eSports Milliardenmarkt der Zukunft für Bundesligavereine?
Die Spielewelt verändert sich rasant, verlagert sich immer mehr ins Internet und aufs Handy. Das zeigt auch die weltweit größte Spielwarenmesse in Nürnberg, die seit gestern die Spielbegeisterten der Welt bei sich versammelt. Hier boomt ein riesiger digitaler Spiele-Markt, auf dem Milliarden Euro umgesetzt werden: e-Sports. Wir von Mehr/wert zeigen Ihnen, welche neue Spielwelt sich da auftut und wer sich darin tummelt.
Die Zeiten von Mensch ärgere Dich nicht, Backgammon, oder Rommé sind so gut wie vorbei. Die Spielewelt verändert sich rasant, verlagert sich immer mehr ins Internet und aufs Handy. Rund acht Millionen Deutsche Internetnutzer zocken die "Games" heutzutage am liebsten online und das mit oder gegen reale und virtuelle Gegner auf der ganzen Welt. Dieses wettbewerbsmäßige Spielen im Internet hat einen Namen: eSport. Ein Massenphänomen, das Millionen Fans vor allem im Internet verfolgen.
Die Lanxess Arena 2016 in Köln: Zehntausende sind hierhergekommen ‑ zur "ESL One Cologne"“, dem größten Counterstrike-Turnier der Welt. Online haben sich mehrere Millionen in den Livestream geklickt. Auf Veranstaltungen wie dieser messen sich Profigamer in Ego-Shooterspielen wie Counter Strike, in Strategiespielen wie League of Legends oder FIFA. Die Preisgelder gehen in die Millionen und die Besucher- und Zuschauerzahlen beweisen: Die Begeisterung für esport ist riesig und wächst stetig. Laut Hochrechnungen des Bundesverbands für Interaktive Unterhaltungssoftware hat knapp jeder sechste deutsche Internetznutzer bereits eSport Matches geschaut. Besonders hoch ist die Quote bei jungen Nutzern. Aus einem Freizeitvergnügen hat sich ein Massengeschäft entwickelt.
Deutscher Meister der virtuellen Bundesliga
Fußball ist seine Leidenschaft. Egal ob beim Zocken an der Playstation oder auf dem Fußballfeld. Früher hat der 17-jährige Daniel Butenko selber im Verein gespielt, und das nicht schlecht. Jetzt spielt er nur noch virtuell Fußball. Und das äußerst erfolgreich. Er ist der amtierende Deutscher Fußball-Meister der virtuellen Bundesliga 2016. Mit dem Meistertitel hat er sich einen Traum erfüllt.
"Man schaut auf´s Handy, da sind 1000 Nachrichten und du denkst dir: Was ist denn jetzt los? Aber da gibt`s wirklich so Leute, die wirklich hinter dir. So etwas kannte ich davor gar nicht."Daniel Butenko
Der Traum vom Profi-Gamer
Daniel träumt davon, für einen großen Fußballverein zu spielen. Als Profi-Gamer. Denn Sportvereine haben inzwischen das Potenzial im eSport erkannt. Schalke 04 etwa hat 2016 eine eigene eSports-Abteilung gegründet. Auch der FC Bayern beobachtet interessiert den Markt.
Der eSport-Club in Vaterstetten
Eine Art Fitnessstudio für Gamer. Hier trainieren die Mitglieder nicht ihren Traumbody, sondern ihre Spielfertigkeit. Seit 2015 gibt es den Club, bezahlt wird entweder pro Trainingseinheit oder wie im Fitnessstudio gegen eine Monatsgebühr. Regelmäßig finden auch hier Events statt, bei denen Teams gegeneinander antreten. Größter Veranstalter internationaler Gaming-Turniere – wie das in der Kölner Lanxess Arena – ist jedoch die ESL – einer der größten Ligabetriebe im eSport weltweit. Über sieben Millionen Spieler sind derzeit in der Ligaplattform der ESL registriert, ein Großteil davon kommt aus Deutschland. Die ESL-Meisterschaften gelten als die Königsklasse für professionelle deutsche Zocker. Wer sie gewinnt, kann sich in der jeweiligen Spieldisziplin "Deutscher Meister" nennen.
Leben wie ein Fußballprofi
Sie zu gewinnen hat er schon zwei Mal geschafft: Der 20-jährige Mohammed Harkous, Mo genannt. Seine Ziele verfolgt er ehrgeizig. Wie ein echter Fußball-Profi denkt er schon an die Karriere danach.
Mo spielt für ein Team, er wird gemanagt, seine Ausrüstung bezahlen Sponsoren, und er trainiert jeden Tag. Dafür bekommt er ein Fixgehalt. Dazu kommen Preisgelder und Spenden, sogenannte "Donations", wenn Mo streamt. Dabei spielt er online mit seinen Fans, kommuniziert gleichzeitig über einen Chat mit ihnen, gibt ihnen Tipps. Wer gut im Geschäft ist, kann so mehrere Tausend Euro im Monat verdienen.
eSport als offizieller Sport?
Mos Manager Uwe Semtner ist von Anfang an in der Gamerbranche dabei, hat das Potential des Elektronischen Sports früh erkannt. Seine Meinung: eSport sollte offiziell als Sport anerkannt werden.
"Wenn ich heute einen Starkraft-Spieler nehme und schaue, wie oft er innerhalb von Minuten die Tastatur bewegen muss und gleichzeitig 25 verschiedene Figuren auf dem Spielfeld hin und her koordinieren muss – das ist so hoch anstrengend, das man das durchaus mit der geistigen und mit der körperlichen Leistung eines echten Sportlers vergleichen kann."
Uwe Semtner, Teamleiter Team expert
Egal ob Sport oder nicht: eSport begeistert Millionen, es ist ein großer Werbemarkt. Und Deutschland steht erst am Anfang.