Lebenslinien - Spagat zwischen Kunstfigur und Privatperson Frank-Markus Barwasser - Der Pelzig und ich
Er steckt das rotkarierte Hemd in die Hose, zieht seinen Trachtenjanker an und setzt das braune Cord-Hüdli auf. Jetzt ist er unverkennbar Erwin Pelzig, der in fränkischem Dialekt auf die Missstände der Welt aufmerksam macht. Der Mann hinter der Kunstfigur, Frank-Markus Barwasser, redet hochdeutsch und drängt sich eher nicht ins Rampenlicht.
Als Bub bekommt Frank-Markus, das vierte von fünf Kindern, wenig Aufmerksamkeit. In der Schule in Würzburg hat er große Schwierigkeiten, seine Bewerbung an einer Schauspielschule scheitert.
Filminfo
Originalitel: Frank-Markus Barwasser - Der Pelzig und ich (D, 2017)
Regie: Claudia Wörner
Redaktion: Sonja Hachenberger
Länge: 44 Minuten
VT-UT, 16:9
Frank-Markus wird Journalist. Für eine BR-Radio-Glosse erfindet er Anfang der 90er-Jahre Erwin Pelzig.
1992 finden die ersten Auftritte in einem Würzburger Theater statt. Damals ahnt er noch nicht, dass er die Figur mehr als zwei Jahrzehnte spielen wird.
In seinen Programmen beschäftigt er sich mit kognitiver Dissonanz – den inneren Widersprüchen, die er selbst auch empfindet. Kann er als Barwasser das, was er als Pelzig kann?
Immer unzertrennbarer wird die Beziehung der beiden. Bis er 2016 seinem Alter Ego den Rücken kehrt.
Als Vater in Elternzeit beschließt er, sich nicht mehr von anderen vereinnahmen zu lassen - auch nicht von Pelzig, dem er trotz allem bis heute die Treue hält.
Regiestatement der Autorin Claudia Wörner
Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Film für die Lebenslinien über Frank-Markus Barwasser zu machen?
In einem Interview verkündete Frank-Markus Barwasser das Ende seiner erfolgreichen Talkshow "Pelzig hält sich". Zuvor hatte er schon die Satiresendung "Neues aus der Anstalt" aufgegeben. Er habe das Bedürfnis, sich neuen Ideen und Projekten zuzuwenden, erklärte er damals. Ich war irritiert. Weshalb steigt Frank-Markus Barwasser auf dem Höhepunkt seiner Karriere aus zwei Sendungen aus, die deutschlandweit bekannt und beliebt sind? Bedeutet dies etwa das Ende seiner Kunstfigur "Erwin Pelzig"? Plant er tatsächlich neue Projekte? Welche Projekte würden das sein? Ich fing an zu recherchieren und je mehr ich über Frank-Markus Barwasser und seine privaten und beruflichen Pläne erfuhr, desto mehr reizte es mich, tiefer in seine Biografie einzutauchen.
Wie unterscheidet sich Frank-Markus Barwasser von seinem Alter Ego Erwin Pelzig?
Ich finde es sehr faszinierend, wie sehr sich Frank-Markus Barwasser und seine Kunstfigur Erwin Pelzig unterscheiden. Frank-Markus Barwasser habe ich als sehr sensiblen und bescheidenen Mann erlebt, der sich nicht in den Vordergrund drängt und nicht besonders gern im Mittelpunkt steht. Er genießt es, dass er auf der Straße nicht erkannt wird und ist dankbar, wenn ihm Fernsehinterviews erspart bleiben. Auf der Bühne aber zeigt er, welches Temperament und welche Energie in ihm steckt. Kaum zieht er sein Kostüm an, verändert er sich bis in die Haarspitzen und schafft es spielend zwei Stunden tausend Zuschauer zu unterhalten - ob als zweifelnder Erwin Pelzig, als intellektueller Dr. Göbel oder als selbstbewusster Prolet Hartmut.
Wie gelingt ihm der Spagat zwischen Vatersein und Publikumsliebling zu bleiben?
Frank-Markus Barwasser und seine Frau Katharina nahmen gemeinsam ein Jahr Elternzeit. Dann wechselten sie sich mit der Betreuung ihres Sohnes ab. Während Frank-Markus Barwasser sein neues Bühnenprogramm schrieb, kümmerte sich Katharina stärker um den Sohn. Dann übernahm Frank-Markus Barwasser, um seiner Frau den Wiedereinstieg beim ZDF zu ermöglichen.