Lebenslinien - Rahmée, eine erfolgreiche Unternehmerin aus Kamerun Wie ich das Dirndl nach Afrika brachte
"Das Beste aus den verschiedenen Kulturen zusammenbringen“ – das ist das Lebensmotto der heute 59-jährigen Rahmée. Als sie mit 13 Jahren aus Kamerun nach München kommt, ahnt sie noch nicht, dass sie aus eigener Kraft ihre Ausbildung abschließt und eine erfolgreiche Unternehmerin wird. Ein Schicksalsschlag bringt Rahmée auf die Idee ihres Lebens: Dirndl aus afrikanischen Stoffen.
Eine glückliche Kindheit verbringt Rahmée als Jüngste von sechs Geschwistern in wohlhabenden Verhältnissen in Kamerun. Dieses Glück endet jäh, als die Familie 1979 nach München übersiedelt. Der Vater ersehnt sich hier bessere Bildungsmöglichkeiten.
Filminfo
Originalitel: Wie ich das Dirndl nach Afrika brachte (D, 2022)
Regie: Heike Springer
Redaktion: Sonja Hachenberger
Länge: 45 Minuten
VT-UT, 16:9, stereo
Rahmée vermisst die Freiheit ihrer Heimat, verweigert die Schule. Als kurze Zeit später die Mutter die Familie verlässt, übernimmt die 14-Jährige Verantwortung. Mit ihrer gewinnenden Art und ihrer Zielstrebigkeit gelingt es Rahmée, ihr Leben in Erfolg bringende Bahnen zu lenken. Sie absolviert die Wirtschaftsschule, macht eine Ausbildung, heiratet und bekommt einen Sohn.
Die Rolle als Ehefrau und Mutter füllt Rahmée aber nicht aus. Sie trennt sich und macht sich mit einem Einrichtungsgeschäft selbstständig. Kurz darauf lernt sie Wolfgang, einen Niederbayern, kennen und bekommt mit ihm eine Tochter.
Als sich ihre beste Freundin, die wie ein Teil der Familie war, nach jahrelangem Kampf gegen eine schwere Depression das Leben nimmt, ist Rahmée am Tiefpunkt ihres Lebens. Zum ersten Mal konnte sie durch ihr Tun nichts bewirken.
Um den Verlust zu verarbeiten, kehrt sie an ihren Geburtsort zurück. Zusammen mit ihrer Schwester wagt sie ein Experiment: Dirndl aus afrikanischen Stoffen. Heute möchte sie mit ihrem Ausbildungsprojekt Menschen in Benin, einer der ärmsten Regionen Afrikas, eine neue Perspektive geben.
Fragen an die Regisseurin Heike Springer
Was hat dich an Rahmée besonders beeindruckt?
Es gibt so vieles, was mich an Rahmée beeindruckt: Sie ist mutig und selbstbewusst und immer offen für Neues. Den Menschen begegnet sie mit viel Wärme und Herzlichkeit und bringt ihnen großen Respekt entgegen. Rahmée wird nicht müde zu betonen, dass sie ohne die vielen wunderbaren Menschen, die sie unterstützen, gar nichts bewegen könnte. Sie ist eine großartige Netzwerkerin und verfügt über eine schier unerschöpfliche Lebensenergie. Und sie ist ein sehr humorvoller Mensch, der unglaublich gut über sich selbst lachen kann.
Was genau verbirgt sich hinter "The Project Justine“?
Primäres Ziel des Projekts ist es, Schneiderinnen und Schneider im Norden Benins sowohl praktisch als auch theoretisch umfassend auszubilden. Ihr erlerntes Wissen sollen sie dann an nachfolgende Auszubildende weitergeben. Rahmée und ihre Mitstreiter möchten damit jungen Menschen in einer der ärmsten Regionen Afrikas eine neue Perspektive geben und ein selbstbestimmtes Leben und Arbeiten ermöglichen.
Mittlerweile sind gut zwei Jahre seit den Dreharbeiten vergangen. Wie hat sich das Projekt in Benin denn verändert?
Es ist unglaublich, was sich in den letzten beiden Jahren getan hat. Wo wir während unserer Dreharbeiten gerade mal den Brunnen und die Grundsteine für das Schneideratelier sehen konnten, steht heute ein ganzes Zentrum. Mit Seminar- und Verkaufsraum, Mitarbeiterküche und Kinderbetreuung. Und der damals kahle Baobab, den Rahmée im Film umarmt, ist grün und trägt Früchte.