wenn sich das Paar nicht einigen konnte. Dieser Grundsatz wurde erst 1991 verworfen.
-
1976
1976
Erste Frauenhäuser entstehen
In dieser Zeit entstand in Westberlin das erste Frauenhaus Deutschlands. Zudem gab es unterschiedliche Frauengruppen, die Frauen berieten und unterstützten, die Opfer von (sexueller) Gewalt wurden. Auch im kulturellen Bereich gab es Neues: Es enstanden reine Frauen-Theatergruppen, -Bands oder -Kabaretts. Außerdem gab es erstmals Frauenverlage.
-
1977
1977
Neues Eherecht
Im neuen Eherecht aus dem Jahr 1977 wurde die "Hausfrauenehe", in der die Frau zur Haushaltsführung verpflichtet war, abgeschafft. Auch das Scheidungsrecht wurde in diesem Jahr reformiert, so dass das Schuldprinzip wegfiel.
-
1977
Januar 1977
Die "Emma" erscheint
Alice Schwarzer gründete die Zeitschrift Emma. Zuvor war sie bereits viele Jahre in der Frauenbewegung aktiv - und ist es bis heute.
-
1993
19. Mai 1993
Erste Ministerpräsidentin
Heide Simonis wurde 1993 die erste Ministerpräsidentin eines deutschen Bundeslandes. Sie wurde Nachfolgerin des zurückgetretenen Björn Engholm in Schleswig-Holstein.
-
1997
1997
Vergewaltigung in Ehe
Ab 1997 wurde die Vergewaltigung auch in der Ehe strafbar - allerdings wurde sie nur auf Antrag verfolgt. 2004 wurde daraus ein Offizialdelikt, das heißt, die Vergewaltigung wurde nun auch von Amts wegen verfolgt.
-
2001
2001
Girls Day
Die Hälfte aller Mädchen wählen bis heute noch "typische Frauenberufe" - Friseurin, Erzieherin, Arzthelferin, Bürofachfrau, Hotelfachfrau, allesamt Berufe mit geringem Lohn und keiner hohen sozialen Anerkennung. Seit 2001 laden deshalb Firmen immer im April Schülerinnen zum "Girls Day" ein. Hier bekommen sie einen Einblick in die "typischen Männerberufe". Mit Erfolg.
-
2005
November 2005
Eine Bundeskanzlerin
Im November erlangte Angela Merkel als erste Frau das Amt der Bundeskanzlerin in Deutschland.
-
2013
18. April 2013
Frauenquote gescheitert
Lange und emotional wurde sie diskutiert - und ist dann doch vom Bundestag abgelehnt worden: In Deutschland wird es auch weiterhin keine gesetzliche Frauenquote in den Führungsetagen von Unternehmen geben.
-
2013
2013
Proteste der Femenaktivistinnen
Beim Finale von Heidi Klums Fernseh-Show "Germany's next Topmodel", das live gesendet wurde, stürmte die Studentin Hellen Langhorst - oben ohne und mit dem Slogan "Heidis Horror Picture Show" auf den Oberkörper gemalt - die Bühne, um gegen das Model Heidi Klum und deren Show zu protestieren. Langhorst ist eine von einer ganzen Reihe Femen-Aktivistinnen, die weltweit barbusig für die Rechte der Frauen kämpfen. In diesem Jahr traten in Deutschland bereits einige von ihnen in Erscheinung: egal ob auf dem roten Teppich der Berlinale oder bei der Hannover-Messe vor Merkel und Putin.