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Senioren am Steuer Sicherheitsrisiko im Straßenverkehr?

Nichts mehr sehen, nichts mehr hören, aber Auto fahren. Senioren am Steuer ist ein sehr umstrittenes Thema. Die Zahl der Führerscheinbesitzer über 75 wird sich in den nächsten 20 Jahren verdoppeln und Ältere verursachen laut Statistik der Versicherer deutlich mehr Schäden als der Durchschnitt der Autofahrer.

Von: Reinhard Weber

Stand: 03.06.2017

Sicherheitsrisiko? | Bild: BR

mehr/wert triftt die 91-jährige Antonie Ochmann aus Fürstenfeldbruck. Die selbstbewusste Seniorin erzählt uns, dass sie noch eine gute Autofahrerin sei. Sie fühle sich fit am Steuer. Zum Laufen nimmt sie zwar den Stock und manchmal auch den Rollator - doch das Autofahren falle ihr leicht. Sie hat sogar noch einen gültigen Motorradführerschein.

"Ich dürfte ja noch schwere Maschinen fahren, aber ich könnte sie gar nicht mehr halten."

Antonie Ochmann, Rentnerin

Antonie Ochmann ist ihr Leben lang Auto gefahren. Oft nimmt sie andere Senioren mit, die sich nicht mehr ans Steuer trauen. Bei Ausflügen stören Antonie dann die langsamen Sonntagsfahrer.

Der Fahrfitnesscheck

Ihre Fahrtauglichkeit hat sie sich vor einem Jahr bescheinigen lassen, vom ADAC. Dort hat sie einen Fahrfitnesscheck absolviert – mit Erfolg.

"Da kann ich jedem empfehlen den Test freiwillig zu machen, solange es noch nicht Pflicht ist. Da macht man das ruhiger und gelassener."

Antonie Ochmann, Rentnerin

Fahrlehrer Anton Hubalek macht den Check mit dem jeweiligen Privatwagen unter Realbedingungen im echten Stadtverkehr. 45 Minuten soll man im Straßenverkehr absolvieren. Der Test kostet als ADAC-Mitglied 49 Euro, als Nichtmitglied 69 Euro. Dann weiß man, wie es um die eigenen Fahrkünste steht.

Keine Meldung an die Behörden

Das Ergebnis bleibt in der Regel unter vier Augen, der ADAC macht keine Meldung an Behörden. Doch was passiert, wenn ein Senior offensichtlich fahruntauglich ist?

"Dem sage ich dann schon sehr deutlich mit Nachdruck, einmal die Fehler, wie gravierend das war, und dass er wirklich nicht mehr fahren darf."

Anton Hubalek, Fahrlehrer

Immer wieder fordern Experten verpflichtende Fahr-Tests für Senioren. Bislang wird das in Deutschland nicht gemacht.

In vielen anderen europäischen Ländern aber gibt es zumindest eine amtliche oder medizinische Überprüfung der Fahrtauglichkeit von Älteren. In Schweden muss der Führerschein sogar alle 5 Jahre erneuert werden.

Kaufbeuren setzt auf Anreize

Kaufbeuren hat dafür Anreize geschaffen. Senioren ab 63 können seit dem ersten Mai ihren Führerschein gegen ein kostenloses Jahresticket für das Stadtbusnetz eintauschen.

Siegfried Steiner

Für Siegfried Steiner heißt es nun Abschied nehmen von der Ära des Autofahrens. Das Auto wird verkauft. Auto weg, Führerschein weg. Mit der Bestätigung der Stadt kann sich Siegfried Steiner am Busschalter dann das kostenlose Jahresticket holen.

Die Idee zu diesem Anreiz hatte Fahrlehrer und Stadtrat Helmut Folter. Denn sein Vater - früher auch Fahrlehrer - wollte den Führerschein partout nicht abgeben - trotz Parkinson.

"Das ist ein langer Kampf, bis man die Herrschaften so weit hat, dass sie ihn dann doch abgeben oder nicht mehr fahren wollen, und so können sie sich immer noch freiwillig entscheiden, und das ist eben das wichtigste, freiwillig entscheiden sie sich, den Führerschein abzugeben."

Helmut Folter.

Siegfried Steiner fährt jetzt Bus – freiwillig. Immer mehr Städte und Gemeinden schaffen nun solche Anreizsysteme, um Senioren zur Abgabe des Führerscheins zu bewegen. Ein guter Weg.


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