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Gesundheit Mineralöl in Lebensmitteln

In vielen Lebensmittelverpackungen befinden sich Rückstände von Mineralöl, die in die Lebensmittel übergehen können. Nun liegen neue Erkenntnisse vor, wie gefährlich die Verpackungen für den Menschen tatsächlich sind.

Stand: 20.09.2016

Impressionen Mineralöle | Bild: BR

Mineralöl – eigentlich gehört es in den Tank, es steckt aber in vielen, auch gesunden Lebensmitteln. Zum Beispiel in Müsli, Reis oder Haferflocken. Bis zu einem Liter verspeisen wir in unserem Leben. Doch wie kommt das Mineralöl eigentlich in unsere Nahrung?

Über verschiedene Wege: Bei der Produktion gelangen etwa Schmieröle von Maschinen in die Ernte. Aber auch beim Transport der Produkte: Jutesäcke und Wellpappkartons sind mit Mineralöl belastet. Oder durch die Verpackung selbst. Denn ein Großteil der Verpackungen besteht aus recyceltem Karton. Darin sind viele mit Mineralöl bedruckte Zeitungen verarbeitet. So gelangt das Mineralöl in den Verpackungskreislauf. Über die Luft wandern die schädlichen Stoffe aus der Verpackung in die Lebensmittel und letztlich in unseren Körper.

Gravierende gesundheitliche Folgen

Uns liegt eine Studie der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA vor. Sie zeigt, dass die gesundheitlichen Folgen des Mineralöls gravierender sind als bislang vermutet: Die Konzentrationen, die sich über Jahre bei uns Menschen ansammeln, sind viel höher als erwartet – sogar höher als bei den Ratten, die Mineralöl pur bekommen haben. Bis zu 13 Gramm Mineralöl kann sich im Laufe unseres Lebens im Körper anreichern. Der Schadstoff Mineralöl kann unsere Organe schädigen und krebserregend sein, warnen Experten.

"Es geht nicht darum, ob man jetzt gleich stirbt. Chronische Vergiftung ist eine schleichende Seuche, die uns Lebensenergie kostet, die bewirkt, dass ein oder mehrere Organe nicht optimal funktionieren."

Koni Grob. Lebensmittelchemiker

Das BfR setzt sich für geringere Mengen Mineralöl ein

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnte schon vor Jahren vor Mineralöl in Lebensmitteln, empfahl dringend, die Mengen zu minimieren. Und auch die Politik kennt das Mineralöl-Problem seit Jahren. Was tut sie, um uns zu schützen?

Das zuständige Bundesministerium für Ernährung verweist auf die EU sowie die Lebensmittel-Hersteller, die für die Sicherheit zu sorgen hätten. Und darauf, dass Verordnungen in Arbeit seien, die die Lage langfristig verbessern sollen. Die Entwürfe werden seit Jahren diskutiert, konkrete Umsetzungen fehlen aber. Bislang gibt es nur unverbindliche Grenzwerte für Mineralöl im Essen. Und selbst die seien noch viel zu hoch und müssten nach unten korrigiert werden, meint der Lebensmittelchemiker Koni Grob.

Wie reagiert die Politik auf die neusten Erkenntnisse?

Erst einmal gar nicht. Sowohl das Bundesministerium als auch die zuständige Europäische Behörde (EFSA) wollen sich bis zur Veröffentlichung nicht äußern. Aber auch Industrie und Handel sind gefragt, denn tatsächlich gäbe es schnelle Lösungen auf dem Markt. Zum Beispiel in Alfeld. Dort befindet sich einer der größten Verpackungshersteller für Kartonschachteln. Die Kartons werden mit besonderen Schutzschichten hergestellt, sogenannte "funktionelle Barrieren". Das ist eine Extra-Schicht, die wie eine Schutzmauer gegen das Mineralöl wirkt. Die Nachfrage nach diesen speziellen Verpackungen liegt allerdings unter zehn Prozent

Harter Preiskampf auf dem Verpackungsmarkt

Im Vergleich zu der Standard-Verpackung kostet die extrabeschichtete nur wenige Cent mehr. Ein Einsparfaktor? Schließlich herrscht auch auf dem Verpackungsmarkt ein harter Preiskampf. In einem internen Brief, der uns vorliegt, hat ALDI Süd die Hersteller seiner Eigenmarken dazu verpflichtet, darauf zu achten, dass kein Mineralöl mehr nachweisbar ist.

Und die anderen? Wir fragen bei weiteren Lebensmittelketten nach. Rewe antwortet uns nicht. Die Restlichen erklären alle, ihre Hersteller in die Pflicht zu nehmen und eine Reduzierung von Mineralöl anzustreben.


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