Schweinfurt Leben im sozialen Brennpunkt
Schweinfurt gilt aber auch als einer der sozialen Brennpunkte in Bayern. Mehr als jeder Zehnte lebt von Hartz Vier und ist von Armut bedroht. Nicht zuletzt wird deshalb hier soziales Engagement groß geschrieben.
Sorya Lippert ist zweite Bürgermeisterin in Schweinfurt. Sie ist in Pakistan aufgewachsen und hat dort hautnah erlebt, was Armut bedeutet. Sicher ist das ein Motiv, warum sie sich sehr dafür eingesetzt hat, dass Schweinfurt Fair-Trade-Stadt wird. Bis 2019 darf ihre Stadt nun diese Auszeichnung tragen.
Fair Trade liegt ihr am Herzen, um bei den Schweinfurtern Bewusstsein für globale Fairness zu schaffen. In insgesamt 16 Einzelhandelsgeschäften und Lokalen kann man in Schweinfurt Waren erwerben, die sozial und ökologisch korrekt hergestellt wurden.
Fair Trade im Weltladen und im Krankenhaus
Fair Trade steht zum Beispiel für das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit und garantiert Mindestpreise für die Produzenten aus den Herkunftsländern der Waren. Ebenso wie weitere Siegel, etwa Gepa oder El Puente.
Auch das Krankenhaus machen bei Fair Trade mit. In der Krankenhausküche wird nur fair gehandelter Kaffee aus Tansania gebrüht. Er ist teurer, aber dafür geht ein Teil des Einkaufspreises direkt an die Kaffeebauern in Afrika und sichert den Familien dort das Überleben. Rund 10.000 Euro lässt sich die Klinik das im Jahr kosten.
Die interkulturelle Änderungsschneiderei
Ein wichtiges Projekt, das Sorya Lippert selbst ins Leben gerufen hat: Zwei Migrantinnen aus dem Iran und der Ukraine nähen hier Taschen aus alten Kaffeeverpackungen. Diese werden in Privathaushalten und Geschäften gesammelt und hierher gebracht. Aus Müll entstehen so modische Accessoires "Made in Schweinfurt", zum Einkaufen oder für Laptops. Abfall wird reduziert und Migranten haben Arbeit.
Die Frauen schneidern mittlerweile auch Mode, die typisch für ihre Heimat ist.
Die Kindertafel
Nicht nur viele Migranten leben in Schweinfurt, die Stadt kämpft mit fast viermal so viel Hartz-IV-Empfängern wie der Durchschnitt der bayerischen Kommunen. Jedes fünfte Kind lebt hier in Armut. Das ist der Grund, warum es in Schweinfurt ein ungewöhnliches Projekt gibt: die Kindertafel. Jeden Morgen belegen Ehrenamtliche bis zu 250 Pausenbrote für Kinder, deren Eltern das nicht leisten können. Ein gesundes Frühstück für Kinder, die sonst hungern müssten. Sie sollen Kraft für Schule haben.
Ohne Ehrenamtliche wäre das Projekt nicht denkbar. Alles wird mit Spenden finanziert, es gibt keine Fördermittel. Viele Unternehmen aus der Region schicken ihre Auszubildenden zur Kindertafel – damit sie hier soziale Erfahrungen sammeln.
Lieferungen in sozial schwache Viertel
Los ging es 2009 mit einer Schule, inzwischen liefert die Kindertafel die Päckchen mit Broten, Getränken und Obst an 13 Schulen und Kindergärten.