Kaeser in Coburg Der Kompressoren-Hersteller setzt auf Integration
Omid Toukhi hatte schon nicht mehr daran geglaubt – bis zuletzt sah es so aus, als würden die Behörden einem Umzug des 25-jährigen Afghanen nach Coburg nicht zustimmen. Doch dann, einen Tag vor Ausbildungs-Beginn, kam das O.k. Am 1. September konnte Omid seine Lehre zum Industrie-Elektriker beim Coburger Kompressoren-Hersteller Kaeser beginnen. Als einer von 21 Azubis mit Flüchtlings-Hintergrund.
Die Firma Kaeser beschäftigt weltweit rund 5500 Mitarbeiter und hat Niederlassungen in über 50 Ländern. Dem Familien-Unternehmen ist es von jeher wichtig, auch Fachkräfte anderer Nationen auszubilden, auch um sie später vor Ort einsetzen zu können. Doch wie die Fähigkeiten junger Flüchtlinge einschätzen, wenn die wenigsten von ihnen Zeugnisse vorlegen können?
70 Menschen mit Flüchtlingshintergrund
Rund 70 jungen Menschen mit Flüchtlingshintergrund hat Kaeser zwischen Februar und August ein vier- bis achtwöchiges Orientierungs-Praktikum angeboten. 21 von ihnen haben nun eine Ausbildungsstelle erhalten. In einer zweijährigen Ausbildung werden sie zu Maschinen- und Anlagenführer, Industrie-Elektriker und Fachlageristen ausgebildet.
Weil durch die zusätzlichen Azubis die bestehenden Räumlichkeiten aus allen Nähten platzten, hat das Unternehmen das Ausbildungszentrum kurzerhand um 400 Quadratmeter erweitert, zusätzliche Werkzeugmaschinen angeschafft und zwei Ausbilder mehr eingestellt, die für ihre interkulturelle Aufgabe eigens geschult wurden.
Einer der größten Ausbilder in der Region
Daneben investiert der Kompressoren-Hersteller in einen innerbetrieblichen Deutsch- und Fach-Unterricht. Auch Teambuilding unter den Auszubildenden ist bei Kaeser ein Thema. Dazu gehören gemeinsame Azubi-Camps, Kontakte zu Vereinen und die Förderung sportlicher Aktivitäten.
Kaeser Kompressoren ist einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region. Die Azubis zählen bayern- und deutschlandweit zu den Besten.
IdA – Integration durch Ausbildung und Arbeit
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, das Bayerische Wirtschaftsministerium, die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit und die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände haben vor über einem Jahr das Programm Integration durch Ausbildung und Arbeit aufgelegt.
Ziel ist es, Asylbewerbern auf ihrem Weg in Ausbildung und Arbeit zu helfen und Unternehmen bei der Integration zu unterstützen. Eine wichtige Rolle dabei spielen die sogenannten IdA-Navigatoren.
Ihre Aufgabe ist es, die vielfältigen Projektaktivitäten vor Ort zu vernetzen und Ansprechpartner für Unternehmen, Flüchtlinge und die Kooperationspartner zu sein. Gefördert werden sie vom Bayerischen Wirtschaftsministeriums und der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Umgesetzt wird es vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft.
Weitere Fördermöglichkeiten
IdA Bayern Turbo: Hier werden rund 1.000 jugendliche Flüchtlinge und Asylsuchende, die eine hohe Bleibewahrscheinlichkeit haben und aufgrund ihrer guten Vorbildung für eine Ausbildung in Frage kommen, binnen sechs Monaten unter anderem mit Praktika auf eine Einstiegsqualifizierung oder auf eine Ausbildung vorbereitet.
- IdA Ausbilderqualifikation: Ziel des Projekts ist es, in Workshops für interkulturelle Herausforderungen, spezifische Fragestellungen der wichtigsten Flüchtlingsgruppen zu sensibilisieren.
- IdA Kompetenz-Check: Dieses Tool richtet sich an Flüchtlinge und Asylbewerber, die bereits im Herkunftsland einer Beschäftigung nachgegangen sind. Der wissenschaftlich basierte Check misst ihre bereits vorhandenen beruflichen Kompetenzen und gleicht sie mit den Kompetenzstufen des Deutschen Qualifikationsrahmens ab. Daran anschließend soll den Flüchtlingen eine passgenaue Beschäftigung oder Weiterbildung vermittelt werden.