Lebenslinien - Günes Seyfarth, Gründerin der Münchner "Community Kitchen" Warum ich Lebensmittel rette
Günes rettet schon seit Jahren Lebensmittel, zuerst privat für ihre Familie, dann für die Nachbarschaft und heute in der von ihr gegründeten Community Kitchen in München. Hier verarbeitet ihr Team gerettete Nahrungsmittel zu Mahlzeiten. Wie wertvoll Lebensmittel sind, weiß sie seit ihrer Kindheit. Denn in ihrer Familie war das Geld immer knapp.
Immer wenn Günes Seyfarth an eine Hürde kommt, wird sie aktiv. Dass sie alles schaffen kann, hat sie in ihrer Kindheit und Jugend gelernt. Ihre Mutter wurde von Grundig als Gastarbeiterin angeworben, zieht als 17-Jährige von der Türkei nach Nürnberg und arbeitet Vollzeit, ihr Vater macht Gelegenheitsarbeiten und ihr Bruder hat das Down-Syndrom. Also muss Günes sehr früh mit anpacken und oftmals ihre eigenen Bedürfnisse hintenanstellen.
Filminfo
Originalitel: Warum ich Lebensmittel rette (D, 2023)
Regie: Constanze Hegetusch
Redaktion: Christiane von Hahn
Länge: 45 Minuten
VT-UT, 16:9, stereo
Erst durch eine Tanzausbildung und ein Auslands-Studienjahr bekommt sie mehr Selbstbewusstsein und macht sich von ihrer Familie unabhängig. Mit ihrer anpackenden Art, ihrem Pragmatismus und ihrer Vision einer gerechteren Welt wird sie als Gründerin aktiv. Dabei lässt sie sich immer von ihrer Lebenswirklichkeit leiten.
Nach der Geburt ihres ersten Sohnes gründet sie eine Kinderkrippe, dann eine Online-Plattform für gebrauchte Umstands- und Kinderkleidung und schließlich eine Plattform für die Verteilung geretteter Lebensmittel. Denn dass in Deutschland tonnenweise Essbares täglich im Müll landet, will sie nicht hinnehmen.
2021 dann bekommt sie die Chance, riesige Flächen einer Versicherung zu mieten und dort gerettete Nahrungsmittel zu Mahlzeiten zuzubereiten und sie stürzt sich in ihr bislang größtes unternehmerisches Abenteuer.
Autorin Constanze Hegetusch über die Dreharbeiten mit Günes Seyfarth
Ob Günes Menschen mit gutem Essen aus geretteten Lebensmitteln versorgt oder eine Tonne Joghurt vor der Vernichtung rettet, sie ist immer mit schier unendlichem Enthusiasmus für die Sache dabei. Das hat auch unser BR-Team angesteckt. Auch wir sind so z.B. zu Joghurt-Retterinnen und Rettern geworden und haben damit unser privates Umfeld versorgt. Die Filmarbeit mit Günes hat mich weiter für das Thema sensibilisiert und ich greife z.B. im Supermarkt nach Zitronennetzen mit eine unperfekten Frucht oder zum leicht welken Salat zum Preisnachlass.
Ich freue mich sehr, dass Günes als nachhaltige innovative Unternehmerin immer wieder mit Preisen ausgezeichnet wird und so weitere Aufmerksamkeit auf das Thema Lebensmittel-Retten lenkt. So wurde sie u.a. mit dem Wirtschaftspreis “La Monachia“; dem bedeuteten deutschen Frauenpreis “Goldenes Bild der Frau“, dem “Bayerischen Mittelstandspreis für gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit“ und vielen anderen Auszeichnungen geehrt.